Essen. . Ob Studiengebühren langfristig wirklich abschrecken, ist unklar. Mit Einführung der Gebühren sanken zunächst die Studierendenzahlen, stiegen dann wieder an, auch wegen der wachsenden Zahl junger Menschen mit Studienberechtigung.
249 Millionen Euro pro Jahr verteilt die Landesregierung an die Hochschulen – pro Jahr. Dies ist der Ersatz für die Studiengebühren, die ab dem kommenden Wintersemester entfallen werden. Ob sich diese Investitionen eines Tages auf Heller und Pfennig auszahlen werden, lässt sich kaum sagen.
Fest steht indes, dass ein Studium nicht nur den Absolventen ein höheres Einkommen beschert, sondern auch dem Staat Erträge bringt – in Form von höheren Steuereinnahmen und wirtschaftlichem Wachstum. Je höher die Akademikerquote eines Landes, desto größer der Wohlstand, ergeben OECD-Studien regelmäßig.
Effekt schwächt sich ab
Halten Studiengebühren jedoch junge Menschen von einem Studium ab und bremsen somit die gewünschte Entwicklung? Darüber gibt es seit langem Streit. Hält man sich an die Fakten, muss man von einem Abschreckungseffekt reden – der sich aber auf Dauer abschwächt: Als die damalige Wissenschaftsministerin Hannelore Kraft (SPD) zum Sommersemester 2004 die Studienkonten einführte (650 Euro Gebühren nach der Regelstudienzeit), knickten die Studierendenzahlen ein: von 521 630 auf 458 339. Zugleich stieg die Zahl der Absolventen. Wie viele durch die neue Regelung in finanzielle Not gerieten, ist unklar.
Im Jahr 2006 führte die schwarz-gelbe Koalition in NRW die allgemeinen Studiengebühren ein. Wieder sank die Zahl der Studierenden, jedoch nicht so krass wie zwei Jahre zuvor. Ab 2008 stiegen nach Angaben des statistischen Landesamtes die Zahlen wieder an und erreichten mit 518 000 Studenten im Wintersemester 2010/11 einen neuen Höchstwert.
Anderes Bildungsverhalten
Fazit: Einen Abschreckungseffekt durch Studiengebühren kann man in den Statistiken also entdecken, allerdings ist er mit 500 Euro pro Semester offenbar nicht so stark, dass er junge Menschen nachhaltig von einem Studium abhalten kann. Dazu mag auch ein sich wandelndes Bildungsverhalten beitragen: Während die Zahl der Hauptschüler seit Jahren sinkt, steigt die der Gymnasiasten. Auch dieser Trend wirkt auf Dauer „sozial vorbeugend“ – ganz ohne politische Beschlüsse.