Köln. Eine Gebühr für Warteschlangen hatte die Stadt Köln geplant - und damit am Donnerstag viel Unmut auf sich gezogen. Schließlich wären die Kosten insbesondere für die Diskotheken immens gewesen. Oberbürgermeister Jürgen Roters reagierte prompt auf den Protest-Sturm und stoppte den Vorschlag.
Posse um eine kuriose Steuer auf Warteschlangen: Nach dem Wirbel um eine neue Gebühr für Disko-Betreiber ist die Stadt Köln zurück gerudert. Oberbürgermeister Jürgen Roters (SPD) kassierte den Vorschlag, für Warteschlangen auf öffentlichen Bürgersteigen Geld verlangen zu wollen. "In Köln wird auch künftig keiner fürs Warten in einer Warteschlange zahlen", erklärte er am Donnerstag aus dem Urlaub. Die entsprechende Vorlage werde in dem Punkt überarbeitet.
Die Stadt wollte von Diskotheken 9,40 Euro pro Quadratmeter und Tag einfordern. Auch Imbissbuden, Eisdielen und Kinos sollten zur Kasse gebeten werden. Die Pläne waren auf Kritik und Häme gestoßen. "Abgesehen davon, dass sich Köln damit in ganz Deutschland lächerlich macht, ist der bürokratische Aufwand für die geringen Einnahmen viel zu hoch", sagte Harald Schledorn vom Bund der Steuerzahler dem "Express".
Protest-Sturm gegen Warteschlangen-Steuer
Die Empörung in der Domstadt war groß. Der stellvertretende Geschäftsführer der Kölner Dehoga, Mathias Johne, sah in dem Plan eine Farce für die Clubbetreiber und sagte bereits am Nachmittag folgerichtig voraus: "Das wird die Stadt Köln niemals umsetzen können".
Die Warteschlangen vor den Kölner Clubs sind dem Ordnungsamt seit langem ein Dorn im Auge. Bereits Anfang des Jahres hatten sich deshalb Clubbetreiber und Ordnungsamt der Stadt Köln geeinigt, Drängelgitter vor den Clubs aufzustellen, um so Bürgersteige und Straßen von den wartenden Menschen freizuhalten. Damit sollten die Sicherheit gewährleistet und Verschmutzung vermieden werden.
Im Ruhrgebiet keine Zusatzgebühr
Im Ruhrgebiet stießen die Pläne aus Köln am Mittag auf wenig Gegenliebe. Martin Klieve, Kämmerer der Stadt Essen, kann sich nicht vorstellen, dass es in der Ruhrgebietsmetropole eine solche Abgabe geben wird. Eine Sondernutzungsgebühr für wartende Menschen stehe seiner Meinung nach nicht im Verhältnis. "Dann müsste man auch den Einzelhandel oder Künstler besteuern, wenn Schlangen bei Sonderaktionen im Supermarkt entstehen oder Flashmobs gemacht werden. Das steht außer Frage", so Klieve.
"Es müssten einige schließen, weil sich das dann nicht mehr rentiert"
Auch Daniel Blazer, Veranstalter aus Dortmund, wäre von einer möglichen zusätzlichen Abgabe wenig begeistert. Bei seinen beliebten Partyreihen, unter anderem "The Beat", kommt es oft zu meterlangen Warteschlangen.
Nach der geplanten Zusatzgebühr der GEMA hätte er dann auch für seine wartenden Gäste zahlen müssen. Seiner Meinung nach werden kleineren Clubs, wie das Tancafé Hösels in Dortmund, mit solchen zusätzlichen Steuern dazu gezwungen, die Preise zu erhöhen. Damit wiederum bestehe die Gefahr, weniger Besucher begrüßen zu dürfen, so Blazer. "Noch höhere Abgaben bei weniger Besuchern könnten sich einige Clubs nicht leisten. Es müssten einige schließen weil sich das dann nicht mehr rentiert", ist sich Blazer sicher. (Mit Material von dapd)