Marl. Eine schwere Explosion hat am Samstagnachmittag den Chemiepark Marl erschüttert. Ein Arbeiter kam dabei ums Leben, ein weiterer wurde schwer verletzt. Über dem Kreis Recklinghausen hing mehrere Stunden lang eine riesige, düstere Wolke. Gefährlich war diese aber angeblich nicht.
Es knallte um 13.30 Uhr, dann zog eine dicke, schwarze Rauchwolke über die Stadt: Im Chemiepark Marl hat es am frühen Samstagnachmittag eine schwere Explosion gegeben, bei der ein Arbeiter ums Leben gekommen ist. Nach Angaben des Betreibers ist im Gebäude 485, das zu Evonik gehört, ein Behälter mit reinem, also sehr leicht entzündlichem, Kohlenwasserstoff in Brand geraten. Die Feuerwehr dagegen sprach von einer Explosion.
In dem Gebäude wird nach Angaben des Betreibers das Chemie-Produkt Cyclododecatrien hergestellt. Dabei handelt es sich um ein Kunststoff-Vorprodukt, das vorwiegend im Fahrzeugbau, aber auch in der Kosmetik- und Elektroindustrie verwendet werde.
Notarzt konnte nur noch den Tod feststellen
Bei der Explosion kam ein Arbeiter ums Leben. Der Mann galt zunächst als vermisst, bis ihn Feuerwehrleute in der Nähe des Brandherdes entdeckten. Retten konnten sie den Mann wegen der starken Hitze nicht. Ein Notzarzt, der gegen sich gegen 19:45 Uhr zu dem Opfer vorwagte, stellte dessen Tod fest. Der Tote wurde am Abend aus den Trümmern geborgen. Routinemäßig sei eine Mordkommission eingerichtet worden, teilte die Polizei mit.
Ein weiterer Arbeiter war mit schweren Brandverletzungen per Rettungshubschrauber in eine Spezialklinik geflogen worden. Zudem wurde während der Löscharbeiten ein Feuerwehrmann leicht verletzt. Zuerst war von drei Vermissten die Rede - zwei von ihnen waren jedoch zuhause und nicht im Werk.
Die Rauchwolke war kilometerweit entfernt noch deutlich zu erkennen, bis zum Abend hatte sie sich aber verzogen. Wie es zu dem Unfall kam, ist noch nicht geklärt. Die Untersuchungen sollten nach Polizeiangaben erst nach Abschluss des Einsatzes beginnen.
Ein Augenzeuge in Marl berichtet: "Der ganze Betrieb hat gewackelt"
Ein Augenzeuge, der in der Nachbarfabrik arbeitet, berichtet gegenüber der WAZ-Mediengruppe: "Der ganze Betrieb hat gewackelt, Fenster gingen zu Bruch." Zunächst hätten die Kollegen befürchtet, dass etwas im eigenen Betrieb explodiert sei. "Dann haben wir draußen die schwarze Wolke gesehen."
Der Kontakt zu den Kollegen im Nachbarwerk sei generell eng: "Viele von uns sind schon seit Jahren hier." Einer seiner Kollegen kenne auch den derzeit noch Vermissten persönlich.
Wolke über Marl und Recklinghausen angeblich nicht giftig
Ein Sprecher von Infracor, dem Betreiber des Chemieparks, sagte auf Nachfrage, die Wolke sei zwar rußhaltig, aber nicht giftig. Messungen hätten auf dem Gelände und in der Stadt hätten Giftstoff-Werte unterhalb der Nachweisgrenze ergeben. Dennoch sollten die Bürger in Marl am Samstag vorsorglich Fenster und Türen geschlossen halten.
Im Einsatz waren bis zum Samstagabend neben 50 Mitarbeitern der Werksfeuerwehr auch sämtliche Löschzüge mit 100 Feuerwehrleuten aus Marl. Des Weiteren hatte die Kreisleitstelle weitere Einsatzfahrzeuge nach Marl geschickt. Über dem Gelände kreiste am Samstagnachmittag ein Polizeihubschrauber, der Aufnahmen des Brandes machte. Die Löscharbeiten dauerten am Samstagabend noch an, die Feuerwehr hatte den Brand aber unter Kontrolle.
In dem Chemiepark gibt es 30 Firmen mit 9.000 Mitarbeitern. Allein für Evonik arbeiten an dem Standort 7.000 Menschen. Der Betrieb in dem Chemiepark sei durch die Explosion nicht infrage gestellt, hieß es von Seiten des Betreibers.
Augenzeugenberichte und Fotos via Twitter
Via Twitter verbreiten sich innerhalb kürzester Zeit erste Augenzeugenberichte. Zahlreiche Nutzer veröffentlichten Fotos von der Wolke. Nutzer @ahab_at_bounty etwa hat die Rauchschwaden aus der Ferne fotografiert, andere stellen Videos ins Internet. (jack/hw/dor/shu/we/dapd)
Twitter-Nutzer @DerVersteher hat die Rauchwolke gefilmt und das Video auf Youtube hochgeladen: