An Rhein und Ruhr. . Bei der „Stunde der Wintervögel“ machten rund 25 000 Menschen in NRW mit. Es gibt wieder mehr Meisen, aber nur geringfügig mehr Vögel insgesamt.
Es flattern wieder mehr Meisen durch die Gärten, den Amseln geht es schlecht und zwischen Stadt und Land bestehen größere Unterschiede: Das sind die Ergebnisse der vom Umweltschutzverband Nabu organisierten „Stunde der Wintervögel“. Über 25 000 Menschen haben in diesem Jahr in Nordrhein-Westfalen mitgemacht und am ersten Januarwochenende nachgezählt, welche Vögel innerhalb einer Stunde durch ihren Garten geflogen sind. Gezählt wurden rund 624 000 Vögel.
Nachdem die Ergebnisse bei der Zählung im vergangenen Jahr sehr schlecht ausgefallen sind, berichtete der Nabu bei seinem ersten Zwischenergebnis noch, dass es 2018 wieder deutlich mehr Wintervögel in NRW gegeben habe. „Leider ist die Tendenz mittlerweile nicht mehr so positiv“, sagte Nabu-Sprecherin Birgit Königs der NRZ. Das lässt sich gut an der durchschnittlichen Vogelzahl pro Garten ablesen. 2017 lag die in NRW mit 34 Vögeln auf dem bisherigen Tiefstand, in diesem Jahren waren es 35 Vögel. Zum Vergleich: Bei der ersten Vogelzählung im Jahr 2011 wurden noch 46 Vögel pro Garten gezählt – die langfristige Entwicklung ist also rückläufig.
Ebenfalls auffällig: Es gibt bei den Gartenvögeln an Rhein und Ruhr ein Stadt-Land-Gefälle. Der sehr ländlich geprägte Kreis Kleve liegt mit 42 Vögeln pro Garten deutlich über dem Landesdurchschnitt, in den Großstädten liegen die Zahlen teilweise weiter darunter. „Die Großstädte sind deutlich vogelärmer“, sagt Birgit Königs. „Das liegt vor allem daran, dass die Tiere hier nicht so große Rückzugsräume haben. Viele Gärten bieten zu wenig Platz.“ Desto dichter besiedelt die Stadtteile sind, umso weniger Vögel gibt es. Auf dem Land sind die Lebensräume der Vögel naturgemäß deutlich größer – trotz der Landwirtschaft.
In der intensiven Agrarwirtschaft sehen die Umweltschützer dennoch den Hauptverursacher für den langfristigen Rückgang der Vögel. „Wir müssen zurück zu einer naturnahen Landwirtschaft“, sagt Königs. So kritisiert der Nabu etwa den massiven Einsatz von Pestiziden und geht davon aus, dass der Vogelrückgang mit dem Insektensterben im Zusammenhang steht.
Verändertes Zugverhalten
Zudem spielt auch der Klimawandel eine Rolle, milde Winter könnten laut den Experten Auswirkungen auf das Zugverhalten der Vögel haben. Ein Beispiel dafür ist der Star. Der Zugvogel schaffte es in diesem Jahr unter die zehn am häufigsten gezählten Arten in NRW. Viele Tiere blieben im Winter hier, statt noch weiter in den Westen Europas zu ziehen, andere ziehen hingegen erst gar nicht zu uns. Im Vorjahr war dieses Phänomen vor allem bei den Meisen zu beobachten. Bei der aktuellen Zählung gehören sie jedoch wieder zu den großen Gewinnern. Die Kohlmeise ist in Nordrhein-Westfalen der Spitzenreiter, die Blaumeise schaffte es auf Platz drei. Deutschlandweit lag der Haussperling ganz vorne, hier im Land landete er auf Rang zwei.
Ebenfalls eine erfreuliche Entwicklung genommen haben etwa der Kleiber, der Grünfink, der Gimpel oder die Schwanzmeise. Von einem heftigen Rückgang betroffen ist hingegen die Amsel. Der Bestand ging im Vergleich zum Vorjahr um ein Viertel zurück. „Den Amseln hat im Sommer ein erneuter Ausbruch des Usutu-Virus zu schaffen gemacht“, sagt Königs. Dennoch landete der Singvogel noch auf dem vierten Platz – in neun von zehn Gärten wurde er gesichtet. Ein Spitzenwert.