Essen/Hilden. Der Wintereinbruch in NRW sorgte für deutlich mehr Unfälle auf den Straßen. Nach einem Lastwagen-Unfall auf der Neandertalbrücke war die A3 zwischen dem Kreuz Hilden und Mettmann bis 18 Uhr gesperrt. Erhebliche Verspätungen im Zugverkehr.
Auch am dritten Schneetag in NRW spielt der Verkehr auf den Straßen verrückt. Anders als in den vergangenen Tagen zählte die Polizei am Mittwochmorgen auf den Autobahnen rund um Düsseldorf deutlich mehr Verkehrsunfälle: "Die Leute sind wie ausgewechselt", beschrieb ein Sprecher der Autobahnpolizei die Situation. Nach einem Lastwagenunfall auf der A3 zwischen Hilden und Mettmann in Fahrtrichtung Oberhausen war die Autobahn dort stundenlang gesperrt. Erst in den Abendstunden - kurz nach 18.00 Uhr - konnte der Verkehr wieder freigegeben werden und fließt nach Angaben der Polizei nun wieder - aufgrund der Witterung aber weiterhin zum Teil stockend
Auch auf der A2 gab es nach Auskunft der Polizei Dortmund am frühen Morgen einen Lkw-Unfall in Höhe Hamm in Fahrtrichtung Hannover. Zudem fuhr gegen 6.13 Uhr ein Silo-Sattelzug mit Tierfutter auf der A2 im Autobahndreieck Bottrop in die Leitplanke. Ein Teil der Ladung wurde auf der Fahrbahn verstreut.
Lastzug schleudert auf Neandertalbrücke - A3 bei Hilden gesperrt
Auf der A3 bei Mettmann gab am frühen Morgen einen schweren Lkw-Unfall auf der Neandertalbrücke. Um 4.40 Uhr kam dort ein Lastzug auf glatter Fahrbahn ins Schleudern und rutschte in das rechte Seitengeländer und über den Brückenrand hinaus. Dabei kippte der Auflieger auf die Seite, die Ladung - Quark und Wurstwaren - schleuderte auf die Fahrbahn, Teile auch ins Tal. Bei dem Unfall wurde auch einer der Dieseltanks aufgerissen, dessen Inhalt komplett auf die Fahrbahn lief.
Auch die unter der Brücke liegende L 357 (Erkrath-Mettmann) durch das Neandertal war gesperrt. Der Lastzug sei mittlerweile geborgen worden, teilte die Polizei am Mittag mit. Der 52-jährige Fahrer aus Wesel wurde bei dem Unfall leicht verletzt. Der 40-Tonner hat die Seitenleitplanken der Brücken auf gut 60 Metern eingedrückt und die dahinter liegenden Glas-Schallschutzwand beschädigt.
Mehr Verkehrsunfälle auf den Straßen in und um Düsseldorf
Unterdessen ist die Zahl der Unfälle am Mittwoch wieder gestiegen. "Heute rappelt es an allen Ecken", sagte ein Sprecher am Morgen. So meldete die Polizei Dortmund bis 5 Uhr bereits 84 Verkehrsunfälle mit insgesamt etwa 200.000 Euro Sachschaden. Bei fünf Verkehrsunfällen wurden sieben Personen leicht und eine schwer verletzt. "Die Verkehrslage ist angespannt", fasst ein Sprecher der Polizei die Situation zusammen.
Warum die Unfall-Kurve am Mittwoch sich im Raum Düsseldorf wieder nach oben bewegte, kann die Polizei nur vermuten: "Vielleicht haben sich einige Autofahrer überschätzt oder gemeint, sich jetzt an den Schnee gewöhnt zu haben". Die Polizei Düsseldorf rät jedenfalls nach wie vor dazu, vorsichtig zu fahren: "Die Straßen können nach wie vor spiegelglatt sein".
Nach wie vor Verspätungen im Nahverkehr auf der Straße
Im öffentlichen Personen-Nahverkehr mussten die Pendler zum Teil mit Störungen rechnen. Vielerorts aber haben sich die Verspätungen bei Bussen und Straßenbahnen verringert. "Es scheint, im Ruhrgebiet hat man sich jetzt an den Schnee gewöhnt", sagt Norbert Konegen, Sprecher der Vestischen Verkehrsbetriebe in Herten. Unter den mehr als 100 Buslinien der Vestischen gebe es Verspätungen derzeit "nur noch auf einigen kleinen Nebenstrecken", sagt Konegen.
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Am Niederrhein hingegen meldet die Verkehrsgesellschaft Niag wie schon Montag und Dienstag "sehr starke Verspätungen" auf fast allen der 97 Buslinien in den Kreisen Wesel, Kleve und bis Duisburg. Der Schnellbus SB 30 von Geldern über Kamp-Lintfort nach Duisburg wurde am Mittwochmorgen zeitweise nur bis Moers gefahren; Fahrgäste mussten dann in den Zug steigen. Grund: "Die A40 war so voll, da hatte es keinen Sinn gemacht, die Busse weiter bis in die Duisburger Innenstadt fahren zu lassen", sagt Niag-Sprecherin Beate Kronen.
Nur die Hälfte der 700 Räumfahrzeuge bei Straßen.NRW sind auf der Straße
Räum- und Streufahrzeuge des Landesbetriebs Straßenbau sind weiterhin rund um die Uhr im Einsatz. "Immerhin 20 000 Kilometer Straßen versuchen wir schnee- und eisfrei zu halten", sagte Behördensprecher Bernd Löchter. Verglichen mit Wintereinbrüchen vor zwei oder drei Jahren stelle die jetzige Witterung die Autobahnmeistereien aber vor keine großen Probleme. Von 700 Streu- und Räumfahrzeugen sei erst etwa die Hälfte unterwegs. Auch um Streusalznachschub sorge er sich nicht: "Wir haben in diesem Jahr mehr Salz einlagert als je zuvor." Von 220 000 Tonnen Streusalz in den Lagern wurden in diesem Winter erst rund 50 000 Tonnen verbraucht, schätzt Löchter.
Bahn-Chef warnt vor Zugausfällen
Bahnchef Rüdiger Grube schließt Zugausfälle wegen des Wintereinbruchs nicht aus. "Wir sind noch nicht durch", sagte Grube der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Wenn das ganze Land tagelang von viel Schnee und Eis überzogen sei, müsse nach wie vor mit "einigen Ausfällen von Schienentechnik oder Zügen" gerechnet werden. Die Bahn verfüge nicht über genug Reservezüge. Bislang sei sie in diesem Winter aber besser als Autos und Flugzeuge unterwegs. "Besonders das hohe Reisendenaufkommen zu Weihnachten und zum Jahresende haben wir zuverlässig und mit hoher Pünktlichkeit bewältigt", betonte der Konzernchef.
Im Bahnverkehr kam es am Morgen zu erheblichen Beeinträchtigungen. Grund war laut Bahn eine Stellwerksstörung auf der Strecke Köln Hauptbahnhof - Köln Messe/Deutz. Gegen 8 Uhr meldete die Bahn, dass die Stellwerkstörung behoben sei. Allerdings dauerte es zum Teil bis zum Mittag, bis der Fahrplan, etwa für die S-Bahnlinie S6 (Köln-Essen) wieder annähernd nach Fahrplan verkehren konnte.
Auch in auf der Strecke Köln - Düren und in Duisburg gab es am Morgen Weichenstörungen. Hier muss mit Verspätungen und Ausfällen im Zugverkehr gerechnet werden, sagte Bahn-Sprecher Dirk Pohlmann. "Die Notdienste sind sofort draußen. Wann die Störungen behoben sind, kann ich aber nicht sagen. Das hängt auch damit zusammen, wie lange es noch schneit."
Gedulden mussten sich auch die Flugreisenden. "Wir hatten heute Morgen leider keinen Flieger, der pünktlich rausgehen konnte", berichtete der Dortmunder Flughafensprecher Sebastian Scheske am Mittwoch. Auch am Flughafen in Düsseldorf lief nicht alles planmäßig. "Es ist am Vormittag zu Verspätungen gekommen", sagte Sprecherin Verena Wefers.
Verkehrsunfälle und Geschwindigkeitskontrollen
Auf der A4 gab es am Morgen zwischen Overath und Untereschbach einen Unfall mit zwei LKW. "Verletzt wurde niemand", teilt ein Sprecher der Kölner Polizei mit. Der Verkehr ist abgeleitet worden. Zwei Unfälle meldet die Polizei in Mönchengladbach gegen 8 Uhr. "Gestern im Spätdienst hatten wir 44 Unfälle mit zwei Leichtverletzten, die wohl auf die Witterung zurückzuführen sind", sagt ein Polizeisprecher. In Essen ist es am Morgen ruhig auf den Straßen. Die Polizei meldet gegen 8 Uhr keine glättebedingten Unfälle.
Die Polizei Oberhausen meldet zur selben Zeit einen witterungsbedingten Unfall. "Sonst ist alles ruhig", sagt Sprecher Axel Deitermann. "Ich hab den Eindruck, es fahren weniger Autos." Vielleicht liegt das auch an den angekündigten Geschwindigkeitskontrollen. Die werden auch bei Schnee und Eis durchgeführt, sagt Deitermann. "Wir messen an den Stellen, an denen zu schnell gefahren werden kann." Insgesamt sei aber viel weniger los.
Bus fuhr gegen Haus
Der Winter nistet sich in Deutschland bis mindestens nächste Woche ein. Bei Dauerfrost schneit es immer wieder, und der Schnee bleibt auch liegen. Auch tagsüber herrscht Frost. Höchstens am Oberrhein könne die Temperatur auch mal knapp über die 0-Grad-Marke steigen, sagte Stefan Bach vom Deutschen Wetterdienst (DWD). An Rhein und Ruhr bringt der Schnee auch am Mittwoch den Berufsverkehr ins Schlittern. (dae/WE;mit Material von dpa/dapd)