Gelsenkirchen. . Der Naturschutzbund (Nabu) legt erste Ergebnisse der Mitmach-Aktion „Stunde der Wintervögel“ vor. Gelsenkirchener haben sich fleißig beteiligt.
Der Naturschutzbund (Nabu) hat jetzt erste Ergebnisse seiner bundesweiten Aktion „Stunde der Wintervögel“ präsentiert. Auch der örtliche Stadtverband hatte zum Mitmachen aufgerufen, und die Gelsenkirchener haben sich fleißig beteiligt. „Wirkliche Überraschungen hat es diesmal nicht gegeben“, sagt der Vorsitzende Wolfgang Kwasnitza. Spitzenreiter ist die Kohlmeise, die sich von der Amsel den Platz eins zurückerobert hat. Auch in anderen Städten wurde diese Meise gesichtet; in diesem Winter ist sie in Deutschland die am weitesten verbreitete Art, muss sich aber bundesweit dem Haussperling als häufigstem Vogel geschlagen geben.
Allerdings zeigen die Daten aus ganz Nordrhein-Westfalen und den restlichen Bundesländern einen langjährigen Trend: Es werden immer weniger Vögel. „Unsere Zählung ist aber keine wissenschaftliche Bestandsaufnahme“, sagt Kwasnitza. Durch die Aktionen bekäme man aber ein Gefühl, wie es um bestimmte Vogelarten stehe.
Immer mehr Zugvögel bleiben hier
Auffällig sei diesmal beispielsweise, dass der Star häufiger gesehen wurde als bisher. In der Rangliste der Stadt belegt er mit 75 Tieren zwar lediglich den 16. Platz, im vergangenen Jahr waren es aber nur 23 Stare. „Durch den relativ milden Winter bleiben immer mehr Zugvögel hier.“ Und andere warten deutlich länger, bis sie nach Süden aufbrechen. So erklärt der örtliche Nabu-Vorsitzende auch, dass Teilnehmern Kranichen aufgeschrieben haben. Diese würden sicherlich nicht in Gelsenkirchen leben, sondern seien wohl beim ihrem Zug in den Süden beobachten worden.
Wegen der Zählmethode werden nicht alle Arten erfasst
Ohnehin sei es schwierig, nur aus den reinen Zahlen Rückschlüsse auf die heimische Tierwelt zu ziehen, teils auch wegen der Zählmethode. „Nur weil eine Vogelart gar nicht gesehen worden ist, heißt das nicht, dass sie nicht da ist.“ Denn die Teilnehmer an der „Stunde der Wintervögel“ haben sich am ersten Januar-Wochenende in ihren eigenen Gärten oder in öffentlichen Parks auf die Lauer gelegt. Arten, die sich zum Beispiel in ländlicheren Gebieten oder auf abgelegenen Gewerbeflächen wohler fühlen, würden daher grundsätzlich selten gesichtet.
Dies trifft etwa auf das Teichhuhn zu, dass mit nur zwei Exemplaren den Platz 50 von 54 belegt und im vergangenen Jahr gar nicht gezählt wurde. „Am Schloss Berge sieht man immer viele Teichhühner.“
Dennoch kann der Nabu aus den Ergebnissen einiges herauslesen. So bedeuten etwa Bergfinken in Gelsenkirchen, selbst wenn nur zwei gesehen wurden, dass es in Skandinavien einen bitterkalten Winter mit viel Schnee gibt, sonst würde diese Art nicht nach Deutschland fliegen.
Viele Amseln sind durch das Usutu-Virus gestorben
Zudem decken sich einige Ergebnisse auch mit Informationen aus anderen Quellen. Dass die Amsel vom Spitzenreiter auf Platz drei gestürzt sei, liege größtenteils daran, dass 2017 das Usutu-Virus erneut ausgebrochen ist, an dem viele Amseln gestorben sind.
Die generellen Ursachen für Vogelschwund sind laut Kwasnitza in Städten jedoch nicht so einfach zu benennen wie auf dem Land, wo Landwirte Monokulturen anbauen und mit Pestiziden Insekten töten, von den sich Vögel ernähren.
Elstern und Raben plündern Nester - aber auch Eichhörnchen
Dass in Großstädten Elstern und Raben für weniger Gartenvögel verantwortlich seien, weil sie Nester plündern, sei ein zu pauschales Urteil. „Eichhörnchen plündern ja auch die Nester.“ Tatsächlich werde aber in Städten viel getan, „um mehr Artenvielfalt zu schaffen“. Verwaltungen hätten nach dem Pfingststurm Ela vor gut dreieinhalb Jahren viel aufgeforstet, nicht nur Bäume, sondern auch Büsche und Sträucher. Überdies freuen sich Kleingärtner über Meisen, weil sie ihre Jungen mit Blattläusen füttern, „und das ist besser, als Gift einzusetzen“.
Viele Gelsenkirchener geben den Tieren laut Wolfgang Kwasnitza inzwischen Meisenknödel und anderes Vogelfutter und stellen auch Nistkästen auf, in die Meisen oder Amseln passen. Noch sei die Sommerfütterung zwar mancherorts umstritten, doch er verstehe sie als Zusatzangebot für Altvögel. Denn Jungvögel ernähren sich von Insekten, aber nicht von Körnern. Wenn man demnach Körner für die Altvögel auslegt, bleiben mehr Insekten für den Nachwuchs.
>>> Nächste Mitmach-Aktion ist im Mai
Der Nabu und sein bayerischer Partner LBV organisieren am ersten Mai-Wochenende eine erneute Vogelzählung. Der Stadtverband Gelsenkirchen wird sich ebenfalls wieder beteiligen. Dann geht es speziell um Gartenvögel, weshalb dessen Vorsitzender Wolfgang Kwasnitza erwartet, dass erneut Meisen und Amseln vorne liegen werden. „Das sind die Gartenvögel schlechthin.“ Diese Mitmach-Aktion sei nicht nur etwas für Erwachsene, „besonders Kinder sind begeistert. Wenn an der Futterstelle richtig was los ist, dann gehen sie mit“. Zudem lerne der Nachwuchs auch etwas, denn man müsse die Vögel ja auch unterscheiden können. Natürlich können sich nicht bloß Nabu-Mitglieder beteiligen, sondern alle Vogelliebhaber.
>>> 3425 Vögel sind in Gelsenkirchen gezählt worden
- Bundesweit haben sich diesmal über 125 000 Vogelfreunde an der „Stunde der Wintervögel“ beteiligt und fast 3,3 Millionen Vögel gezählt.
- In Gelsenkirchen gab es 152 Teilnehmer, die 3425 Vögel gezählt haben. Ergebnisse gibt’s auf www.stunde-der-wintervoegel.de
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Seine
Jahreshauptversammlung hält der Nabu-Stadtverband Gelsenkirchen ab am kommenden Donnerstag, 25. Januar, 18.30 Uhr, im Alfred-Zingler-Haus, Margaretenhof 10-12. Alle gut 150 Mitglieder sind eingeladen.
- Weitere Informationen gibt’s auf: www.nabu-gelsenkirchen.de