Berlin. Kuhmilch ist besser als ihr Ruf, sagt Ernährungswissenschaftlerin Hannah Hauser. Doch von einer Sorte rät die Expertin trotzdem ab.
Die Milch hat ein Image-Problem. Genauer gesagt Kuhmilch. Denn während die pflanzlichen Milchalternativen boomen, trinken die Menschen in Deutschland immer weniger Kuhmilch. Das geht aus Daten der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung hervor. Denen zufolge belief sich der Pro-Kopf-Konsum von Konsummilch 2023 auf rund 46 Kilogramm. Ein Jahrzehnt zuvor waren es noch 7,5 Kilogramm mehr.
Ein Grund für sinkenden Kuhmilchkonsum könnte ihr schlechter Ruf sei. Denn lange hieß es von vielen Seiten, Milchfett würde verschiedene Entzündungsprozesse im Körper befeuern und sogar Krebs begünstigen. „Dabei ist Kuhmilch eines der nährstoffreichsten Lebensmittel überhaupt“, sagt Ernährungswissenschaftlerin, Buchautorin und Schilddrüsenexpertin Hannah Hauser. Kuhmilch habe eine ideale Zusammensetzung an Vitaminen und Mineralstoffen, wie Vitamin A, D, Calcium, Zink und Jod. Milchgegner, so die Expertin, würden sich in erster Linie auf Hypothesen und keine wissenschaftlichen Belege beziehen.
Milch ist besser als ihr Ruf – aber Vorsicht bei H-Milch
Auch der Ernährungsmediziner Dr. Matthias Riedl stimmt zu: „Wenn man in die Studien guckt, stellt man fest: Milch wirkt sich nicht negativ für die Entwicklung eines Diabetes aus, es gibt eher ein leicht reduziertes Risiko. Die Blutfette sind in der Tendenz besser, wenn man Milch konsumiert, der Blutdruck ist eher geringer. Auch das Gewicht ist eher niedriger. Es scheint so zu sein, dass Milch uns nicht dick macht. Das Krebsrisiko ist auch nicht erhöht, wenn wir Milch trinken.“
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Milch ist also durchaus besser als ihr Ruf, doch die Ernährungswissenschaftlerin Hannah Hauser macht auch klar, dass nicht jede Kuhmilch gleich gut ist: „Wir sprechen zwar vom gleichen Lebensmittel, doch durch die technologische Herstellung kann sich der Nährstoffgehalt von Kuhmilch signifikant verändern.“
So rät die Expertin grundsätzlich von ultrahocherhitzter H-Milch ab. Um sie länger haltbar zu machen, wird diese Milch für einige Sekunden auf mindestens 135 Grad erhitzt. „Die H-Milch soll ja bis zu zwei Jahre im Regal oder zu Hause stehen können, ohne zu verderben. Das ist zwar praktisch, doch durch die starke Erhitzung gehen alle wichtigen Nährstoffe verloren“, erklärt Hannah Hauser.
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Auch Milch, die homogenisiert wurde, empfiehlt die Ernährungswissenschaftlerin nicht: „Durch die Homogenisierung werden die natürlichen Fettmoleküle der Milch zerstört und das kann zu Verdauungsproblemen führen.“ Die Homogenisierung verhindert dabei, dass sich auf der Oberfläche der Milch Rahm absetzt.
Rohmilch darf nur unter bestimmten Voraussetzungen verkauft werden
Am gesündesten, so die Expertin, ist die nicht homogenisierte Frischmilch, die man in der Kühltheke findet und die nur wenige Tage haltbar ist. Die Frischmilch wird beim Pasteurisieren für 15 bis 30 Sekunden auf 72 bis 75 Grad erhitzt, dadurch sollen kaum Nährstoffe verloren gehen. „Wenn man die Möglichkeit hat, sollte man auch die Rohmilch direkt vom Bauer kaufen“, empfiehlt die Ernährungswissenschaftlerin. In Deutschland darf Rohmilch, also unverarbeitete Milch, jedoch nur unter bestimmten hygienischen Voraussetzungen und häufigen Kontrollen direkt ab Hof verkauft werden.
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Trotz der Vorteile von Kuhmilch sollte man wie bei allen Lebensmitteln auf maßvollen Verzehr achten. Die Zufuhrempfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung liegt bei 200 bis 250 Gramm Milch und Milchprodukten pro Tag. Wer diese Menge überschreitet, nimmt – zumindest mit Vollfett-Varianten – zwar viele Nährstoffe, aber auch viele Kalorien zu sich. Zudem steht Milch laut einer Studie der Harvard Medical School im Verdacht, das Risiko für Prostatakrebs zu steigern, wenn Männer täglich größere Mengen davon konsumieren.