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An der Uni Münster können künftig Imame ausgebildet werden. Das gab Bundesbildungsministerin Schavan (CDU) am Donnerstag bekannt. Münster wird neben Tübingen und Osnabrück Sitz dreier vom Bund geförderter Zentren für Islamische Studien.
An den Wissenschaftsstandorten Tübingen und Münster/Osnabrück werden mit Unterstützung des Bundes erstmals islamwissenschaftliche Studiengänge eingerichtet. Die entsprechende Entscheidung einer Jury gab Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) am Donnerstag in Berlin bekannt. Beide Standorte böten gute Voraussetzungen, um neben der Ausbildung von Religionslehrern auch die islamische Theologie voranzubringen. An den beiden Standorten sollten im Wintersemester 2011 die ersten Studenten für die neuen Studiengänge aufgenommen werden.
„Die Entscheidung bestätigt aufs Neue den exzellenten Ruf der Universität Münster für theologische Forschung. Mit dem neuen Institut bekommt der Islam in Nordrhein-Westfalen eine wissenschaftliche Heimat“, freute sich NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze. Künftig können in Münster Studierende ausgebildet werden, die Religionspädagogen, Vorbeter für Moscheen oder Sozialarbeiter werden wollen.
Vorreiter in Sachen Religionslehrer-Ausbildung
Die Westfälischen Wilhelms-Universität Münster ist bundesweit ein Vorreiter in Sachen Islam-Ausbildung. Im Jahr 2004 wurde dort ein Lehrstuhl für Religion des Islam zur Ausbildung von Religionslehrern mit dem Schwerpunkt Islam eingerichtet. Mit der Abkehr vom Islam des damaligen Lehrstuhlinhabers Prof. Muhammad Sven Kalisch geriet die Hochschule in die Kritik. Der Lehrstuhl wurde unter Polizeischutz gestellt. In der Folge hat Kalisch den Fachbereich gewechselt und eine neue Professur übernommen. Seit Juli diesen Jahres ist er Professor für Geistesgeschichte im Vorderen Orient in nachantiker Zeit.
Zweite Auswahlrunde im März
In Tübingen soll der neue Studiengang eigenständig, in Münster und Osnabrück in einer Kooperation der Hochschulen angeboten werden. Der Bund finanziert dabei für die nächsten fünf Jahre mit jeweils mindestens vier Millionen Euro Forschungsprofessuren, Mitarbeiterstellen und Nachwuchsgruppen. Die Standorte wurden von einer Jury des deutschen Wissenschaftsrates ausgewählt.
Bei einer zweiten Auswahlrunde im März sollen laut Schavan zwei weitere Hochschulen als Islamstudien-Standorte ausgewählt werden. Zum nächsten Wintersemester könnten dann insgesamt rund 400 Studenten das neue Fach studieren. Die Universität Erlangen, die sich ebenfalls beworben hatte, wurde gebeten, ihr Konzept nachzubessern und im März erneut vorzulegen. Der Antrag Hessens für den Standort Marburg/Gießen konnte die Jury dagegen nach den Worten Schavans „nicht überzeugen“.
Das Land Hessen will nach der Absage durch den Bund nun auf eigene Faust die Imam-Ausbildung vorantreiben. Integrationsminister Jörg-Uwe Hahn (FDP) und Wissenschaftsministerin Eva Kühne-Hörmann (CDU) betonten am Donnerstag in einer gemeinsamen Mitteilung, nach ihrer festen Überzeugung bieten die Universitäten Marburg und Gießen die besten Voraussetzungen für ein solches Zentrum. Ziel der Landesregierung bleibe es, eine islamische Religionspädagogik in Hessen zu etablieren. Dazu werde es sehr schnell Gespräche mit allen beteiligten Ressorts und den betreffenden Hochschulen geben.
Zentralrat der Muslime begrüßt Imam-Ausbildung an Universitäten
Der Zentralrat der Muslime begrüßt die von der Bundesregierung eingeläutete Ausbildung von Imamen in Deutschland. „Das ist ganz in unserem Sinne“, sagte der Zentralratsvorsitzende Aiman Mazyek dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Imame seien „Vorbeter, Wissensvermittler, Seelsorger und auch Integrationslotsen“. Deshalb sei es wichtig, „dass sie von hier kommen, eine universitäre Ausbildung haben und qualifiziert auf die gesellschaftlichen Herausforderungen in Deutschland eingehen können“.
Kritisch äußerte sich der Zentralrat der Muslime über die von Schavan angeregte „Weiterentwicklung“ des Islam als Religion. „Der Islam muss nicht verändert werden, sondern die Muslime müssen hier heimisch werden“, sagte Mazyek. Dazu gehöre, dass man den Islam als gleichberechtigte und anerkannte Religionsgemeinschaft sehe. Das sei noch nicht der Fall. „Die Ausbildung von Imamen ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg der Anerkennung.“
Muslimische Verbände lehnen Vorhaben ab
Große muslimische Verbände wie die Türkisch-Islamische Union (DITIB) lehnen das Vorhaben entschieden ab. Anders als bei den Theologen der christlichen Kirchen existieren für Imame in Deutschland bisher keine anerkannten Ausbildungswege. Seit kurzem gibt es lediglich erste Angebote zur Ausbildung islamischer Religionspädagogen für Schulen.
Eine islamische Theologie in Deutschland könne zur „Selbstreflexion, Selbstkritik, Klärung und Aufklärung“ der Religion beitragen und sei ein „guter Beitrag zur Ausbildung von europäisch-muslimischer Gelehrsamkeit“, sagte Schavan. Angesichts der derzeit hitzig geführten Integrationsdebatte sei es dringend notwendig, zwischen dem Islam als Religion und dem politischen Islamismus zu unterscheiden. Zugleich sei es wichtig, dass sich die islamische Religion weiterentwickeln könne. Deutschland habe durch die lange Tradition mit den christlichen Theologien „die geeigneten Erfahrungen, um ein solches Kapitel zu schreiben“.
Umstritten bleibt die Rolle der muslimischen Beiräte, die jeden der neuen Islamstudiengänge begleiten sollen. Nach der Vorstellung des Wissenschaftsrates sollen die Universitäten die akademischen Standards garantieren und die Bewerber für Forschung und Lehre auswählen. Ein muslimischer Beirat soll dann klären, ob es aus religiösen Gründen Einwände gegen die Kandidaten gibt. (afp/dapd/WE)