Essen. . “Dialogorientiertes Serviceverfahren“, so der Name des Portals, das zur Hoffnung vieler Studenten werden sollte. Schluss mit Einschreibewirrwarr zum Semesterauftakt - so lautete das Versprechen. Doch das Tool funktioniert bis heute nicht. Die Verantwortlichen streiten um die Kosten.

Es sollte endlich Schluss sein mit dem Einschreibewirrwarr zu jedem Semester. Doch das mit großen Erwartungen präsentierte „Dialogorientierte Serviceverfahren“, kurz DoSV, entwickelte sich zu einem Pannen-Portal. Die technischen Probleme sind noch nicht aus der Welt, da droht Streit zwischen Bund, Ländern und Hochschulen, wer die Kosten übernehmen soll.

Die Studierenden sind doppelt belämmert: sie müssen seit Jahren auf ein reibungsloses Online-System zur Studienbewerbung warten und am Ende womöglich über eine Zulassungsgebühr auch die Zeche zahlen. Die Rede ist von 20 bis 30 Euro pro Bewerbung oder von einer Pauschalgebühr. Das Deutsche Studentenwerk warnt davor, die Kosten „für ein noch nicht funktionierendes System“ auf die Studierenden abzuwälzen. Sonst werde „eine finanzielle Hürde beim Hochschulzugang aufgebaut.“

Studienplätze bleiben unbesetzt

Das DoSV der Stiftung „hochschulstart.de“, soll leisten, was bis 2012 die ZVS vollbrachte: Die Verteilung der Bewerber auf die Mangelstudienfächer mit örtlichem Numerus clausus. Bislang müssen sich Studieninteressierte bei jeder Hochschule einzelnen um einen Platz bewerben. Um ihre Chancen zu steigern, bewerben sie sich an mehreren Hochschulen für viele Studiengänge.

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Von Christopher Onkelbach

So kommt es, dass großen Unis für einige tausend freie Erstsemesterplätze Zehntausende Bewerbungen ins Haus flattern. Folglich bekommen viele Bewerber auch mehrere Zusagen, doch nur eine wird angenommen. Am Ende bleiben zum Semesterstart Tausende Studienplätze unbesetzt, im Wintersemester 2010/11 waren es 17 000. Sie werden dann in zeitraubenden Nachrückverfahren vergeben.

Um das zu verhindern, wurde DoSV erfunden. Es sollte das weltweit modernste Zulassungssystem werden, der Bund schob es mit 15 Millionen Euro an. Ziel ist ein automatischer Datenabgleich von Kandidaten, die sich mehrfach bewerben. Wird ein Bewerber an einer Uni zugelassen, wird er automatisch für andere gesperrt. Doch die Sache kam nicht ans Laufen. Die Computersysteme der meisten Hochschulen waren nicht mit dem zentralen Super-Rechner kompatibel. Viele scheuten den Schritt, zumal ihre Hörsäle ja auch so voll wurden.

Hochschulen wehren sich

So können sich im kommenden Wintersemester Studienanfänger nur für 170 NC-Studiengänge zentral über die Plattform „hochschulstart.de“ bewerben. Für die übrigen mehr als 2000 NC-Fächer muss man sich wie gehabt an jeder Uni einzeln bewerben. Dass sich ab 2015 die Hochschulen an den Kosten beteiligen sollen, wird deren Bereitschaft kaum steigern. Sie wehren sich gegen die Übernahme der Kosten, die sie laut Staatsvertrag zu tragen haben. Zuerst müsse das System funktionieren, heißt es bei der Landesrektorenkonferenz.

Die Fachhochschulen Dortmund und Bochum gehören zu den wenigen, die einen Studiengang (Betriebswirtschaft) über das zentrale Verfahren anbieten. „Wir haben gute Erfahrungen gemacht und wollen das Angebot ausweiten“, sagt Martin Sternberg, Präsident der Hochschule Bochum. Es bedeute einen riesiger Vorteil für die Studierenden.

„Doch wir haben immer deutlich gemacht, dass die Kosten nicht an den Hochschulen hängen bleiben dürfen.“ Er hoffe auf einen Ausgleich aus der Landeskasse. Doch das Wissenschaftsministerium hält sich bedeckt. Man bemühe sich „um eine hochschulfreundliche Lösung“, heißt es nur. So könnten die klammen Hochschulen am Ende die Studierenden zur Kasse bitten müssen.