Mexiko-Stadt. . Ein Frühchen schien tot. Doch tatsächlich lebte es. Seine Eltern retteten das Mädchen aus dem Sarg – und ganz Argentinien ist gerührt. Viele sprechen von einem Wunder.

Es könnte keinen besseren Namen geben für dieses Kind: Luz Milagros. Luz heißt Licht und Milagros bedeutet Wunder. Der Doppelvorname drückt all das aus, was in dieser schrecklich schönen Geschichte um ein argentinisches Frühchen steckt. Es ist ein Wunder, dass das Baby noch lebt. Schließlich lag es schon im Sarg.

Das Mädchen erblickte am 3. April im Krankenhaus Hospital Julio Perrando in der Stadt Resistencia in der nordargentinischen Provinz Chaco nach nur 26 Wochen das Licht der Welt. Aber Ärzte und Hebammen deklarierten es als Totgeburt. Es habe angeblich keine Lebenszeichen gegeben, rechtfertigten sich die Mediziner später. Das 780 Gramm leichte Mädchen schlugen sie in ein Leichentuch ein und legten es in einen Sarg, der Mutter gaben sie ein Beruhigungsmittel. Nur einer Viertelstunde nach der Geburt war Luz Milagros ein Fall für die Statistik. Tot zur Welt gekommen. Im Chaco keine Seltenheit. Fast jedes zehnte Kind überlebt in der unterentwickelten Region Argentiniens den ersten Monat nach der Geburt nicht.

Doch das Herz des Mädchens schlug im Leichentuch weiter, und nur weil die Eltern sich von ihrem Kind nochmal verabschieden wollten, lebt es heute. Als Mutter Analia Boutet (29) und Vater Fabián Verón (31) zwölf Stunden nach der angeblichen Totgeburt ihr Kind ein letztes Mal sehen wollten, öffneten sie ängstlich den schachtelgroßen Sarg im Leichenraum. Luz Milagros war mit einem raureifartigen Kältefilm überzogen, aber sie gab leise Laute von sich: „Sie stöhnte so schwach“, erinnert sich die Mutter.

Luz Milagros kämpft seither jeden Tag weiter tapfer um ihr noch junges Leben. „Wenn ich mit ihr rede, bewegt sie die Augen“, sagt die Mutter. „Es ist wunderbar.“ Den ersten kritischen Monat hat das vielleicht berühmteste Baby Argentiniens jetzt überstanden. Im Brutkasten und mit Beatmungsgerät. Ein Kilo Gewicht hat das Mädchen jetzt auf den Rippen, jeden Tag kommen 20 Gramm hinzu. Die Mutter pumpt Milch ab, und über einen Schlauch werden dem Baby alle zwei Stunden drei Kubikzentimeter Milch eingeflößt. „Wir haben noch einen langen Weg vor uns“, weiß die Mutter.

Präsidentin rief die Familie an

Als das Baby jüngst das erste Kilo erreichte, feierte die ganze Säuglingsstation mit einem Kuchen. Und ganz Argentinien freute sich. Präsidentin Cristina Fernández rief die gerührte Mutter an, Jorge Capitanich, der Gouverneur der Provinz Chaco versprach ein Stipendium für das älteste der jetzt fünf Kinder der Familie Boutet, sagte Hilfe beim Ausbau des einfachen Wellblech-Hauses zu und schenkte Vater Fabián ein neues Moped.

Das alte wurde ihm am Tag der Geburt von Luz Milagros ausgerechnet vor dem Krankenhaus geklaut.