NRW. . Acht Tage mehr und zwei Stunden länger: Der neue Lärmerlass lässt Städten in NRW mehr Spielraum beim Planen von Großveranstaltungen. Was ändert sich?

Die Zahl lauter Veranstaltungs-Tage könnte sich in NRW mit dem neuen Erlass der Landesregierung fast verdoppeln. 18 statt bisher 10 Tage sind jetzt übers Jahr verteilt pro Festplatz drin. Auch das Veranstaltungsende wird ausgeweitet – von 22 auf 24 Uhr. Die Dezibel-Grenzen bleiben aber gleich.

Mehr Events im Revierpark Wischlingen möglich

Drohen Anwohnern von Festplätzen und Innenstädten jetzt noch mehr schlaflose Abende? Wir haben in ein paar Städten nachgefragt.

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In Dortmund kommt der Ausweitung auf 18 vor allem dem Revierpark Wischlingen zugute. Im Park finden schon allein drei Festivals statt (Pollerwiesen, Ruhr Reggae Summer, Dortmund Olé). Das habe die Kapazitäten an lauten Großveranstaltungen bis in den späten Abend beinahe erschöpft, erklärt Stadtsprecherin Heike Thelen. Der Erhöhung auf 18 Tage "weckt sicher Begehrlichkeiten", erwartet sie. Für konkrete Anfragen sei es aber noch zu früh. Für andere Veranstaltungsorte wie den Westfalenpark (Lichterfest, Juicy Beats) oder den Friedensplatz (Public Viewing) sieht sie keine Auswirkungen.

Für Herne erwartet Stadtsprecher Philipp Stark erstmal keine Veränderung. Die Cranger Kirmes jedenfalls bleibt bei ihren zehn Tagen, womit bisher das Maximum genehmigungsfähiger Tage erreicht war. Ob in Zukunft auch weitere Veranstaltungen auf dem Platz stattfinden ist bisher nicht absehbar.

Lärmerlass hätte das Rü-Oktoberfest gerettet

Auch in Essen ändert sich wohl nichts. Plätze, auf denen es mit zehn Veranstaltungstagen knapp wurde, gibt es nicht, erklärt Stadtsprecherin Hannah Hettinger. Allenfalls den Messeplatz hinterm Girardethaus: Bis 2014 fand dort das Rü-Oktoberfest statt. Zehn Tage lang, zum Leidwesen der Anwohner. Dann endschied das Verwaltungsgericht: Die Sause ist rechtswidrig. Unter anderem monierte das Gericht, dass sich Oktoberfest und "Rü... Genuss pur" (selber Veranstalter) auf über zehn Tage summierten. Jetzt wären ja 18 Tage möglich.

Das Oktoberfest ist inzwischen zum Flughafen Essen/Mülheim abgewandert. Und das soll auch so bleiben, beruhigt Veranstalter Ted Terdisch. Hätte es die neue Regelung schon vor zwei Jahren gegeben, wäre man der Rü wohl treu geblieben, meint er. Schließlich verdanke das Oktoberfest dem Standort "mittendrin" seinen Erfolg. "Hätten wir auf dem platten Land gestartet, wären wir jetzt lange nicht so weit." Zudem habe man viel Geld in den neuen Platz gesteckt. Eine neue Veranstaltung am Girardethaus plant Terdisch nicht: "Wir wollen kein Öl ins Feuer gießen."

Bochumer Westpark nicht von Änderung betroffen

Im Westpark an der Jahrhunderthalle Bochum ändert sich nichts, erklärt Andreas Kuchajda von "Bochum Veranstaltungen". Auf dem Gelände der alten Stahlwerks-Brache durften auch vorher schon mehr als zehn Veranstaltungstage genehmigt werden. Allerdings, so Kuchajda, sei das gar nicht ausschlaggebend für die Planung im Westpark – limitierender Faktor seien vielmehr Veranstaltungen in der Halle selbst. Auch in der Freilichbühne Wattenscheid bleibe alles beim alten. Hier fänden die meisten Veranlstaltungen ohnehin am Tag statt.