Ruhrgebiet. . Städte rüsten ihre Straßenbeleuchtung nur in den seltensten Fällen auf LED um, weil die Dioden zu teuer sind. Sie müssen allerdings rasch handeln, um eine EU-Vorgabe bis 2015 zu erfüllen und greifen daher meist zur zweitbesten Technik.

Bei der Straßenbeleuchtung in der Region werden bisher kaum energiesparende Leuchtdioden eingesetzt. Zwischen 0,1 Prozent in Essen, einem Prozent in Düsseldorf und immerhin fünf Prozent in Dortmund bewegt sich der Anteil der effizienten Technik. Zu den Spitzenreitern zählt das kleine Soest mit fast zehn Prozent LED (lichtemittierende Diode).

Dennoch werden die meisten Kommunen in der Region die Umstellung ihrer Straßenbeleuchtung auf energiesparendere Lichtquellen bis 2015 wohl schaffen. Ab dann dürfen laut EU-Richtlinie extreme Stromfresser wie Quecksilberleuchten nicht mehr verkauft werden. Bei der Umstellung setzen die meisten Städte auf Techniken, die nicht ganz so sparsam sind wie LED, dafür aber deutlich preisgünstiger.

Zwar zahlt das Bundesumweltministerium 40 Prozent der Investitionskosten bei LED-Umrüstung. Aber nur, wenn dadurch mindestens 60 Prozent Energie eingespart werden und wenn die Stadt selbst Betreiber und Eigentümer der Straßenlampen ist. In den meisten Revierstädten aber betreiben die Stadtwerke die Straßenbeleuchtung. Und selbst Kommunen, die LED mit Bundesförderung einführten, rechnen mit einer Amortisierung durch niedrige Stromkosten frühestens in sieben bis zehn Jahren. Für Nothaushalt-Kommunen ist das keine Option. Und selbst die Energieagentur NRW, die grundsätzlich LED für die Technik der Zukunft hält, rät nicht zur sofortigen Komplett-Umstellung auf LED: „Es gibt zu viele Systeme und Anbieter. Noch ist unklar, welches System sich dauerhaft durchsetzt. Das Risiko, nur auf LED zu setzen, wäre zu groß“, räumt Rüdiger Brechler, Energieberater der Energieagentur ein.

Die Kita-Betreuung geht vor in Gelsenkirchen

In Gelsenkirchen steht die energiesparende Umrüstung der Straßenbeleuchtung zwar mittlerweile auf dem Plan, aber: „Wir nutzen beim Umrüsten meist andere energiesparende Techniken. LED können wir uns kaum leisten. Wir müssen die U3-Betreuung ausbauen. Das geht für uns vor. Und alles geht nicht“, erklärt Stadtsprecher Martin Schulmann. Anfang 2011 war in Gelsenkirchen noch die Hälfte der 26 000 Straßenlampen mit veralteter Technik ausgerüstet. 3400 wurden im Jahr 2011 umgerüstet – vor allem auf Natriumhochdruck –, 4000 sollen nun alljährlich folgen.

Im nicht minder klammen Oberhausen ist man da ehrgeiziger. „Wir haben schon vor zehn Jahren begonnen, umzustellen. Von unseren 22 000 Straßenlampen sind nur noch 8000 Quecksilberlampen, die anderen sind zum Großteil Natriumhochdrucklampen. Bis 2015 werden wir alle Quecksilberlampen ausrangiert haben“, erklärt Alexander Höfer vom Gebäudemanagement Oberhausen.

In Essen sind 70 Prozent der 50 000 Straßenlampen Natriumdampfhochdruck-, 22 Prozent Leuchtstofflampen. Weniger als ein Prozent machen Quecksilberlampen aus, plus acht Prozent Lampenpilze, die ebenfalls bis 2015 auszurangieren sind. LED-Anteil: 0,1 Prozent.

Gladbeck begann 2007, Quecksilberlampen auszusortieren. 4700 Natriumhochdrucklampen, 1600 hocheffiziente Kompaktleuchtstoffröhren und zwölf LED-Laternen beleuchten hier die Straßen. Zusätzliches Highlight: Eine LED-Allee am Schloss Wittringen.

Rund fünf Prozent der über 50 000 Straßenleuchten in Dortmund sind mit LED-Technik ausgerüstet. Allerdings werden auch künftig Hochdruckentlastungslampen (13 Prozent) und Leuchtstofflampen (84 Prozent) die Mehrheit der Straßenlampen stellen, so Stadtsprecher Michael Meining.

Bochum hat 2011 mit zwei Millionen Euro aus dem Konjunkturpaket II fast 7000 der 38 000 Straßenlampen energieeffizient erneuert. Die Stadt rechnet mit 70 Prozent Energieeinsparung gegenüber den Vorgängermodellen; plus geringeren Wartungskosten. Zudem wurden 962 Seillampen ausgetauscht. Insgesamt spart die Stadt durch die Maßnahmen 2 100 000 Kilowattstunden im Jahr. Die verbliebenen 8250 Quecksilberleuchten sollen kontinuierlich umgerüstet werden.

Masterplan für Umrüstung bis 2015

In Düsseldorf gibt es einen Masterplan für die Umrüstung bis 2015. Schon jetzt sind von den 62 000 Lichtpunkten in der Stadt nur noch 2000 mit Quecksilberdampf betrieben. Rund ein Prozent machen LED aus. Allerdings sind 28 Prozent (17 000) noch Gasleuchten, die noch üblere Energiefresser sind. Ihr CO2-Ausstoß ist 200-mal so hoch wie der von LED-Leuchten.

Eine Bürgerinitiative kämpft dennoch für den Erhalt der Gasleuchten, die ein wärmeres Licht geben als die gelbstichigen Natriumhochdrucklampen oder das meist als kalt empfundene LED-Licht.

Als Weg, die LED-Umstellung auch mit schwachem Etat zu finanzieren, rät die Energieagentur zu „Contracting“. Dabei wird die gesamte Straßenbeleuchtung langfristig einem Unternehmen übertragen, das bei den Investitionskosten mit der Umrüstung in Vorleistung geht. Die Rückerstattung erfolgt durch die folgenden Energieeinsparungen. Mehrere kleine Kommunen im Land wie Ahlen haben das genutzt, auch die Stadt Dormagen. Doch wer an Stadtwerke gebunden ist, kann das nicht eigenständig. „Und Stadtwerke als Energielieferanten haben naturgemäß nur ein mäßiges Interesse an der energiesparenden Umstellung“, erläutert Rüdiger Brechler, Experte für Straßenbeleuchtung bei der Energieagentur NRW gegenüber dieser Zeitung.