Bochum. . Andreas Jamelle wollte an seinem von der Abgas-Affäre betroffenen Diesel kein Software-Update machen. Nun wurde der Wagen stillgelegt.
- Ein von der Abgas-Affäre betroffener VW-Amarok ist am Montag zwangsweise stillgelegt worden
- Andreas Jamelle aus Bochum-Werne wollte kein Software-Update machen lassen
- Er befürchtet dadurch eine Verschlechterung der Motorleistung und eine Erhöhung des Spritverbrauchs
Andreas Jamelle hat einen voll funktionsfähigen, noch gar nicht alten Pickup vor der Tür stehen, einen VW-Amarok TDI mit 163 PS. Erst im vorigen Mai ist er durch den TÜV gekommen. Trotzdem hat er ihn gestern zwangsweise stilllegen müssen. Wegen der VW-Abgasaffäre. Der Fall ist einzigartig in Bochum.
„Mit sofortiger Wirkung untersage ich Ihnen den Betrieb des Fahrzeugs im öffentlichen Verkehrsraum...“, heißt es in einem Einschreiben des Straßenverkehrsamtes, das Jamelle am Donnerstag erhielt. Er wird aufgefordert, „innerhalb von drei Tagen nach Zugang dieser Verfügung den Fahrzeugschein/die Zulassungsbescheinigung sowie die Kennzeichen zur Entstempelung vorzulegen...
Die Gefahren, die durch ein nicht betriebs- und verkehrssicheres Fahrzeug ausgehen können, sind derart schwerwiegend, dass es im Interesse der öffentlichen Sicherheit nicht vertretbar ist, die Vollziehung der Verfügung weiter hinauszuschieben“.
Nun fährt er einen Leihwagen
Gestern meldete Jamelle seinen Amarok beim Amt ab. Nun hat er sich einen Leihwagen besorgt.
2012 hatte er den Diesel mit dem Motortyp EA 189, wegen manipulierter Abgaswerte auch als „Schummelmotor“ bekannt, als Jahreswagen bei einem Bochumer Händler für 29 500 Euro gekauft. Er nutzte ihn dienstlich und beruflich in der Immobilienbranche.
Zwar boten ihm VW und Händler an, ein kostenloses Software-Update zu machen, aber das lehnte er ab, weil er trotz anderslautender Versicherungen Sorge hat, dass dadurch die Motorleistung sinkt und der Spritverbrauch steigt. „Ich hatte im Internet gelesen, dass zwei Amaroks getestet wurden, die einen Mehrverbrauch von bis zu 0,7 Litern nach dem Update hatten.“
Bereits im Oktober hatte die Stadt Jamelle angedroht, dass sie seinen Wagen zwangsweise stilllegen könne, falls er den „Mangel“ nicht beseitig und kein Update machen lässt. Jamelle reagierte nicht. Und jetzt machte die Stadt Ernst.
Zunächst Ziel einer gütlichen Einigung
In den Monaten zuvor hatte er aber durchaus eine gütliche Einigung mit Zustimmung zu einem Update angestrebt. Er bot VW zum Beispiel an, dass der Konzern den Verbrauch vor und nach einem Update auf eigene Kosten testet und danach für eine mögliche Verschlechterung selbst aufkommt. VW lehnte ab. Zudem bot er dem Händler an, dass dieser das Auto nach Wertermittlung durch den TÜV zurückkauft – zuzüglich zehn Prozent Schadensersatz für den Ärger. Das wurde ebenfalls abgelehnt.
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Nun hat er, wie er sagt, den Händler auf Rückabwicklung des Kaufes vor dem Landgericht verklagt. Vergleichsbereit sei er nicht mehr. „Ich will auf jeden Fall ein Urteil.“
>>> INFO: Landgericht gab VW-Passat-Fahrer Recht
Erst im Oktober hat das Landgericht Bochum einem Abgas-Skandal-Opfer Recht gegeben. VW muss 31 946 Euro (Kaufpreis abzüglich Nutzungsentschädigung für gefahrene Kilometer) zurückzahlen und den „Schummel-VW-Passat“ zurücknehmen. Zudem muss VW Anwalts-und Gerichtskosten tragen. Das teilt die Bochumer Kanzlei Jordan-Fuhr-Meyer mit, die den Kläger vertritt.
Mit deutlichen Worten hätte das Gericht einen Sachmangel bejaht. Die Installation einer Manipulationssoftware sei keine übliche Beschaffenheit. Es sei „evident“, dass der Durchschnittskäufer mit sowas nicht rechne.