Berlin. Im Winter greifen viele Menschen zu Vitamin-D-Präparaten. Doch wie sicher ist die Einnahme wirklich? Eine neue Studie gibt Aufschluss.

Vitamin D ist unverzichtbar für unsere Gesundheit: Es stärkt Knochen und Zähne, unterstützt das Immunsystem und fördert die Produktion wichtiger Botenstoffe im Gehirn. Zwar kann der Körper Vitamin D mithilfe von Sonnenlicht selbst bilden, doch in den Wintermonaten reicht die Sonneneinstrahlung oft nicht aus – viele Menschen greifen daher zu Vitamin-D-Präparaten. Expertinnen und Experten warnten jedoch davor, dass eine Überversorgung an Vitamin D langfristig schädlich sein könnten, insbesondere für die Nieren. Eine Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) gibt nun Entwarnung.

Die Forscher um Sha Sha, Ben Schöttker und Hermann Brenner analysierten in der Studie Daten von etwa 500.000 Briten. 4,3 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer gaben an, regelmäßig Vitamin-D-Präparate einzunehmen. Weitere 20,4 Prozent nahmen Multivitaminpräparate ein, die ebenfalls Vitamin D enthielten. Die Wissenschaftler untersuchten, ob diese Personen häufiger an Nierenerkrankungen oder Arterienverkalkung (Atherosklerose) erkrankten – zwei Risiken, die mit einer möglichen Überdosierung von Vitamin D in Verbindung gebracht werden.

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Vitamin D beeinflusst die Aufnahme von Kalzium

Der Grund für diese Bedenken liegt in der Rolle von Vitamin D im Kalziumstoffwechsel. Es fördert die Aufnahme von Kalzium aus der Nahrung und reduziert dessen Ausscheidung über die Nieren. Bei einer Überdosierung von Vitamin D kann es zu einem erhöhten Kalziumspiegel im Blut kommen, einer sogenannten Hyperkalzämie. Dies kann theoretisch das Risiko für Nierensteine und Arterienverkalkung erhöhen, einer Hauptursache für Herzinfarkt und Schlaganfall. Denn: Überschüssiges Kalzium kann in den Nieren abgelagert werden kann und auch die Blutgefäße schädigen.

Die DKFZ-Studie zeigt jedoch, dass diese Sorgen unbegründet sind. Zwar wiesen Studienteilnehmer, die Vitamin D einnahmen, im Durchschnitt leicht erhöhte Kalziumwerte auf. Doch im 13-jährigen Beobachtungszeitraum erkrankten sie nicht häufiger an Atherosklerose oder Nierensteinen als jene, die keine Supplemente zu sich nahmen.

Vitamin-D-Präparate sind in der Regel nicht hoch dosiert

„Dies ist die weltweit bislang größte Studie, in der Dosis-Wirkungs-Beziehungen zwischen Vitamin D-Konzentrationen im Blut, Vitamin D-Supplementierung und Sicherheitsaspekten des Kalziumstoffwechsels untersucht wurden“, sagt Studienautor Ben Schöttker. „Erfreulicherweise konnten wir dabei keinen Zusammenhang mit Erkrankungen feststellen, die auf eine erhöhte Kalziumkonzentration im Blut zurückzuführen sind.“

Das liegt der Studie zufolge auch daran, dass die von den Probanden eingenommene Dosis in der Regel nicht so hoch war. Die übliche Vitamin-D-Dosierung in der Europäischen Union liege der Studienautorin Sha Sha zufolge zwischen 400 und 4000 internationalen Einheiten (I.E.) pro Tag. „Unerwünschte Wirkungen einer Überdosierung wurden dagegen in klinischen Studien erst ab einer Tagesdosis von 10.000 I.E. beobachtet“, so Sha Sha.

Vitamin-D-Mangel: Besonders Ältere sind gefährdet

Diese Erkenntnisse sind besonders bedeutsam, da ein Vitamin-D-Mangel weltweit verbreitet ist – insbesondere in sonnenärmeren Regionen wie Deutschland. Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) zufolge sind etwa ein Drittel der Erwachsenen mangelhaft mit Vitamin D versorgt. Besonders gefährdet sind laut RKI ältere Menschen, da die Eigenproduktion von Vitamin D mit dem zunehmendem Alter nachlässt. Zusätzlich zählen Säuglinge, Menschen, die sich viel drinnen aufhalten, Personen mit dunkler Hautfarbe, und Personen mit chronischen Darmerkrankungen, die die Nährstoffaufnahme beeinträchtigen, zu den Risikogruppen.

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Ein anhaltender Mangel kann gravierende Folgen haben, darunter Muskelschwäche oder Osteoporose. Eine Analyse des DKFZ legt zudem nahe, dass Vitamin D auch für von Krebs Betroffene eine Rolle spiele: Die tägliche Einnahme von Vitamin D senke hier das Sterberisiko um zwölf Prozent.

Ernährung: Diese Lebensmittel enthalten Vitamin D

Da der Körper Vitamin D hauptsächlich durch Sonnenlicht auf der Haut produziert, ist die Versorgung im Winter besonders problematisch. Das RKI empfiehlt, zwischen März und Oktober zwei- bis dreimal pro Woche Gesicht, Hände und Arme unbedeckt und ohne Sonnenschutz der Sonne auszusetzen. Eine weitere Möglichkeit, den Vitamin-D-Spiegel zu erhöhen, ist die Ernährung. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt eine tägliche Aufnahme von 20 Mikrogramm (800 I.E.), sofern die körpereigene Bildung durch Sonnenlicht nicht ausreicht. Diese Nahrungsmittel helfen dabei besonders gut:

  • Fettreicher Fisch wie Lachs, Hering, Makrele und Sardinen
  • Leber
  • Eigelb
  • Pilze, insbesondere Champion und Steinpilz
  • Butter
  • Vollmilch
  • Angereicherte Lebensmittel wie Margarine

Trotz einer ausgewogenen Ernährung kann es für viele Menschen schwierig sein, ihren Bedarf zu decken. Besonders in den dunklen Monaten kann deswegen die Einnahme von Vitamin-D-Präparaten sinnvoll sein – allerdings nur in ärztlicher Absprache. Wer unsicher ist, kann seinen Vitamin-D-Spiegel überprüfen lassen und so gezielt entscheiden, ob eine Ergänzung notwendig ist.