An Rhein und Ruhr. . Immer mehr Hinterbliebene achten bei Bestattungen aufs Geld. Weil Urnengräber meist um ein Vielfaches günstiger als klassische Sargbestattungen sind - und Urnengräber viel kleiner - entstehen Freiflächen. Die verursachen zusätzliche Kosten für die Kommunen.

Schon seit Jahren hat sich in Deutschland ein Trend verfestigt, der den Kommunen zu schaffen macht: Immer häufiger wählen Bürger Urnengräber für ihre letzte Ruhestätte – gut die Hälfte aller Bestattungen entfalle mittlerweile auf diese Grabart, so Alexander Helbach, Sprecher der Verbraucherinitiative Bestattungskultur „Aeternitas“.

Der Grund dieser Entwicklung ist schnell gefunden: Urnengräber sind meist um ein Vielfaches günstiger als klassische Sargbestattungen. Und bringen die Kommunen nicht nur deshalb in finanzielle Bredouille: „Weil Urnengräber viel kleiner sind, gibt es auf den Friedhöfen immer mehr Freiflächen“, erklärt Harald Schledorn, Gebührenreferent beim Bund der Steuerzahler (BdSt). Diese würden zwar nicht genutzt, müssten aber trotzdem gepflegt werden, was zusätzliche Kosten verursache. Zu spüren bekämen das häufig die Angehörigen der Verstorbenen – über höhere Friedhofsgebühren.

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Einer Erhebung des Online-Portals Bestattungen.de zufolge seien die Gebühren kommunaler Friedhöfe in Deutschland im vergangenen Jahr um bis zu 140 Prozent gestiegen. Ganz so drastisch stellt sich die Lage an Rhein und Ruhr aktuell zwar noch nicht dar, doch auch in der Region gab es zuletzt einige herbe Preissteigerungen. Den größten Anstieg meldet die Oberhausener Friedhofsverwaltung. Zahlte man für Nutzung und Bestattung in einem Urnengrab bis Ende 2012 noch 341 Euro, muss man nun 614 Euro berappen. Mit der großen Nachfrage für diese Bestattungsart habe das jedoch nichts zu tun, sagt Friedhofsverwalter Norbert Hellmann. „Wir haben die Friedhöfe komplett neu gestaltet, deshalb die neuen Gebühren.“

Kräftig an der Preisschraube gedreht

Auch in Moers hat man bei den Urnengräbern kräftig an der Preisschraube gedreht. Seit 2008 kostet das Grab samt Bestattungsgebühr 1375 statt 805 Euro – allerdings darf die Grabstätte dafür auch zehn Jahre länger genutzt werden.

Teurere Sargbestattungen müssen die Bürger in Isselburg hinnehmen. Seit diesem Jahr zahlen sie für ein Wahlgrab 1320 statt 1050 Euro, ein Reihengrab schlägt mit 875 (bisher 700 Euro) zu Buche. Sogar mehr als verdoppelt hat sich die Gebühr für ein Einzelgrab in Rees. 2011 setzte die Stadt die Kosten von 600 auf 1396 Euro herauf.

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Den Vorwurf, die Kommunen könnten die höheren Gebühren nutzen, um ihren Haushalt aufzubessern, weisen die Städte und Gemeinden zurück. „Es ist sowieso schwierig, einen Friedhof überhaupt kostendeckend zu halten“, sagt etwa Birgit Franken von den Kommunalbetrieben Emmerich. Der Trend gehe aber eher in Richtung immer weiterer Erhöhungen.

Einen gewissen Ermessensspielraum schreibt BdSt-Referent Schledorn den Kommunen allerdings schon zu. Da Friedhöfe immer auch parkähnliche Anlagen seien, sollten die Betriebskosten gleichmäßig auf alle Steuerzahler verteilt und nicht nur den Angehörigen aufgebürdet werden. Er glaubt jedoch: „Auch 2013 wird es sicher wieder Gebührenerhöhungen geben.“