Essen. Muhammad Sven Kalisch sollte erste Lehrer für islamischen Religions-Unterricht ausbilden. Jetzt sind Studenten verärgert.
Groß waren die Hoffnungen, die in Professor Muhammad Sven Kalisch gesetzt wurden. Der deutsche Islam-Wissenschaftler sollte an der Universität Münster die ersten Lehrer für einen bekenntnis-orientierten islamischen Religionsunterricht ausbilden. Ein Vorhaben, das bundesweit Schlagzeilen machte. Der junge, unkonventionell auftretende Professor wurde zu einem gefragten Medienmann. Doch seit er öffentlich die Existenz des Propheten Mohammed anzweifelte, hat sich viel an dem Lehrstuhl, dem Centrum für Religiöse Studien (CRS), verändert.
Zum einen: Kalisch darf zwar an der Uni forschen und lehren, bei der Lehrerausbildung jedoch wurde er vom NRW-Wissenschaftsministerium abgedrängt. Zurzeit läuft das Berufungsverfahren für eine zweite Professur. Zum anderen: Kalisch steht, weil es Drohungen gegen gibt, seit langem unter Polizeischutz, seine Veranstaltungen finden an geheimen Orten statt. Und die Studenten? Sie sind verärgert über die Lage. Kalisch ist zu einer Reizfigur geworden.
Studenten von Kalisch enttäuscht
„Wir fühlen uns von allen Beteiligten vera . . .”, sagt eine Person aus dem Studentenkreis, die namentlich nicht genannt werden möchte. Die Studenten – rund 30 – seien vom Ministerium, der Universität und auch von Professor Kalisch enttäuscht. Die neue Professorenstelle ändere daran nichts. „Das ist eine Professur für Religionspädagogik. Wir brauchen aber eine spezifische theologische Ausbildung. Und die können wir jetzt nicht mehr in Münster absolvieren”, kritisieren sie.
Begonnen hat alles im vergangenen September, als Kalisch öffentlich erklärte: Es könne „nicht widerlegt werden, dass er (Mohammed) gelebt hat, aber auch nicht bewiesen”. Er neige „zunehmend dazu, anzunehmen, dass er nicht gelebt hat, jedenfalls nicht so, wie ihn der Koran und die Hadithe, die Überlieferungen, beschreiben”. Islamverbände liefen Sturm. Der Koordinierungsrat der Muslime – er sitzt im Beirat des CRS – kündigte die Zusammenarbeit auf und rief Studenten zum Boykott der Veranstaltungen auf. Sie würden verhindern, dass Kalisch-Absolventen später Islam unterrichten. Praktisch eine Art Berufsverbotsdrohung. Für Studenten beängstigende Aussichten.
„Es wird keine Mitwirkung von Externen geben”
Die Frage, ob der konservativ ausgerichtete Koordinierungsrat festlegen kann, was hier zu Lande der Islam-Lehre entspricht, wird inzwischen breit diskutiert. Und das wird in Zukunft eine wichtige Rolle bei der Frage spielen, mit wem der Staat Inhalte für einen islamischen Religionsunterricht besprechen soll.
Die Uni jedenfalls beteuert, dass die Verbände bei der Besetzung der neuen Stelle keinen Einfluss haben. „Es wird keine Mitwirkung von Externen geben”, sagte Uni-Sprecher Norbert Frie der WAZ. Fünf Bewerber haben sich gerade in Vorlesungen präsentiert. Daraus wähle am Ende das Rektorat den Kandidaten.
Kritik: neue Stelle eine "Scheinlösung"
Doch keine Regel ohne Ausnahmen: Das Wissenschaftsministerium werde dem Koordinierungsrat anschließend den neuen Namen mitteilen. Ob er ihn im Extremfall ablehnen darf, blieb unbeantwortet. Die Uni jedenfalls geht davon aus, dass die neue Stelle spätestens ab Herbst besetzt ist.
Doch damit ist der Ärger für die Studenten nicht beigelegt. Die neue Stelle sei eine „Scheinlösung”, kritisieren sie. „Wir wollen, dass man uns wörtlich sagt: Das ist eine Alternative zu Herrn Kalisch.” Und: „Wir wollen, dass man uns anhört, dass man im Gespräch mit uns eine echte Lösung findet.” Schließlich gehe es um ihre berufliche Zukunft.