Berlin. Trinken Sie Ihren Kaffee morgens? Eine neue Studie zeigt, warum der Zeitpunkt des Kaffeekonsums das Herz und die Lebenszeit beeinflusst.

Kaffee ist aus dem Alltag der Deutschen nicht wegzudenken. Mit durchschnittlich 3,8 Tassen pro Tag gehört er hierzulande zu den absoluten Favoriten – noch vor Wasser und Bier. Ob als morgendlicher Wachmacher, Begleiter zur Arbeit oder Genussmoment am Nachmittag: Kaffee hat einen festen Platz in der deutschen Kultur. Doch die Art und Weise, wie und wann wir ihn trinken, könnte weit mehr als nur Geschmackssache sein – aktuelle Forschung zeigt, dass der Zeitpunkt des Kaffeegenusses unsere Gesundheit maßgeblich beeinflussen kann.

Laut einer neuen Studie, veröffentlicht im European Heart Journal, haben Menschen, die ihren Kaffee ausschließlich morgens trinken, ein geringeres Risiko, frühzeitig zu sterben. Das gilt für koffeinhaltigen und entkoffeinierten Kaffee gleichermaßen. Dabei spielt die Menge keine Rolle – ob weniger als eine oder mehr als drei Tassen täglich, entscheidend ist, dass der Kaffee morgens getrunken wird.

Studie: Frühstückskaffee als Lebensretter?

Die Forschenden analysierten Daten von über 40.000 Personen, die zwischen 1999 und 2018 an einer Gesundheitsstudie teilnahmen. Dabei teilten sie den Kaffeekonsum in drei verschiedene Zeiträume ein: morgens von 4 bis 11:59 Uhr, nachmittags von 12 bis 16:59 Uhr und abends von 17 bis 3:59 Uhr.

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Besonders auffällig: Menschen, die nur zwischen 4 und 11:59 Uhr Kaffee konsumierten, hatten ein um 16 % geringeres Sterberisiko. Noch beeindruckender: Ihr Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sank um ganze 31 %. Dr. Lu Qi, Studienleiter und Professor an der Tulane University, erklärte laut CNN: „Normalerweise geben wir in unseren Ernährungstipps keine Ratschläge zum Zeitpunkt des Kaffeetrinkens, aber vielleicht sollten wir in Zukunft darüber nachdenken.“

Diese Ergebnisse blieben auch dann bestehen, als die Forschenden Störfaktoren wie Schlafdauer, Alter, Ethnizität, Geschlecht, Familieneinkommen, Bildung, körperliche Aktivität, Ernährungszustand und Gesundheitszustände wie Diabetes, Bluthochdruck und hohen Cholesterinspiegel einberechneten.

Kaffeekonsum: Warum spielt die Uhrzeit eine wichtige Rolle?

Dr. David Kao, Kardiologie an der University of Colorado, erklärte laut CNN, dass der Kaffee am Nachmittag oder Abend möglicherweise den natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus stört. Koffein kann das Schlafhormon Melatonin reduzieren, was Schlafprobleme nach sich ziehen kann. Ein niedriger Melatoninspiegel wird wiederum mit Bluthochdruck, oxidativem Stress und einem erhöhten Risiko für Herzkrankheiten in Verbindung gebracht.

Kaffee ist auch ein bedeutender Lieferant von Antioxidantien, die freie Radikale im Körper neutralisieren. Diese entstehen etwa durch Rauchen oder Pestizide und schädigen die Zellen. Laut der Studie wirken die entzündungshemmenden Stoffe des Kaffees am Morgen besonders effektiv, da Entzündungsmarker im Blut zu dieser Tageszeit am höchsten sind.

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Kaffee am Morgen als Indikator für gesünderen Lebensstil?

Die Studienautoren vermuten zudem, dass Menschen, die ihren Kaffee ausschließlich morgens trinken, generell einen gesünderen Lebensstil führen könnten. „Zum Beispiel sind Morgen-Kaffeetrinker möglicherweise eher bereit, Sport zu treiben und nicht hochverarbeitete Lebensmittel zu essen“, heißt es in der Studie.

Vanessa King, Ernährungsexpertin, betont außerdem die Rolle einer bewussten Schlafhygiene. Wer nachmittags auf Kaffee verzichten möchte, sollte mögliche Schlafstörungen untersuchen lassen. Gut ausgeruhte Menschen fühlen sich tagsüber weniger müde und haben seltener das Bedürfnis nach einem nachmittäglichen Koffeinkick.