Tönisvorst. . Ein schockierendes Verbrechen: In Tönisvorst bei Krefeld hat eine Bande einem Rentner aufgelauert und ihn gequält, um an Tresorschlüssel zu kommen.
Knapp vier Monate nach der brutalen Ermordung eines 81-jährigen Rentners in Tönisvorst ist die Tat nach Angaben der Polizei aufgeklärt. Polizisten hätten mehrere Verdächtige in Mönchengladbach, Bergheim, Straelen und Weeze festgenommen.
Zwei der fünf mutmaßlichen Raubmörder sind Jugendliche. Ein Richter habe gegen alle Fünf Haftbefehle wegen Mordes erlassen, sagte Staatsanwältin Sonja Pelka am Freitag in Mönchengladbach. Die Verdächtigen seien im Alter zwischen 16 und 22 Jahren und hätten Teilgeständnisse abgelegt. Unter ihnen sei eine 20 Jahre alte Frau.
Das Opfer hat offenbar mit seinem Wohlstand geprahlt
Das Opfer, Johannes W., war niemand, der mit seinem Wohlstand hinter dem Berg hielt, im Gegenteil. "Seine Prahlerei" sei ihm zum Verhängnis geworden, berichten die Ermittler. Denn es beginnen sich die falschen Leute für den Inhalt seines Tresors zu interessieren. Am 1. Oktober vergangenen Jahres erhält der allein lebende Rentner ungebetenen Besuch in seinem Haus in Tönisvorst bei Krefeld.
Der 81-Jährige wird geschlagen und getreten, bis er verrät, wo er seinen Tresorschlüssel versteckt hat. Dann wird er umgebracht. Ein Zeuge sieht fünf junge Leute das Haus des Rentners verlassen. Sie haben es sehr eilig und sind rasch wie vom Erdboden verschluckt.
Der Fahnder, der bisher jeden kriegte
Doch die Mörder haben bei der Wahl des Tatorts einen großen Fehler begangen. Denn am Niederrhein bekommen sie es mit Ingo Thiel (52) zu tun. Der Chef-Ermittler aus Mönchengladbach ist in Polizeikreisen längst eine Legende. Seine Aufklärungsquote: 100 Prozent. Zuletzt brachte er nach monatelanger spektakulärer Jagd den Mörder des kleinen Mirco zur Strecke.
Diesmal dauert es vier Monate, dann schlagen 200 Polizisten im Morgengrauen zeitgleich in Straelen, Bergheim und Weeze zu. Sie zerren fünf junge Leute, darunter eine Frau, aus ihren Betten, die meisten wohnen noch bei ihren Eltern. Außerdem beschlagnahmen sie 60 Umzugskartons mit Beweismaterial.
Am Freitag verkündet Chef-Ermittler Thiel vor 150 Zuhörern im Mönchengladbacher Polizeipräsidium den jüngsten Erfolg. Diesmal führt ihn nach mehreren Einbahnstraßen eine DNA-Spur am Tatort auf die richtige Fährte. Die Spur löst einen Treffer in der DNA-Datenbank aus, der Verdächtige ist bereits als Einbrecher aufgefallen und registriert.
Auf der Lauer
Doch es dauert, bis verdeckte Ermittlungen die Strukturen der gesamten Bande aufdecken und die Namen der mutmaßlichen Komplizen bekannt sind. Zwei von ihnen haben sich nach der Tat ins Ausland abgesetzt, kommen erst Wochen später zurück. Es wird still um das Verbrechen, die Verdächtigen sollen sich sicher wähnen: "Wir können nicht nur laut, wir können auch leise", sagt Thiel. "Wir haben gewartet, bis alle wieder im Nest waren."
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Die Verdächtigen kehren aus dem Ausland zurück, glauben offenbar, dass die Ermittlungen im Sande verlaufen sind. Am Mittwoch dann das unsanfte Erwachen. In den Verhörräumen der Polizei bröckelt in den folgenden Stunden die Front des Schweigens, die Verdächtigen legen Teilgeständnisse ab, geben zu, zur Tatzeit am Tatort gewesen zu sein.
Möglicherweise gehen weitere Taten auf das Konto der Verhafteten
Ein Haftrichter sieht dringenden Mordverdacht und schickt fünf Verdächtige im Alter von 16, 17, 19, 20 und 22 Jahren hinter Gitter. Darunter ist auch eine junge Frau (20). Thiel schickt ihnen einen Gruß hinterher: "Ätsch, hat doch geklappt."
Staatsanwältin Sonja Pelka spricht von einer gezielten Tat. Es handele sich nicht um einen aus dem Ruder gelaufenen Einbruch. Das Quintett habe dem 81-Jährigen aufgelauert und dabei große Ausdauer an den Tag gelegt.
Inzwischen haben sich in Mönchengladbach Ermittler aus anderen Städten gemeldet, die nun prüfen, ob die Bande für ähnliche Taten verantwortlich ist, bei denen Rentner brutal misshandelt wurden. Die Ermittler vermuten, das auch eine Einbruchserie in Tönisvorst auf ihr Konto gehen könnte. Unklar ist noch, wie hoch die Beute im Haus von Johannes W. war. Niemand, außer den Mördern, scheint genau zu wissen, was der alte Mann in seinem Tresor gehortet hatte. (dpa)