Essen/Bochum/Gelsenkirchen. . Nach der Sperrung von 34 Turnhallen in Bochum lassen auch andere Städte ihre Hallen überprüfen. Ursache der Schäden in Bochum ist wohl Baupfusch.
Die Sperrung trat "ab sofort" in Kraft und sie gilt "bis auf Weiteres": Die Stadt Bochum hat seit Jüngstem 34 städtische Turnhallen gesperrt. Teile der Deckenverkleidung könnten zu Boden stürzen. Es geht um Sporthallen aus den 1970er-Jahren. Solche stehen auch in vielen anderen Städten. Dort ist man gewarnt.
"Wir überprüfen jetzt unsere Unterlagen", berichtet ein Sprecher der Stadt Gelsenkirchen. Insgesamt gibt es 75 Turnhallen in der Stadt. 25 konnte man nach ersten Prüfungen vom Donnerstag von weiteren Kontrollen ausschließen. Ein Team mit zehn Mitarbeitern würde nun weitere Maßnahmen abstimmen.
Stadt Duisburg bewertet alle ihre Turnhallen als sicher
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In Duisburg sieht man laut einer Sprecherin die Sicherheit aller 140 Turnhallen in der Stadt gewährleistet. Die Gebäude würden zudem regelmäßig begangen und kontrolliert. "Sofern Schäden oder Auffälligkeiten festgestellt werden, werden diese unverzüglich behoben". Auch könne es vorkommen, "dass sich schon mal eine Deckenplatte löst", etwa wenn sie beim Fußball angeschossen wurde. "Auch hier wird sofort repariert und das Gesamtkonstrukt auf weitere Schäden untersucht", versichert die Sprecherin.
Die Stadt Essen will als Reaktion auf die Probleme in Bochum nun bei kommenden Sichtprüfungen Decken mit Holzwolle-Verkleidung "grundsätzlich partiell öffnen und den Zustand der Unterkonstruktion prüfen" - soweit das nicht ohnehin schon bei den zweijährigen Kontrollgängen gemacht wurde. In Essen haben laut Stadt nur noch rund 20 der insgesamt 208 Sporthallen und Schulaulen eine Deckenkonstruktion, die der in den betroffenen Bochumer Turnhallen entspricht. Im Gros der Gebäude wurde die alte Deckenkonstruktion mit Holzwolleplatten bereits ersetzt.
Problem mit Turnhallen liegt auch an altem Baupfusch
Grund für die Vorsicht in Bochum: In einer Schul-Turnhalle im Stadtteil Stiepel stürzten im Juli Teile der Deckenverkleidung zu Boden, zum Glück während der Schulferien ohne jemanden zu verletzen. Techniker fanden heraus, dass wohl Baupfusch und Materialermüdung der Grund sind. Die Decke in der Halle ist mit Faserplatten verkleidet, die aus Zement und Holzwolle gepresst sind und an Holzleisten genagelt worden waren. Sie dienen vor allem dem Schallschutz. Doch die Arbeiter hätten die Nägel laut Stadt damals gerade in die Decke geschlagen; tatsächlich hätten die Platten mit schräg versetzten Nägeln befestigt werden müssen.
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In fünf von bis dato sechs untersuchten Hallen hat die Deckenverkleidung Mängel, hat man bei der Stadt Bochum inzwischen herausgefunden - und auch das NRW-Bauministerium, die Bezirksregierung Düsseldorf, Nachbarkommunen und den Deutschen Städtetag informiert. Dort wurde die Mail aus Bochum an alle 39 Mitgliedsstädte in NRW weitergeleitet, berichtet ein Sprecher. Verantwortlich für die Sicherheit der Gebäude sind die Kommunen, betont man in der Bezirksregierung.
"Es gibt keine Einheitsbauweise bei Turnhallen"
Im NRW-Bauministerium hat man unterdessen bei der Stadt Bochum einen Bericht angefordert, um Einzelheiten zu erfahren. Besonders interessiert man sich in Düsseldorf für Details über die marode Aufhängung der Deckenverkleidung. Je nach Ergebnis würden dann die Bauaufsichtsämter im Land über die Sache informiert, sagte ein Sprecher auf Anfrage.
Obwohl Turnhallen meist ähnlich aussehen, sind die Dachkonstruktionen verwirrend verschieden: "Es gibt keine Einheits-Bauweise bei Turnhallen", sagt ein Prüfingenieur für Bautechnik in Köln. Ohnehin jedoch würden viele Kommunen seit einigen Jahren ein besonderes Auge auf ihre Sporthallen werfen - nach dem Einsturz der Eissporthalle im bayerischen Bad Reichenhall im Januar 2006. 15 Menschen kamen damals ums Leben, 34 wurden verletzt, als die Holzkonstruktion unter Schneelast plötzlich während der Öffnungszeit zusammenbrach. Ursache waren damals Baumängel und auch Materialermüdung.
Seitdem beherzigen auch viele NRW-Kommunen die als Reaktion auf das Unglück erstellten Empfehlungen der Landesbauminister. Sie lassen Gebäude mit größeren freitragenden Dachkonstruktionen regelmäßig auf ihre Standfestigkeit überprüfen. Wohl auch die Stadt Bochum, heißt es. Die betroffenen Sporthallen in Bochum bleiben voraussichtlich bis Ende September gesperrt.