Düsseldorf. . Hochschulen in NRW haben es mit einer immer „bunteren“ Studentenschaft zu tun. Viele Erstsemester sind noch nicht reif für die Uni.

  • Rund 755.000 Studierende an Unis und Fachhochschulen in NRW eingeschrieben
  • Hochschulrektoren fordern bessere Vorbereitung der Schulabgänger auf Studium
  • Studierendenzahl dürfte ab dem Jahr 2020 deutlich sinken

Die Zahl der Studenten in NRW hat zum Beginn des Wintersemesters noch einmal zugenommen: Rund 755.000 Frauen und Männer sind an den Unis und Fachhochschulen eingeschrieben – rund 10.000 mehr als vor einem Jahr. Fast unverändert ist diesmal Zahl der Erstsemester. „Sie liegt bei rund 106.000, das sind rund 500 Studierende weniger als im Vorjahr“, sagte NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze (SPD) am Freitag. Die Hochschulrektoren fordern angesichts des anhaltend hohen Interesses junger Menschen an einem Studium eine bessere Vorbereitung der Schulabgänger auf die akademische Laufbahn.

Immer „vielfältiger“ und „bunter“ sei die Studierendenschaft, stellen die Chefs der Landesrektorenkonferenzen fest. „Es wird nicht gemütlich an den Hochschulen“ warnte Prof. Marcus Baumann für die Rektoren der Fachhochschulen. Manche Studienanfänger sind erst 17 Jahre alt, andere erziehen schon Kinder. Es gibt mehr Studenten, die kein Abitur haben, dafür aber berufliche Qualifikationen. Studierende aus dem Ausland kämpfen mit Sprachbarrieren, und die deutschen Schulabgänger dürften mehr Kenntnisse mitbringen in Mathe, Naturwissenschaften und Fremdsprachen, finden die Rektoren.

"Wir haben heute Studierende, die früher nicht studiert hätten"

„Wir haben heute Studierende an den Hochschulen, die früher nicht studiert hätten“, erklärte Prof. Lambert Koch, Vorsitzender der Landesrektorenkonferenz der Universitäten. Im Grunde sei diese neue Vielfalt nur zu begrüßen, die Studenten benötigten aber gerade zum Studienbeginn mehr Hilfe, um nicht an den Anforderungen des Studiums zu scheitern. Einen detaillierten Überblick über die Studienabbrecherzahlen in NRW gebe es derzeit noch nicht, sagte Ministerin Svenja Schulze. Man wisse aber, dass etwa 50 bis 60 Prozent der Eingeschriebenen „auf jeden Fall fertig werden“.

Mehr Kontakte zwischen Schulen und Hochschulen sollte es geben, mehr Vorbereitungskurse auf ein Studium, vielleicht eine Art vorgeschaltetes „College-System“ mit anderen Lernangeboten, meinten die Professoren bei der Präsentation der aktuellen Studentenzahlen. Lambert Koch empfahl eine Überarbeitung der Lehrpläne an den Schulen. Die seien zum Teil noch aus dem „Zeitalter der Industrialisierung“ und nicht an eine moderne Gesellschaft angepasst. Zeitgemäße Unterrichtsinhalte seien viel wichtiger als die Frage, ob Schüler das Abi nach acht oder neun Jahren Gymnasium machen sollten.

Erst ab 2020 dürfte die Zahl der Studenten in NRW spürbar sinken, sagte Svenja Schulze. Studenten werden noch jahrelang Probleme haben, in großen Universitätsstädten preiswerte Wohnungen zu finden. Die Lage sei insbesondere in Aachen, Köln, Düsseldorf und Münster sehr angespannt.