Düsseldorf/Lügde. Nach dem massenhaften Kindesmissbrauchs auf einem Campingplatz in Lügde fordert die SPD-Opposition nun den Rücktritt von NRW-Innenminister Reul.
„Reul ist zu einem Sicherheitsrisiko geworden, er ist bei der Aufklärung des größten Missbrauchskandals in der Geschichte des Landes gescheitert“, erklärten SPD-Fraktionsvize Sven Wolf und Innenexperte Hartmut Ganzke.
SPD wirft Innenminister Reul „Achselzucken“ vor
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Hintergrund der verschärften Attacken auf Reul ist der Fund fünf weiterer Datenträger auf dem Campingplatz „Eichwald“, der als Tatort eines jahrelangen Missbrauchs von mindestens 40 Kindern in über 1000 Einzeltaten gilt. Bei Abrissarbeiten am Wohnwagen des mutmaßlichen Haupttäters hatten Arbeiter Ende vergangener Woche im doppelten, fest verbauten Holzboden die Datenträger entdeckt und der Polizei übergeben. Ob es sich um kinderpornografisches Material handelt, blieb zunächst unklar. Reul bescheinigte seinen Ermittlern dennoch ordentliche Arbeit, die Datenträger seien nicht zu finden gewesen.
Grüne sehen Vertrauen in Innenminister erschüttert
Die SPD warf Reul „Achselzucken“ vor, obwohl er versprochen habe, im Fall Lügde keinen Stein auf dem anderen zu lassen. „Der Innenminister muss Verantwortung übernehmen und zurücktreten. Sofort“, forderten die SPD-Abgeordneten Wolf und Ganzke.
Auch Grünen-Innenexpertin Verena Schäffer nannte die neuen Ungereimtheiten „unfassbar“ und sah Reuls Glaubwürdigkeit erschüttert. Der Innenminister müsse „der Öffentlichkeit jetzt erklären, warum die Polizei offensichtlich nicht in der Lage war, alle Spuren und Beweismittel am Tatort zu sichern“.
Spielen die Polizeipannen der Verteidigung in die Hände?
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Der Wohnwagen des Hauptverdächtigen musste in den vergangenen Monaten mehrfach durchsucht werden und war zwischenzeitlich nicht ordnungsgemäß gesichert worden. Das Polizeipräsidium Bielefeld, das die Ermittlungen nach zahlreichen Pannen Ende Januar von der Kreispolizeibehörde Lippe übernommen hatte, untersucht aktuell insgesamt fast 3,3 Millionen sichergestellte Bilder und mehr als 86.000 Videos. Von 155 CDs und DVDs, die aus einem Auswerteraum der Polizei in Detmold verschwunden sind, fehlt weiter jede Spur. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Diebstahls gegen unbekannt. Rechtsexperten befürchten, dass die zahlreichen Polizei-Fehler der Verteidigung der acht Hauptbeschuldigten vor Gericht in die Hände spielen könnten.