Duisburg. . Am Samstag gibt Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck bekannt, welche Gotteshäuser im Duisburger Norden geschlossen werden. Die Initiaitve „Rettet St. Barbara“ will für ihr Haus weiterkämpfen, wenn ihre Forderungen nicht erfüllt werden.
Für die Katholiken im Duisburger Norden ist der kommende Samstag ein Schicksalstag. Dann verkündet Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck, welche Kirchen geschlossen werden. Die Pläne sehen vor, dass von vier Kirchen eine bleibt, für eine weitere steht möglicherweise eine Sonderregelung an. Doch ob damit der Streit, der um die Gotteshäuser ausgebrochen ist, beendet wird, ist fraglich. Denn für Angelika Hoffmann, Gemeinderatsvorsitzende in St. Barbara und Sprecherin der Initiative „Rettet St. Barbara“, steht fest: „Wir werden weiterkämpfen, wenn der Bischof nicht auf unsere Forderungen eingeht.“ Und die lauten: „Die Kirchen St. Barbara oder St. Norbert oder beide sollen erhalten bleiben, und für St. Peter in Marxloh soll ein sozial-pastorales Konzept verwirklicht werden.“
Doch damit löste sie Ärger bei anderen Katholiken aus. Ihr wird unsolidarisches Verhalten vorgeworfen. Es gehe ihr nicht um eine Gesamtlösung, heißt es, sondern vor allem um den Erhalt von St. Barbara und St. Norbert. „Von einer Pfarrgemeinderatsvorsitzenden hätte ich anderes erwartet als nach dem Florian-Prinzip – O heiliger Florian, verschon mein Haus, zünd’ andere an – zu arbeiten“, heißt es in einer E-Mail aus den Reihen des Pfarrgemeinderates, die der WAZ vorliegt.
Der innerstädtische Kirchen-Kampf wird bundesweit beobachtet. Das liegt vor allem an einer Kirche: St. Peter. Sie ist die einzige, die in unmittelbarer Nachbarschaft zur großen Merkez-Moschee steht und als Symbol für einen gelungenen interreligiösen Dialog gilt. Der Vorsitzende der Moschee setzte sich in einem Brief an den Ruhrbischof für den Erhalt der Kirche ein. Ein ungewöhnlicher Schritt, der für viel Aufsehen sorgte. Jetzt geht es darum, ob St. Peter bleibt, geschlossen wird, oder ob es einen Sonderweg gibt.
Hilferuf kam aus Duisburg selbst
Doch trotz des medialen Großaufgebots: Das Bistum bleibt bei seinen Plänen. Und zwar vor allem aus einem Grund: Der Hilferuf, Kirchen zu schließen, sei aus Duisburg selbst gekommen, das bestätigen alle Beteiligten. Es fehle Geld zum Unterhalt von Gebäuden und es fehlten Priester.
Anfang Januar hatte Ruhrbischof Overbeck die Kirchen besucht und sich Argumente gegen Schließungen angehört. Nun wird er entscheiden. Aber nach welchen Kriterien geschieht das? „Das ist sehr komplex“, sagt Michael Dörnemann, Dezernent für Pastoral im Bistum, der die Grundlagen für das Votum erarbeitet. Es gebe nicht ein einziges Merkmal, etwa den Gottesdienst-Besuch. Die Größe der Gemeinde sei dagegen schon ein Punkt. Und da liegen St. Hildegard mit rund 4500 und Herz-Jesu mit 5600 Katholiken vorn. St. Barbara zählt 2800, St. Norbert 3400 Seelen.
Die Zahl der Gottesdienst-Besucher liege im Schnitt bei acht bis zwölf Prozent der Gemeinde-Mitglieder, so das Bistum. Hier dürften Gemeinden mit einer bürgerlicheren Sozialstruktur wie in St.Barbara besser abschneiden.
Die Architektur der Kirchen spielt eine Rolle
Aber auch die Architektur spiele eine, wenn auch geringe Rolle. „Architekten sagen uns, wir sollten eine Variation von Gebäude-Typen halten“, sagt Dörnemann. Ginge es danach, hätte wiederum St. Hildegard gute Karten. Das Gebäude von 1973 wurde im ungewöhnlichen Stil eines Rundzeltes gebaut. Zudem, führt er an, habe es 2006 schon Zusammenlegungen bei St. Hildegard und bei Herz-Jesu gegeben. Das könne man den Menschen nicht wieder zumuten, sagt der Dezernent.
Fest stehe, dass Kirchen-Orte künftig kleiner seien als früher. Der Duisburger Norden habe in 40 Jahren 40 000 Katholiken verloren. Die Zahl der Gottesdienst-Besucher in Hamborn sank von 20.290 auf 2594. Und weniger Katholiken heißt: weniger Kirchen-Steuern, weniger Spenden für die Gebäude. Auch deshalb wird am Samstagabend wohl manche Kirchenglocke ihr eigenes Ende mit einläuten.