Gelsenkirchen. . Straßen NRW: Es gibt in den kommenden zwei Jahren ein „unvermeidliches Mehr an Baustellen“. Die Belastungen für Fahrer sollen begrenzt werden.
23 Großbaustellen auf Autobahnen stehen dem Ruhrgebiet in den nächsten beiden Jahren bevor, 140 sind es in ganz NRW. Von einem „unvermeidlichen Mehr an Baustellen“ auch in den Jahren darauf sprach Elfriede Sauerwein-Braksiek, die Direktorin des Landesbetriebs „Straßen NRW“, am Dienstag in Gelsenkirchen: „Ursache ist die Überlastung.“
Vor allem gehe es darum, „Engpässe zu beseitigen und Brücken zu ertüchtigen“, hieß es auf der Baustellenkonferenz des Landesbetriebes. Dort waren auch die Bahn, die Städte und die Wirtschaft vertreten, um Baustellen künftig besser abzustimmen.
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So wird die Autobahn 40 in den Sommerferien frei sein, wenn die Bahn die Strecke Essen-Düsseldorf stilllegt. Straßen NRW verbaut in diesem Jahr 1,37 Milliarden Euro auf Autobahnen und Landesstraßen, vor allem Geld aus Berlin. 2013 waren es „nur“ 881 Millionen, seitdem ist der Betrag fast jährlich gestiegen.
Eine Großbaustelle ist „eine Baustelle, die weh tut“
Sie machen ja fast nichts anderes, aber eine echte Definition von „Großbaustelle“ gibt es nicht bei „Straßen NRW“. Größe, Dauer, Kosten, nichts habe wirklich funktioniert, sagt Jan Lohoff, der Leiter der neuen „Stabsstelle Baustellenkoordination“. Da hat er sich eine eigene geschnitzt: Eine Großbaustelle ist „eine Baustelle, die weh tut“. Durch zusätzlichen Stau, Sperrung, Umleitung, Einengung, und das wochen- oder monatelang.
Alle bekannt: der sechsspurige Ausbau der 43 in Recklinghausen, die Sanierung der 42 in Essen, der neue Flüsterasphalt der 40 in Mülheim, der Neubau 448 in Bochum ... Besonders schmerzen gleichzeitige Arbeiten auf den parallelen Autobahnen 40 und 42: Nach der reinen Lehre dürfte das nicht sein, aber mit maroden Brücken diskutiert man nicht.
Ausbau der A 43 folgt teilweise Zeitplänen der Bahn
„Wir müssen mit allen Beteiligten und Betroffenen so früh wie möglich ins Gespräch kommen“, sagt Elfriede Sauerwein-Braksiek, die Direktorin des Landesbetriebes. Um einander abzustimmen und Vorhaben zu koordinieren. Wuppertal 2016 gilt in dieser Hinsicht als ausgesprochen missglückt. Die Bahn stellt damals für Wochen den Zugverkehr ein wegen eines neuen Stellwerks, auf der A46 und der B7 stapeln sich die Baustellen. Für alle, die damals in die Stadt wollten, war Wuppertal wie vernagelt.
Das Problem: Die Bahn plant noch wesentlich langfristiger als die Straßenbauer. So richtet sich der Zeitplan des Ausbaus der 43 abschnittsweise nach dem viel älteren Plänen der Bahn, wann sie dort die fünf Eisenbahnbrücken erneuert.
Fast 22.000 Tagesbaustellen in nur einem Jahr
„Die hohe Bautätigkeit ist nur mit guter Koordinierung möglich“, sagt Sauerwein-Braksiek. Das waren im letzten Jahr mehr als 330 Baustellen, die länger als einen Tag dauerten und von denen 98 an Wochenenden abgewickelt wurden; und das waren fast 22.000 (!), die an einem Tag erledigt wurden: Markierungsarbeiten, Unfallschänden, Reinigung und die bei Autofahrern besonders beliebte Gehölzpflege.
Und so gibt es Beispiele für gute Abstimmung: So haben sie die 45, die Sauerlandlinie, im Ruhrgebiet fertig bekommen, bevor sie die parallele 43 aufgerissen haben. Und die Sanierung der 42 soll unbedingt beendet ein, bevor die Rheinbrücke auf der parallelen 40 angegangen wird.
Mehr elektronische Hinweistafeln, mehr Zuflussampeln
Auch bei der Verkehrsbeeinflussung sei noch Potenzial, meinen die Fachleute. So sollen die elektronischen Hinweistafeln mit ihren Tempoanweisungen von 550 auf 680 Autobahnkilometer ausgebaut werden, ein Drittel des Netzes in Nordrhein-Westfalen.
Die entsprechenden 90 Tafeln mit zusätzlicher Stauinformation sollen bald 160 sein, aus 100 Zuflussampeln in Auffahrten 110 werden. Noch bescheidener ist die zeitweise Freigabe von Seitenstreifen: Das geht bisher auf 25 Kilometern Standspur – und demnächst auf 39 Kilometern. Aua.