Essen. Es war eine recht ruhige Silvesternacht in der Region. Doch es kam auch zu Angriffen gegen Polizisten - und zu Unfällen mit Feuerwerkskörpern.
Es war ein ruhiger Jahreswechsel 2017/2018. Dazu hat auch das schlechte Wetter in der Silvesternacht beigetragen. Nach ersten Angaben von Feuerwehr und Polizei verlief der Abend wie "ein üblicher Silvesterabend". Das heißt allerdings auch: Es gab Verletzte und Übergriffe auf Polizeibeamte und Rettungskräfte. Ein Überblick.
In Bochum haben sechs junge Männer zunächst Passanten und dann Polizisten mit Feuerwerkskörpern beworfen. Die alarmierte Polizei traf nach eigenen Angaben gegen 20.20 Uhr in der Straße "Am Gartenkamp" im Stadtteil Riemke ein. Die Täter flüchteten in einen Hauseingang und griffen die Beamten weiter an. Erst durch den Einsatz von Pfefferspray konnten die Beamten die Situation in den Griff bekommen.
Brennende Möbel auf Bochumer Balkon
Aus Sicht der Feuerwehr verlief Jahreswechsel in Bochum ruhig. Zwischen Mitternacht und 3 Uhr mussten die Löschfahrzeuge zu 13 Brandeinsätze ausrücken, die Rettungswagen waren 40 mal im Einsatz.
Der erste Einsatz des Jahres wurde durch eine Rakete ausgelöst. Eine Frau in Riemke hatte das Feuerwerk an den Kopf bekommen und musste vom Rettungsdienst versorgt werden. Bis etwa 1.30 Uhr waren es etwa 20 weitere Einsätze, die durch Feuerwerkskörper verursacht wurden.
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Bei den Brandeinsätzen handelte es sich in den meisten Fällen um brennende Mülltonnen. An der Ortelsburger Straße in Hordel brannten Möbel auf einem Balkon. Der Brand konnte schnell gelöscht werden. Verletzt wurde niemand. In Langendreer an der Oberstraße geriet um 00.50 Uhr der Dachstuhl eines Wohnhauses in Brand. Beim Eintreffen der Einsatzkräfte drangen bereits dichter Rauch und Flammen aus einer Gaube der Dachgeschosswohnung. Über eine Drehleiter und durch die Wohnung wurde die Brandbekämpfung durchgeführt. Nach wenigen Minuten war der Brand unter Kontrolle.
Zwei Bewohner des Hauses wurden durch den Brand verletzt. Die Nachlöscharbeiten zogen sich noch bis gegen 3.00 Uhr hin, da Teile des Daches entfernt werden mussten. Insgesamt waren rund 140 Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettungsdienst in der Silvesternacht im Einsatz.
Schwer verletzt wurde ein zwölfjähriger Junge in Essen. Er wurde von einer Rakete getroffen und musste mit Verbrennungen ins Krankenhaus gebracht werden.
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Am Essener Hauptbahnhof hatten sich um kurz nach Mitternacht rund 550 Personen versammelt. Die Bundespolizei habe daraufhin weitere Kräfte nach Essen geholt und den Betrieb am Bahnhof kontrolliert, so eine Sprecherin der Bundespolizei.
Mann verliert Finger beim Böllern
In Gelsenkirchen rückte die Feuerwehr zu 162 Einsätzen aus. Bereits früh am Silvesterabend mussten die Einsatzkräfte ausrücken, um einzelnen Papierkörbe oder Mülltonnen zu löschen, die aufgrund des wahrscheinlich unachtsamen Gebrauchs von Feuerwerk in Brand geraten waren.
Ein 16-jähriges Mädchen in Ückendorf durch ein sogenanntes "Römisches Feuer" im Bereich der Augen so schwer verletzt worden, dass sie in eine Essener Augenspezialklinik eingeliefert werden musste. Nicht viel besser erging es einem Mann in Buer, dem bei der unsachgemäßen Handhabung von Böllern zwei Finger einer Hand gänzlich und zwei weitere Finger teilweise abgesprengt wurden.
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Bereits am frühen Abend mussten die Einsatzkräfte zu einem Verkehrsunfall auf der Rheinelbestraße in Neustadt mit zwei schwer- und sechs leichtverletzten Personen. Alle Beteiligten wurden nach einer ersten Versorgung in Gelsenkirchener Kliniken gebracht. In Hassel wurden ein Vater und sein Kind auf der Straße von einem Auto angefahren, als sie gerade das Feuerwerk gucken. Beide mussten mit Kopfverletzungen versorgt werden. Der Autofahrer war zu schnell unterwegs - und betrunken.
Gegen 3:40 Uhr wurde noch einmal ein Großaufgebot der Feuerwehr Gelsenkirchen in die Dresdener Straße nach Schalke gerufen. Dort war jedoch lediglich ein frühes "Frühstück" angekokelt.
In Düsseldorf gab es nach einer ersten Bilanz der Polizei weniger Einsätze als beim vergangenen Jahreswechsel. Anzeigen wegen Sexualdelikten habe es bis zum Neujahrsmorgen nicht gegeben, sagte ein Sprecher. In Düsseldorf reagierte die Polizei zwar kurzfristig mit dem Einsatz weiterer Beamter, als Hunderte Personen mit "offensichtlichem Migrationshintergrund" am Bahnhof ankamen und sich auf den Weg in die Altstadt machten. Zu Straftaten sei es aber nicht gekommen.
Polizisten in Oberhausen mit Rakete beschossen
Die Silvesternacht in Oberhausen verlief für die Polizei etwas ruhiger als im Vorjahr. Es gab insgesamt 106 Einsätze. Den größten Anteil nahmen dabei Einsätze aufgrund von Randalierern, Streitigkeiten und Ruhestörungen ein. Aufgrund von Körperverletzungsdelikten mussten zehn Strafanzeigen gefertigt werden.
Zwei Polizeibeamte wurden bei einem Einsatz auf der Marktstraße anlässlich einer Körperverletzung leicht verletzt. Sie erlitten ein Knalltrauma, nachdem sie absichtlich mit einer Silvesterrakete beschossen worden waren. Beide mussten ambulant in einem Krankenhaus behandelt werden. Der Beschuldigte konnte nach der Tat in Gewahrsam genommen werden. Es wurde ein Strafverfahren wegen gefährlicher Körperverletzung eingeleitet.
Menschen halten sich an Feuerwerksverbotszone in Dortmund
Auch in Dortmund verlief der Silvesterabend und die Neujahrsnacht zwar mit erhöhtem aber nicht nennenswertem Einsatzaufkommen. Die Feuerwehr wurde am letzten Tag (bis Mitternacht) des Jahres zu 348 Einsätzen gerufen, davon 304 Rettungsdiensteinsätze, der Rest waren Technische Hilfeleistungen und kleinere Brandeinsätze Die ersten zweieinhalb Stunden des Neuen Jahres alarmierte die Einsatzleitstelle zu 123 Einsätzen. Die Einsätze der Feuerwehr waren größtenteils Container- und Heckenbrände sowie einige kleinere technische Hilfeleistungen.
Im Bereich der Dortmunder Pyrotechnikverbotszone, insbesondere am Platz von Leeds, kontrollierten Polizei und Ordnungsamt immer wieder verschiedene Gruppen und Einzelpersonen. Am Platz von Leeds und im unmittelbaren Umfeld feierten circa 1000 Personen den Start ins neue Jahr 2018. Dabei hielten sich die meisten Besucher an das Pyrotechnikverbot um die Reinoldikirche herum. Allerdings kam es im Nahbereich des Platzes von Leeds immer wieder zu Verstößen. Im Bereich der Katharinentreppe feierten nach erster Einschätzung circa 500 Personen friedlich den Jahreswechsel. Gegen 00.30 Uhr verließen die Menschen bereits schon wieder die Dortmunder Innenstadt.
In der Silvesterschicht kam es in Mülheim zwischen zu insgesamt 71 Rettungsdiensteinsätzen. Einige dieser Einsätze waren auf übermäßigen Alkoholkonsum zurückzuführen. Leider gab es auch wieder Verletzungen, die durch unsachgemäßen Gebrauch von Pyrotechnik entstanden sind - zum Beispiel im Bereich des Gesichts bzw. der Augen. Die Verletzten wurden zu entsprechenden Kliniken transportiert.
Einsatzreicher Abend in Duisburg und Wesel
Auch in Duisburg hatten die Einsatzkräfte viel zu tun: Zu Wohnungsbränden, Müllcontainerbränden, Laubenbränden,
Gebüschbränden, Verkehrsunfällen und einem Gefahrguteinsatz mit einem tropfenden Kesselwagen wurden die Einsatzkräfte gerufen. Außerdem mussten Personen aus ihrer Wohnung oder Aufzügen befreit werden. Eine Person wurde bei einem Wohnungsbrand auf der Emmastraße mit einer Rauchgasvergiftung vorsorglich ins Krankenhaus gebracht. Beim selben Einsatz verletzte sich einer der Feuerwehrmänner leicht an der Hand.
An der Musfeldstraße zerstörten Jugendliche mit Böllern die Signalanlage einer U-Bahn-Schranke. Am Stadttheater schlugen Unbekannte die Scheibe eines Autos ein und setzten es in Brand. Ebenfalls Böllerwürfe waren der Grund für die Mehrzahl der 37 Streitigkeiten zwischen Nachbarn oder größeren Personengruppen auf der Straße. Nach einer solchen Auseinandersetzung gegen 21:50 Uhr auf der Kaiser-Wilhelm-Straße kam eine Person verletzt ins Krankenhaus. Eine halbe Stunde später tauchten dort die Gegner ebenfalls auf, allerdings nicht um sich behandeln zu lassen, sie wollten sich weiter prügeln.
Fünf Mal mussten die Beamten zu Einsätzen, bei den Waffen im Spiel sein sollten. Sie stellten eine Schreckschusspistole und Munition sicher. In Bissingheim schoss ein Mann seinem Gegenüber mit einer Gaspistole ins Gesicht. Dazu kamen in der Nacht noch zwei Verkehrsunfälle mit Sachschaden und der Hinweis auf eine offensichtlich betrunkene Autofahrerin auf der Autobahn A40. Nachdem sie mehrmals gegen die Leitplanke geraten war, stoppten Polizisten die Fahrt schließlich in der Ausfahrt Duisburg-Homberg.
In Wesel war es unruhiger als im Vorjahr
In der Silvesternacht wurden durch die Feuerwehr Bottrop in der Zeit von 19 bis 7 Uhr 54 Einsätze gefahren. Bei den vier Brand - und Hilfeleistungseinsätzen handelte es sich um kleinere Einsatzstellen bei denen zum Beispiel durch Feuerwerkskörper Unrat in Brand geraten war. Im Bereich des Rettungsdienstes wurde die Feuerwehr zu insgesamt 50 Einsätzen gerufen. Es wurden zahlreiche silvestertypische Verletzungen bzw. Erkrankungen behandelt, wie zum Beispiel zu viel Alkoholkonsum und Drogenintoxikationen, Verletzungen durch Feuerwerkskörper oder nach Handgreiflichkeiten.
Unruhiger als im Vorjahr verlief die Silvesternacht im Kreis Wesel. Es gab insgesamt 56 silvesterbedingten Einsätzen. Im Jahr zuvor waren es 44. In acht Fällen wurde die Polizei zu Körperverletzungsdelikten gerufen. Neun Sachbeschädigungen wurden aufgenommen. Sexuelle Übergriffe wurden nicht festgestellt bzw. nicht angezeigt. In Wesel kam es Neujahr gegen 00.40 Uhr auf der Dinslakener Straße in der 8. Etage eines Hochhauses zu einem Brand auf dem Balkon. Verletzt wurde niemand. Die Ermittlungen hierzu dauern noch an. In Moers wurden insgesamt vier Polizeibeamte im Alter von 23, 34, 43 und 54 Jahren gegen 04.30 Uhr auf der Alsenstraße bei einer Widerstandshandlung verletzt.
Vier Kinder von liegengebliebenem Böller verletzt
Vier Kinder sind am Neujahrstag in Plettenberg (Märkischer Kreis) durch einen Böller verletzt worden, der in der Nacht liegengeblieben war. Die 12- bis 14-Jährigen hantierten am Montagnachmittag mit dem Feuerwerkskörper, als dieser plötzlich explodierte, wie die Polizei mitteilte. Eines der Kinder wurde an der Hand verletzt, die anderen drei erlitten Verbrennungen und Knalltraumata.
Alle vier wurden von einem Notarzt behandelt und schließlich in ein Krankenhaus gebracht. Warum der gefundene Böller explodierte, war zunächst unklar. Die Polizei warnte ausdrücklich vor der Gefahr, die von liegengebliebenen Feuerwerkskörpern aus der Silvesternacht ausgehe. (sh/dor/dpa)