Essen. Zum Semesterstart beginnt auch wieder der Run auf die Wohnheimplätze. Das liegt aber nicht nur an den günstigen Mieten. Die Wartelisten wachsen.
Raus aus dem Klassenzimmer, rein in den Hörsaal. Wenn im Oktober das Wintersemester an den Universitäten beginnt, dann strömen auch wieder zahlreiche „Erstis“ in die Seminare und Vorlesungen der Region. Für die jungen Schulabgänger fängt damit ein neuer Lebensabschnitt an, der oft auch mit dem Auszug aus dem Elternhaus verbunden ist.
Die Anforderungen, die Erstsemester an ihre erste eigene „Studenten-Bude“ haben, sind dabei häufig recht naheliegend: möglichst günstig sollte sie sein, der Weg zum Campus nicht weit und schnelles Internet darf sowieso nicht fehlen.
Wohnungssuche im Netz statt am Schwarzen Brett
Suchte man vor 20 Jahren nach so einer Bleibe in der neuen Universitätsstadt, führte fast kein Weg an den zahllosen Aushängen am „Schwarzen Brett“ vorbei. Heutzutage läuft die Wohnungssuche weitgehend im Netz ab. Auf Wohnungsportalen kann gezielt nach Größe, Preis und Stadtteil gesucht werden, auf Portalen wie wg-gesucht.de finden WGs und neue Mitbewohner zusammen. Auch die Universitäten bieten auf ihren Webseiten Informationen und passende Links zur Wohnungssuche an.
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Eine Alternative zum privaten Mietmarkt liefern die Studierendenwerke der Region. Mit ihren Wohnheimen bieten sie vielen Studierenden und gerade Erstsemestern und ausländischen Studenten eine unkomplizierte und günstige Unterkunft an – vorausgesetzt sie ergattern einen Platz.
Wohnheimplätze sind sehr beliebt
Denn die Wohnheimplätze sind sehr beliebt und die Nachfrage steigt, wie Detlef Rujanski, Geschäftsführer des Studierendenwerks Siegen, berichtet: „Viele Studierende ziehen heute ganz bewusst und sehr gerne in Wohnheime.“ Dementsprechend lang sind die Wartelisten. In Siegen warten schon mal bis zu 400 Personen darauf, einen der insgesamt 940 Wohnheimplätze zu ergattern. Durchschnittlich zahlen Studenten für ein Zimmer in Siegen rund 245 Euro. Die Belegungsquote liegt bei 99,6 Prozent – die restlichen 0,4 Prozent entfallen auf Renovierungsarbeiten und Umzüge.
"Alles-inklusive-Angebote" erleichtern den Start
Rujanski erklärt die wachsende Beliebtheit mit dem besonderen Angebot:. „In den Mietpreisen sind alle Nebenkosten und Internet bereits enthalten. Die Studenten ziehen ein und können direkt wohnen.“ Diese „Alles-inklusive-Angebote“, die es in allen Wohnheimen in der Region gibt, treffen den Nerv der Wohnungssuchenden. Statt sich um Möbelbeschaffung, Stromanbieter und Internetvertrag kümmern zu müssen, bleibt ihnen Zeit, die Universität zu erkunden und erste Kontakte mit Kommilitonen zu knüpfen.
Günstige Mieten sind größter Vorteil
Größter Vorteil an Wohnheimplätzen sind aber weiterhin die Preise. „Die Mieten bei uns sind im Vergleich sehr günstig“, bestätigt auch Petra Mikolajetz vom Studierendenwerk Dortmund. Das Werk betreibt neben Häusern in Dortmund auch Wohnheime in Hagen, Iserlohn und Soest. Die Mieten liegen hier durchschnittlich bei rund 213 Euro, je nach Wohnheim und Zimmerart.
Die Nachfrage nach Plätzen im Wohnheim hänge stark mit der Lage auf dem freien Wohnungsmarkt zusammen, wie Mikolajetz erklärt. "In Dortmund merken wir schon die angespannte Lage auf dem Mietmarkt, allerdings ist sie noch nicht so dramatisch wie in anderen Universitätsstädten, wie etwa Münster, Aachen oder Köln."
In der Regel bieten die Studierendenwerke Einzelapartments und Wohngemeinschaften an, größtenteils für bis zu vier Personen. Manche Werke haben auch 5-er und 6-er WGs im Portfolio. Dies ist unter anderem beim Akademischen Förderungswerk der Fall. Das AkaFö ist mit 4200 Wohnplätzen der größte Anbieter der Region und betreibt Wohnheime in Bochum, Gelsenkirchen und Bocholt.
Wartezeiten von bis zu einem Jahr möglich
Die Belegungsquote der Zimmer liegt in der Regel bei 96-99 Prozent, was teilweise zu langen Wartezeiten führen kann, wie Pressesprecher Marian Thöne erklärt: „Je spezieller die Wünsche, was Wohnheim und Wohnform betrifft, desto länger die potentielle Wartezeit – im Extremfall bis zu einem Jahr.“
Wer allerdings zu Kompromissen bereit sei, der finde meistens innerhalb von ein bis zwei Monaten einen Platz, was auch an der Fluktuation in den Wohnheimen liegt. „Wir vermieten viele Zimmer an Studierende aus dem Ausland. Sie bleiben oft nur für ein oder zwei Semester in Deutschland“, so Thöne. Im Schnitt wird die Hälfte der Zimmer im Laufe eines Jahres neu belegt.
Etwas entspannter sah es zuletzt beim Studierendenwerk Essen-Duisburg aus. Zum Start des Wintersemesters im vergangenen Jahr waren zwar alle Wohnheime voll belegt, aber es konnte auch jedem Bewerber ein Zimmer angeboten werden, wie Pressesprecherin Johanne Peito auf Anfrage erklärte. Auch in diesem Jahr rechne man mit einem ausgewogenen Verhältnis von Angebot und Nachfrage. Derzeit sind etwa noch 187 freie Plätze in Essen zu vergeben, in Duisburg warten noch 50 und in Mülheim 24 Plätze auf einen Mieter.
Die Attraktivität des Angebots liegt für Peito vor allem am Gesamtpaket: "Wir heben uns dadurch vom freien Markt ab. Der Preis ist verlässlich, die Studenten müssen keine hohe Nachzahlung am Ende des Jahres befürchten. Die Möblierung der Zimmer ist vor allem für ausländische Studenten attraktiv, da sie so keine neue Einrichtung kaufen müssen."
Neue Studentenwohnheime gebaut
Allerdings hat man auch am Studierendenwerk der Uni Duisburg-Essen auf die gestiegene Nachfrage reagiert und neue Wohnheime errichtet. Im vergangenen Jahr wurden zwei neue Wohnheime in Essen eröffnet, in diesem Jahr kam das Wohnheim an der Mülheimer Bülowstraße mit 113 Einzel- und drei Doppelappartments hinzu. Insgesamt verfügt das Studierendenwerk damit über 2500 Wohnheimplätze in Duisburg, Mülheim und Essen, die zwischen 240 und 450 Euro Miete kosten.
Da die Wohnheimplätze chronologisch vergeben werden, rät das Studierendenwerk dazu, sofort nach erfolgreicher Immatrikulation eine Bewerbung für ein Zimmer zu schreiben. Auch hier gelte der Tipp: Je offener und kompromissbereiter ein Bewerber ist, umso vielversprechender ist die Bewerbung. Diese kann übrigens zu jeder Zeit im Semester abgegeben werden. "So bald etwas frei wird, werden Interessenten von uns kontaktiert", so Peito.