Mechernich/Essen. Gerettet: Zwei Tage alter Junge lag Samstagmorgen im Graben an einem Feldweg nahe Mechernich. Der Junge war stark unterkühlt, hatte nur noch eine Körpertemperatur von 33 Grad. Mittlerweile geht es ihm wieder gut. Das Jugendamt hat seine Vormundschaft übernommen. Das Baby soll in den kommenden Tagen entlassen werden - in eine Pflegefamilie. Von den Eltern fehlt noch jede Spur - die Polizei-Sonderkommission sucht Hinweise.

Ein blau-gestreifter Strampelanzug und ein rot-blau-weißes Handtuch - diese beiden Dinge waren das Einzige, was die Eltern eines zwei Tage alten Babys ihrem Kind mitgaben. Sie setzten den Jungen im Graben eines Feldwegs aus. Nur durch Zufall fand ein Spaziergänger das Baby am Samstagmorgen gegen 6.30 Uhr in der Nähe von Mechernich. Das Baby war bereits stark unterkühlt - es hatte nur den einfachen Strampler an und war in das Handtuch eingewickelt. Noch liegt der Junge, den seine Retter "Felix" nennen, im Krankenhaus - aber wohlauf und außer Lebensgefahr.

„Details kann ich nicht nennen. Aber es geht dem Jungen den Umständen entsprechend gut“, sagt der Erdmann Bierdel, Leiter des zuständigen Jugendamtes Euskirchen: „Wir gehen davon aus, dass der Junge in den nächsten Tagen entlassen werden kann und in eine Pflegefamilie kommt.“

Unter 30 Grad Körpertemperatur wird es lebensbedrohlich

Einen so schrecklichen Fall hat Bierdel noch nicht erlebt: Ein Neugeborenes wird dort ausgesetzt, wo Rettung höchst unwahrscheinlich ist. Alle sind froh, dass der Gesundheitszustand des Jungen mittlerweile stabil ist. Als er ins Krankenhaus eingeliefert wurde, war er lebensbedrohlich unterkühlt. Laut behandelndem Kinderarzt wäre er gestorben, wenn er nur noch kurze Zeit länger ohne Hilfe geblieben wäre. Seine Körpertemperatur betrug nur noch 33 Grad.

Dies ist der dünne Strampelanzug, den das ausgesetzte Baby Felix trug.
Dies ist der dünne Strampelanzug, den das ausgesetzte Baby Felix trug. © Kreispolizei Euskirchen

Bereits bei einer Körpertemperatur von unter 35 Grad liegt eine Unterkühlung vor. Doch die kritische Marke liegt bei etwa 30 Grad. Besonders gefährlich ist das für Babys, denn sie sind noch nicht in der Lage, eigene Wärme durch aktive Körperbewegung oder Kältezittern zu erzeugen. Diese normale Abwehrreaktion gegen das Auskühlen bleibt bei Babys aus. Fällt die Temperatur weiter, auf 30 bis 32 Grad, wird das Kind teilnahmslos und starr. Der Körper verwendet seine ganze Energie darauf, die zentralen Organe wie Herz und Lunge zu wärmen und vernachlässigt die Arme und Beine. Im sogenannten Lähmungsstadium (Körpertemperatur unter 30 Grad) wehrt sich der Körper nicht mehr gegen die schwere Unterkühlung. Das Kind schwebt in akuter Lebensgefahr. Dieses Risiko hat die Person oder die Personen, die Baby "Felix" aussetzten, in Kauf genommen.

Sonderkommission erhält erste Hinweise

Dies ist das Handtuch, in das Baby
Dies ist das Handtuch, in das Baby "Felix" eingewickelt war. © Kreispolizei Euskirchen

Entsprechend groß ist das Entsetzen über die Tat, das Medienecho - und der Erfolgsdruck für die eingesetzte Sonderkommission der Bonner Polizei. Im ersten Schritt fahndete die Sonderkommission nach Hinweisen auf zwei Personen, die am späten Freitagabend in der Nähe des Ortes gesehen wurden, an dem der Säugling gefunden wurde. „Wir suchen diese Personen als Zeugen“, sagt Kriminalhauptkommissar Hartmut Becker. „Sie waren mit einem weißen PKW mit Stufenheck, vermutlich einem Ford Escort oder einem Ford Mondeo, unterwegs. Auffällig hierbei war, dass der PKW eine rote Beifahrertür hatte.“ Erste Hinweise seien bereits eingegangen, erklärte ein Polizeisprecher.

Mittlerweile veröffentlichte die Sonderkommission auch die Fotos des Babys, seines Stramplers und dem Handtuch. Die Polizei sucht nach Angaben zur Herkunft des gestreiften Strampelanzugs und des blau-weiß-rot gestreifen Handtuches mit dem Aufruf: „Wer kann sich erinnern, dass eine schwangere Frau diese Gegenstände besessen hat? Wer kennt eine Frau, die schwanger war und nun kein Baby hat?“

Hinweise nimmt die Bonner Polizei unter der Rufnummer 0228 / 150 entgegen.