Essen. Beim Thema Stau steht NRW an erster Stelle. Hanno Bäumer von Straßen NRW erklärt, wann es sich lohnt, etwa von der A 42 auf die A 2 auszuweichen.
Aufleuchtende Rücklichter, genervte Pendler und kein Vorankommen: Nordrhein-Westfalen ist nach einer aktuellen ADAC-Studie Stauland Nummer eins. Spitzenreiter ist die A 1. 2016 gab es allein dort 59.846 Kilometer Stau und 29.751 Staumeldungen. Wir haben uns von Hanno Bäumer, Leiter der Verkehrszentrale bei Straßen NRW, erklären lassen, wann es sich für Autofahrer lohnt, Ausweichrouten zu nutzen und welche diese sein könnten.
Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, einem Stau auszuweichen: zeitlich oder räumlich. Zeitlich auszuweichen ist jedoch nicht immer machbar. „Der Berufsverkehr ist schon sehr ausgeweitet. Es gibt keine Spitze mehr, sondern vielmehr ein Morgenplateau. Der Berufsverkehr findet zwischen sechs und zehn Uhr morgens statt", sagt Hanno Bäumer, Leiter der Verkehrszentrale bei Straßen NRW.
Ausweichrouten nur bei besonderen Lagen
Also gilt es, räumlich neue Wege zu fahren. Dabei kommt es auf die Art des Staus an, der umfahren werden soll.
Schlechte Nachrichten für Pendler: Zähfließendem Verkehr, der besonders häufig im Berufsverkehr auftritt, auszuweichen, bringt laut Bäumer nämlich nichts. Sinn machen Ausweichrouten nur dann, wenn es eine besondere Lage wie einen Unfall oder eine Baustelle gibt. „Wenn ein oder zwei Fahrstreifen auf einer Autobahn blockiert sind, stehen Autofahrer richtig. Die Leistungsfähigkeit der Autobahn ist dann deutlich gemindert."
Besonders bei Meldungen, dass ein Lkw auf der Seite liege, müssten sich Autofahrer auf lange Wartezeiten einstellen. „Es macht großen Sinn, sich über Sperrungen zu informieren, bevor man sich auf den Weg macht", sagt Bäumer.
Für das Teilstück des Stau-Spitzenreiters A 1, das durch NRW führt, wäre eine mögliche Ausweichroute die A 43. „Seit eh und je war ja hier die Umleitung ausgeschrieben", sagt Bäumer. Allerdings: Seitdem im Bereich Herne der Fahrstreifen auf sechs Spuren ausgebaut wird, wird es auch dort schwieriger. Die einstige Alternativlösung kann Bäumer daher nur begrenzt empfehlen.
Eher über die A2 als über die A 40
Ein besonders belasteter Autobahnabschnitt ist laut ADAC die A 42. Auf dem sogenannten Emscherschnellweg gab es im vergangenen Jahr 18.057 Kilometer Stau. „Dieser Strecke über die A 40 auszuweichen, nützt nichts", sagt Bäumer. Da es zwischen Duisburg und Essen-Ost keinen durchgängigen sechsspurigen Fahrstreifen gibt, sei diese Strecke immer voll.
Eher als Ausweichroute möglich sei der Ruhrschnellweg zwischen Bochum-West und Essen-Ost, da dieser Abschnitt ausgebaut ist. Generell gelte aber: „Eher als von der A 42 auf die A 40 auszuweichen, würde ich den Umweg über die A 2 Richtung Norden empfehlen", sagt Bäumer.
Die A 46 zwischen Düsseldorf und Wuppertal zu umfahren, hält Hanno Bäumer gar nicht für möglich. Solange das Teilstück der A 44 zwischen Velbert und Ratingen nicht fertiggestellt ist, gibt es auf dieser Strecke keine Ausweichmöglichkeiten. Hinzu kommt, dass die B 7, Wuppertals Hauptverkehrsachse, gesperrt ist. „Daher gibt es auch innerstädtisch keine alternativen Routen."
Die A 46 ist nach Ergebnissen der ADAC-Studie mit 15.604 Staumeldungen und einer Staulänge von 25.959 Kilometern in 2016 ein besonders belasteter Autobahnabschnitt.
A 57 momentan zusätzlich dicht
Die A 3 zwischen Köln und Oberhausen ist mit einer Länge von 29.213 Kilometern Stau in 2016 eine ebenfalls hoch frequentierte Bahn. Von hier aus auf die A 57 auszuweichen, hält Bäumer für schlecht. „Die A 57 ist jetzt ohnehin sehr stark belastet." Unter anderem deshalb, weil sie als Ausweichroute von Lkw genutzt wird, die derzeit nicht über die Leverkusener Brücke kommen können.
Viele Hoffnungen, dem Stau zu entkommen, macht Bäumer nicht: „Im Berufsverkehr ist es in der Rhein-Ruhr-Schiene überall voll." Auch im städtischen Netz sieht Bäumer keine Reserven. Auf die Stadt auszuweichen, hält er nur unter einer Voraussetzung für sinnvoll: „Nur bei etwa baubedingten Sperrungen empfehle ich, durch die Stadt zu fahren." Oder anders gesagt: Durch die Stadt geht's nur, wenn gar nichts mehr geht.