Die Kleinstadt Borodjanka wurde nach ukrainischen Angaben noch schwerer von russischen Truppen verwüstet als das nahegelegene Butscha.
Nur langsam fügt sich zusammen, was im Nordwesten von Kiew, in Butscha, Irpin, Hostomel, vor sich gegangen ist, welche Gräueltaten sich in den Vororten von Kiew, die noch vor wenigen Tagen von russischen Einheiten besetzt gewesen waren, abgespielt haben. Nun nennen die ukrainische Staatsanwaltschaft sowie Präsident Wolodymyr Selenskyj einen weiteren Ort, wo grausame Verbrechen begangen worden sein sollen: Borodjanka.
Laut Staatsanwältin Iryna Venediktova soll es dort „die schlimmste Lage mit zivilen Opfern“ geben, sagte sie im Fernsehen. Details nannte sie nicht, Nachfragen wich sie aus.
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Borodjanka: Selenskyj spricht von schweren Kriegsverbrechen
Wolodymyr Selenskyj hatte tags zuvor bei einem Besuch in Butscha erklärt, die Zahl der Opfer sei in Borodjanka um ein Vielfaches höher, dies seien die Erkenntnisse der Behörden. Selenskyj nannte weitere Gebiete im Umland von Kiew sowie um die Stadt Chernihiv im Norden der Ukraine sowie die Region Sumy im Nordosten, wo es viele zivile Opfer gebe. Die Besatzer hätten dort Dinge getan, so Selenskyj, die die dortige Bevölkerung während der Nazi-Okkupation nicht erlebt habe.
Über Kriegsverbrechen in Borodjanka gab es bislang nur Andeutungen, doch die lassen Schlimmes ahnen. Der Ort liegt 35 Kilometer nordwestlich von Kiew. Dass es den ukrainischen Stellen jetzt nur sehr langsam gelingt, sich einen Überblick zu verschaffen, liegt an den Minen und Unmengen an Munition, die in der Region und nach dem Rückzug der russischen Einheiten überall herumliegen. Die Gegend müsse erst einmal entmint werden, entsprechende Aktionen laufen bereits. Zudem seien noch russische Sabotagegruppen in der Region, die noch aufgespürt werden müssten.
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Borodjanka: Genaue Zahlen sind unklar
Noch lässt sich also wenig in Zahlen festmachen. Bislang ist von 410 toten Zivilisten aus der Region die Rede. In den Orten Irpin, Butscha und Hostomel tauchen auch nach Tagen noch neue Massengräber und Folterkeller auf. Leichen wurden dort schließlich auch in der Kanalisation, in Gräben und in Brunnenschächten gefunden.
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Ukraine-Krieg: Video zeigt Ausmaß der Zerstörung in Borodjanka
Die Aktivistin Olena Halushka verbreitete im Kurznachrichtendienst Twitter ein Video aus Borodjanka, das das Ausmaß der Zerstörung in der kleinen Stadt nach dem Rückzug der russischen Truppen zeigt. Es stammt den Angaben zufolge von Anfang April. Schutt und Trümmer säumen die Straßen. In den Wohngebäuden fehlen Fenster und Türen. Sie wurden womöglich durch die Druckwellen von Explosionen herausgesprengt. Viele Häuser sind rußgeschwärzt von den Bombenangriffen.Auf Twitter kursieren derweil Videos aus der zerstörten Stadt.
Zu Borodjanka heißt es seitens der ukrainischen Staatsanwaltschaft nur: Über den Ort werde man gesondert sprechen müssen. Und weiter: „Es gibt eine Menge zu besprechen.“
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