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Die Chemie muss stimmen. In wenigen Regionen Deutschlands hat dieser geflügelte Satz so viel Substanz wie im Kreis Recklinghausen. Die Chemie gehört zu den wesentlichen Wirtschaftszweigen der Region. Allein im Chemiepark Marl, dem drittgrößten Verbundstandort des Landes, sind 10 000 Menschen beschäftigt.

Milliarden-Umsätze werden dort, in den Rüttgers-Werken Castrop-Rauxel und in vielen weiteren Unternehmen der Region erzielt. Die Konjunkturumfrage des Arbeitgeberverbandes Chemie Westfalen gewährt daher nicht nur einen Ausblick in die Erwartungen der Branche für den nächsten sechs Monate, sondern ist auch ein Indikator für die wirtschaftliche Entwicklung der gesamten Region.

Und die würde, um ein Bild aus dem Wettergeschehen zu bemühen, „heiter bis wolkig“ ausfallen. Nach einem erfolgreichen Jahr 2011 für die chemische Industrie in Westfalen mit deutlichen Umsatzrückgängen auf hohem Niveau im zweiten Quartal „sind die Erwartungen jetzt rückläufig“, sagt Verbands-Hauptgeschäftsführer Dirk Erlhöfer. Von einer Krise oder gar von einer Rezession könne aber nicht gesprochen werden. Allerdings seien die Erwartungen gedämpft angesichts steigender Rohstoffpreise, einer befürchteten eingeschränkten Verfügbarkeit von Rohstoffen und Risiken bei der Inlands- und Auslandsnachfrage.

Gegen den Trend ist das Beschäftigungs- und Einstellungsniveau in der Chemie immer noch enorm hoch. Kurzarbeit wie noch im Krisenjahr 2009, als allein bei der Infracor in Marl 650 Beschäftigte betroffen waren, sei so gut wie kein Thema mehr. Der Beschäftigungssaldo für die ersten Quartale 2012 liegt noch bei 18:4 Prozent. 18 Prozent der Unternehmen gehen von einem Personalzuwachs, nur vier Prozent von -abbau aus.

Das gilt etwa für Infracor und Evonik Industrie des Gemeinschaftsbetriebs Marl, dem mit 6500 Mitarbeitern größten Arbeitgeber im Chemiepark. „Wir haben viel eingestellt und tun dies vermutlich auch weiterhin“, sagt Vize-Personalchef Stephan Schlautmann. Zum Teil seien dies allerdings auch Einstellungen auf Vorrat vor dem Hintergrund des anstehenden Vorruhestands zahlreicher Facharbeiter und des demografischen Wandels. Schon jetzt muss sich die Branche Sorgen um Fachkräfte von morgen machen. 20 Prozent der befragten Unternehmen in Westfalen konnten nicht mehr alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen. Reagieren wird der Verband unter anderem mit einem Relaunch seines spezifischen Internetangebots chemie4you.de, das noch deutlicher zugeschnitten sein wird auf die Bedürfnisse potenzieller Bewerber. Auch die Chemie, die sich mit ihrem bewährten Starthilfe-Programm oder Lehrerfortbildungen längst intensiv um den Nachwuchs und dessen Qualifikation kümmert, muss sich noch mehr um ihre Arbeitskräfte von morgen bemühen.

Als „Goldquelle“ bezeichnet Infracor-Personalstab Stephan Schlautmann in dem Zusammenhang das Münsterland für sein Unternehmen, aus dem mehr als die Hälfe der Bewerber rekrutiert werden. Vor allem das hohe Ausbildungsniveau dort gebe den Ausschlag für eine Beschäftigung. Was die wirtschaftlichen Aussichten im ersten Halbjahr 2012 betrifft, so sei noch unklar, ob sich aus dem Umsatzrückgang in den vergangenen Monaten ein Trend entwickelt. Momentan gebe es noch einige nennenswerte internationale Projekte unter anderem in Asien und Indien.

In der westfälischen Chemie-Branche herrscht für die ersten sechs Monate 2012 gedämpfter Optimismus. 74 Prozent der Unternehmen rechnen mit gleichbleibend guten oder mit besseren Geschäften (nach 90 Prozent im Vorjahr). Sie gehen zu 60 Prozent von gleichbleibend guten oder besseren Aufträgen aus dem In- und Ausland aus, haben zu 63 Prozent gleichbleibende oder immerhin zu 16 Prozent bessere Ertragserwartungen und rechnen zu 74 Prozent mit unveränderten Arbeitsplatz- und Ausbildungsplatz-Zahlen. Befragt hat der westfälische Arbeitgeberverband Chemie für sein Konjunkturbarometer 150 zumeist mittelständische Betriebe mit 36 000 Beschäftigten, etwa ein Drittel davon aus dem Kreis Recklinghausen. „Die Rücklaufquote war mit 37 Prozent sehr hoch“, sagt Hauptgeschäftsführer Dirk Erlhöfer. Angesichts gebremster Wachstumserwartungen hofft er in den anstehenden Tarifgesprächen auf „moderate Abschlüsse“ nach einer 4,1-prozentigen Lohnerhöhung im Vorjahr. Am 26. April nehmen Arbeitgeber und Gewerkschaft in Bochum ihre Verhandlungen auf.

Gedämpfter Optimismus

In der westfälischen Chemie-Branche herrscht für die ersten sechs Monate 2012 gedämpfter Optimismus. 74 Prozent der Unternehmen rechnen mit gleichbleibend guten oder mit besseren Geschäften (nach 90 Prozent im Vorjahr). Sie gehen zu 60 Prozent von gleichbleibend guten oder besseren Aufträgen aus dem In- und Ausland aus, haben zu 63 Prozent gleichbleibende oder immerhin zu 16 Prozent bessere Ertragserwartungen und rechnen zu 74 Prozent mit unveränderten Arbeitsplatz- und Ausbildungsplatz-Zahlen.

Befragt hat der westfälische Arbeitgeberverband Chemie für sein Konjunkturbarometer 150 zumeist mittelständische Betriebe mit 36 000 Beschäftigten, etwa ein Drittel davon aus dem Kreis Recklinghausen. „Die Rücklaufquote war mit 37 Prozent sehr hoch“, sagt Hauptgeschäftsführer Dirk Erlhöfer. Angesichts gebremster Wachstumserwartungen hofft er in den anstehenden Tarifgesprächen auf „moderate Abschlüsse“ nach einer 4,1-prozentigen Lohnerhöhung im Vorjahr. Am 26. April nehmen Arbeitgeber und Gewerkschaft in Bochum ihre Verhandlungen auf.