Essen. . Berufstätige verlassen immer öfter für ihren Job den Wohnort - mehrheitlich mit dem Auto. In mancher Stadt wird es werktags dadurch richtig voll.
Die Rekordbeschäftigung in Deutschland sorgt für immer mehr Verkehr auf Straßen und Schienen in NRW. Nach den neuesten Daten der Landesstatistiker hat die Zahl der Berufspendler in NRW 2017 einen neuen Höchststand erreicht. Durchschnittlich 4,74 Millionen Erwerbstätige pendelten im vergangenen Jahr täglich zu ihrem Arbeitsplatz in eine anderen Stadt oder Gemeinde. Das sind rund 100.000 Berufspendler mehr als 2016. Im Vergleich zu 2011 stieg die Pendlerzahl sogar um rund eine halbe Million.
Zwar gibt es auch deutlich mehr innerstädtische Berufspendler als sechs Jahre zuvor. Die Zahl kletterte aber nur um rund 200.000 auf jetzt 4,43 Millionen. Der Boom auf dem Arbeitsmarkt hat also vor allem eher längere Arbeitswege zur Folge.
Austausch im Ruhrgebiet
Das Auto bleibt für Berufstätige dabei Fortbewegungsmittel Nummer eins. Der eigene Pkw schlägt Busse, Bahnen und Fahrräder nach wie vor um Längen. Zwar hatten die Statistiker vom Landesbetrieb IT.NRW dazu am Mittwoch keine neuen Zahlen parat. Nach Einschätzung der Experten dürften die Erkenntnisse aus der 2017 vorgelegten Mobilitätsstudie weiterhin Gültigkeit haben. Demnach nutzen mehr als Zweidrittel aller Beschäftigten für den täglichen Weg zur Arbeit das Auto. Der Anteil der ÖPNV-Pendler liegt bei rund 13 Prozent, rund acht Prozent nutzen das Rad. Besonders im Verhältnis zwischen Auto und ÖPNV hat sich seit vielen Jahren nichts geändert. Schon vor 16 Jahren fuhren 69 Prozent aller Berufstätigen mit dem Auto zur Arbeit.
Pendler-Hochburg Nummer eins in NRW ist wie schon 2016 Köln, dicht gefolgt von Düsseldorf (siehe Tabelle). In der Landeshauptstadt wird es dadurch werktags richtig voll. Die Tagesbevölkerung wächst auf über 817.000 Menschen. Amtlich hat Düsseldorf 615.000 Einwohner. Im Ruhrgebiet ist Essen Pendlerstadt Nummer eins, deutlich vor Dortmund und Duisburg. Die Essener Tagesbevölkerung steigt laut IT.NRW-Pendleratlas werktags auf durchschnittlich 632.000 (bei rund 583.000 Einwohnern). Umgekehrt leeren sich Städte, in denen mehr Menschen aus- als einpendeln. So sinkt die Bevölkerungszahl werktags in Herne, Gladbeck, Oberhausen, Bottrop und Hattingen jeweils um 9000 bis 10.000 Menschen, Castrop-Rauxel entvölkert sich um fast ein Sechstel (12.000), Witten nur um 3600 Bewohner.
Auch interessant
Überhaupt nimmt das Ruhrgebiet in der Betrachtung der Pendlerströme eine Sonderstellung ein. Während klassische Pendlerstädte wie Köln, Düsseldorf oder Münster im großen Stil Erwerbstätige aus dem unmittelbaren Umland anziehen, kommt es innerhalb des Ruhrgebiets eher zu einem Austausch zwischen den Städten untereinander. Beispiel Essen: Richtung Mülheim und Duisburg pendeln fast genau so viele Essener wie umgekehrt aus den beiden Städte nach Essen einpendeln.