Berlin. Bauchfett birgt viele gesundheitliche Risiken. Studien zeigen: Auch das Demenzrisiko ist deutlich erhöht. Wer davon betroffen ist.

Herzkrankheiten, Bluthochdruck und Diabetes – die meisten Menschen wissen, dass Übergewicht besonders im mittleren Alter gesundheitliche Risiken birgt. Doch ein Zusammenhang zwischen Bauchfett und Gehirngesundheit ist weniger bekannt – und könnte weitreichende Folgen für unsere kognitive Gesundheit haben. Eine neue Studie, veröffentlicht im „International Journal of Epidemiology“, bestätigt: Ein dicker Bauch erhöht das Risiko für Demenz und andere neurodegenerative Erkrankungen.

Besonders das Fett um die Taille spielt dabei eine bedeutende Rolle. Die Untersuchung zeigte, dass ein größerer Taillenumfang mit einer Verringerung des Gehirnvolumens und einer höheren Wahrscheinlichkeit für Gedächtnisprobleme in Verbindung steht. Frauen ab 50 Jahren mit einem Taillenumfang von über 86 cm haben demnach ein um 39 Prozent erhöhtes Risiko für Demenz. Laut einer anderen Untersuchung wiesen Männer mit einem Taillenumfang von mehr als 90 cm, selbst bei einem gesunden BMI, ein höheres Demenzrisiko auf. Doch warum ist Bauchfett so schädlich für das Gehirn?

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Gefährliches Bauchfett: Wie viszerales Fett das Gehirn schädigt

Das Problem liegt im viszeralen Fett, das nicht nur unter der Haut, sondern auch um die inneren Organe herum gespeichert wird. Dr. Scott Chiesa, leitender Forschungsmitarbeiter bei Alzheimer‘s Research UK, erforscht derzeit am University College London den Zusammenhang zwischen Gewicht und Gehirngesundheit. „Das Bauchfett ist ein guter Indikator für viszerales Fett“, erklärte er gegenüber „The Telegraph“. „Es zeigt das Fett an, das sich wahrscheinlich um die Organe herum befindet. Das Fett an der Außenseite des Körpers ist eher ein passiver Speicher. Das Fett um die Organe herum ist im Grunde wie ein endokrines Organ – es sondert Hormone und entzündungsfördernde Stoffe ab, es ist viel aktiver.“ Diese Prozesse haben nachweislich negative Auswirkungen auf das Gehirn und begünstigen neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson, wie mehrere Studien feststellen.

Wissenschaftler vermuten, dass der Zusammenhang zwischen Übergewicht und Gehirngesundheit besonders in der Lebensmitte stark ausgeprägt ist. In dieser Zeit beginnt das Gehirn, erste Anzeichen von Schäden zu zeigen – etwa durch Schrumpfung und Mikroverletzungen in den Blutgefäßen. Ältere Menschen mit Übergewicht entwickeln weniger häufig Demenz, da sie oft schon früh aufgrund von Begleiterkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen versterben.

Demenzrisiko durch Bauchfett: Was Sie tun können

Es gibt jedoch gute Nachrichten: Der Zusammenhang zwischen Bauchfett und Gehirngesundheit ist nicht unumkehrbar. Wissenschaftler des „Columbia University Irving Medical Center in New York“ betonen, dass die Gehirngesundheit aktiv verbessert werden kann:

  • Bewegung: Körperliche Aktivität hat nicht nur Vorteile für das Herz, sondern auch für das Gehirn. Eine Studie zeigt, dass regelmäßige Bewegung, insbesondere Krafttraining, dabei hilft, das viszerale Fett zu reduzieren und die Gehirngesundheit zu fördern. Mehr als 150 Minuten Bewegung pro Woche können das Demenzrisiko senken.
  • Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung spielt ebenfalls eine Schlüsselrolle für das Gehirn, wie die Untersuchung zeigt. Fette aus gesunden Quellen wie Olivenöl, Avocados und Nüssen unterstützen das Gehirn, während Zucker und raffinierte Kohlenhydrate vermieden werden sollten. Eine Ernährung, die entzündungshemmend wirkt, ist ebenfalls entscheidend.
  • Schlaf und Stressmanagement: Guter Schlaf und Stresskontrolle sind für die Gesundheit des Gehirns unerlässlich. Schlechter Schlaf begünstigt die Entstehung von Insulinresistenz und trägt zu Entzündungen bei, die das Gehirn schädigen können. Entspannungstechniken wie Yoga und Meditation können helfen, den Cortisolspiegel zu senken und Entzündungen zu verringern.

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Ein weiterer Hoffnungsschimmer könnte in Medikamenten liegen, die beim Abnehmen helfen. Aktuelle Studien deuten darauf hin, dass Medikamente zur Gewichtsreduktion, wie Ozempic oder Liraglutid, nicht nur das Körpergewicht reduzieren, sondern auch positive Auswirkungen auf das Gehirn haben könnten. Diese Medikamente zielen darauf ab, die Insulinempfindlichkeit zu erhöhen und die Blutgefäße zu schützen – Prozesse, die den kognitiven Abbau verlangsamen könnten.