Rhede. . Alle 381 Spieler des VfL Rhede, von den Bambini bis zu den Senioren, gibt es als Sammelbilder. 336 000 Bilder in 84 000 Tütchen. Am Sonntag werden die Alben verteilt, ab Montag sind die Bilder im Geschäft zu haben. Andere Fußball-Vereine haben bereits angefragt.

Am Freitagabend kommt ein Lieferwagen nach Rhede, möglichst unscheinbar, nahezu konspirativ: wegen der heiß erwarteten Fracht. 336 000 Fußball-Sammelbilder rollen in die Stadt und 84 000 Tütchen, die Alben werden im Vereinsheim des VfL Rhede gut weggeschlossen und die Bilder in einem externen Büro des Supermarkts. Aber eigentlich ist das furchtbar streng geheim, denn man weiß nicht so recht, was abgeht in Rhede an diesem Wochenende.

Wohl die erste lokale Sammelbild-Kampagne in Deutschland

Die Fußballbilder zeigen nämlich einmal nicht die serienmäßig alltäglichen Weltstars von Messi bis Rooney, sondern gut münsterländische Kicker wie Jan-Niklas Visser, Bodo Teriete oder Marvin Radüchel: alle VfL Rhede. Es ist, soweit man weiß, die erste lokale Sammelbild-Kampagne überhaupt in Deutschland – mit den eingetüteten 381 Aktiven des VfL an der Supermarkt-Kasse im Ort. „Das ist natürlich ein Riesen-Imagegewinn nach innen und nach außen“, sagt Vereinsgeschäftsführer Wolfgang Giebken.

„Wir sind VfL“ sozusagen. Zum Kleben. Nachbarschafts-Panini. Schon eine mittlere hellseherische Begabung reicht aus, kommen zu sehen, dass demnächst etliche Vereine die Aktion nachahmen werden. Der eine oder andere rief bereits an beim VfL, dessen 1. Mannschaft in der Oberliga Niederrhein spielt.

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Am Anfang aber stand die Kleinarbeit. Alle Sportler von den Bambini bis zu den Senioren mussten fotografiert oder, im Einzelfall, ihre Porträts aus Mannschaftsbildern gezogen werden. Alle Namen mussten sie zuordnen, die Schreibweise kontrollieren, nochmal kontrollieren, und besser nochmal zuordnen, einmal noch . . .

. . . und erst im letzten Moment entdeckt einer, dass alle Sebastians im Album als „Sebastins“ relativ blöd da stehen. Immerhin: Jugendgeschäftsführer Johannes Bölting geht bei dieser Arbeit erstmals auf, dass unter den Bambini auch zwei Mädchen sind. „Und jetzt kenne ich alle 381 Sportler mit Namen und Gesicht.“

Die Holländer haben es vorgemacht

Die Sache kommt ursprünglich aus Holland, von Rhede ist die Grenze gerade mal sechs Kilometer entfernt oder sieben. Dort sind lokale Klebebilder seit Jahren in aller Munde: Der Holländer an sich „sammelt gerne Fotoserien von Vereinen, deren Mitglied er ist, von Kollegen oder von Mitschülern“, sagt Giebken. Bei Vereinen ist es oft ein lokaler Händler, der als Sponsor auftritt.

So ähnlich auch hier, zwei fanden zueinander: Zum einen suchte die holländische Sammelbilder-Agentur „Ambiance Evenementen“ aus Zelhem einen Weg auf den deutschen Markt, und in Gegenrichtung suchte Christoph Steverding (40), der Chef von Rewe Rhede, eine originelle Aktion zum Geschäftsjubiläum.

Plakate an Supermärkten mit völlig unbekannten Fußballspielern

Als Handlungsreisender in Lebensmittelsachen öfter im Nachbarland unterwegs, kannte er „Plakate an Supermärkten mit völlig unbekannten Fußballspielern“ durchaus; er importierte die Idee lokaler Sammelbilder nach Rhede und finanzierte sie niedrig fünfstellig. Nur an seinen Kassen gibt es die Bilder, eine Tüte je zehn Euro Einkaufswert, in der vorsichtig formulierten Hoffnung, dass „der Einkauf vielleicht etwas zentraler bei uns stattfindet“.

Am Sonntag wird der frühere Nationalspieler Jupp Tenhagen (VfL Bochum/Borussia Dortmund), der aus der Gegend stammt, allen 381 Sportlern im Stadion ein leeres Sammelalbum überreichen; danach werden honorige Worte gefunden, aber richtig geht es los am Montag. Sammeln und, natürlich, tauschen, und damit die Alben auch voll werden, wird es zwei zentrale Tauschtage geben.

Andere Vereine schauen auf das Rhede-Experiment, man weiß von Nachfragen aus Bielefeld und aus Norddeutschland; und schon wirbt auch die holländische Agentur in Deutschland um weitere Kunden. So im Internet auf der Seite „www.fussballbilder.eu“ – der Slogan dort ist formuliert im lustigsten Holländerdeutsch: „Ja! Wir machen es auch mit!“

Klingt nach anderen Tüten.