Essen. . Bewerber müssen in Vorstellungsgesprächen auf alles gefasst sein - auch auf überraschende Fragen. Nicht alle zielen auf eine inhaltliche Antwort.

Warum sollten wir gerade Sie einstellen? Nennen Sie uns Ihre Stärken und Schwächen: In Bewerbungsgesprächen gibt es Fragen, die garantiert auftauchen. Doch in manchen Vorstellungsgesprächen werden Bewerber mitunter von unerwarteten Gesprächs-Themen überrascht. Das international tätige Jobportal "Glassdoor" hat solche Fragen jetzt gesammelt.

"Wer würde einen Kampf zwischen Spider- und Batman gewinnen?" wurden Bewerber etwa in den USA gefragt, in England: "Können Sie berechnen, wieviele Tennisbälle während des Turniers in Wimbledon verschlissen werden?" Hierzulande sollte ein Bewerber im Vorstellungsgespräch sogar erklären, "wie man perfekt Eier kocht". Was steckt dahinter?

"Bewahren Sie Ruhe und seien Sie authentisch"

"Mitunter sind solche Fragen sinnvoll", sagt Joachim Sauer, Präsident des Bundesverbands der Personalmanager. "Es gibt sehr oft Situationen, dass Bewerber vorgestanzte Antworten geben, wie sie sie in Bewerbungs-Ratgebern gelesen haben". Überraschende Fragen könnten dann helfen, eine Person "aus der Reserve zu locken", sagt Sauer. Ein Grund: "Viele Bewerber sind in solchen Gesprächen schauspielerisch unterwegs".

Wie man sich als Bewerber verhalten sollte, wenn man durch eine unerwartete Frage womöglich auf dem linken Fuß erwischt wird? "Bewahren Sie die Ruhe und bleiben Sie authentisch", rät Sauer, der Personalvorstand bei einem Autozulieferer ist. Auch "kluge Nachfragen" sind aus Sicht von Sauer erlaubt, um als Bewerber Zeit für die Antwort zu gewinnen, "man sollte es jedoch nicht übertreiben".

Die zehn schwierigsten Fragen in Vorstellungsgesprächen

„Erklären Sie, wie man perfekt Eier kocht.“

Gestellt bei der Fraunhofer-Gesellschaft in Sankt Augustin an einen Bewerber als Wissenschaftlicher Mitarbeiter.

„Wenn Sie ein Tier wären, welches Tier würden Sie sein?“

Gestellt bei Estée Lauder an einen Bewerber für ein Praktikum in München.

„Wie würden Sie vorgehen, um die Höhe eines Gebäudes mit einem Barometer zu messen?“

Gestellt bei Unicredit Management Consulting an einen Bewerber als Business Analyst (München).

„Welche 30 Unternehmen sind im DAX?“

Gestellt bei Roland Berger an einen Bewerber als Consultant.

„Welches ist Ihr Lieblingsereignis der Geschichte?“

Gestellt bei eFront Financial Solutions an einen Bewerber als Business Analyst in Frankfurt am Main.

„Was ist Ihr persönliches Geheimnis?“

Gestellt bei Apple in Hamburg an einen Bewerber als Mitarbeiter für den technischen Support für Kunden.

„Wie nennt man möglichst schnell alle Primzahlen bis n?“

Gestellt bei Zalando an einen Bewerber als Softwareentwickler in der Firmenzentrale in Berlin.

„Bitte versuchen Sie, den jährlichen Verbrauch von Clearasil in Deutschland einzuschätzen!“

Gestellt bei Reckitt Benckiser an einen Bewerber für ein Brand Management-Praktikum in Mannheim.

„Nennen Sie mir 7 Dinge, die man mit diesem Stift machen kann.“

Gestellt bei der HitFox Group in Berlin an einen Bewerber als Leiter Kundenbetreuung.

Wieviele Kühe braucht man, um alle Starbucks-Läden für einen Tag mit Milch zu versorgen? Und wie schnell muss man sie melken?

Gestellt bei Bain Company an einen Bewerber für ein Praktikum in der Beratung am Standort in München.

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Nicht alle Fragen, die die Glassdoor-Übersicht auflistet, hält Sauer allerdings für wirklich sinnvoll. "Wenn Sie ein Tier wären, welches Tier würden Sie sein?": Die Frage, die bei einem Vorstellungsgespräch für ein Praktikum beim Modeunternehmen Estée Lauder in München gestellt worden sein soll, hält Sauer gar für "esotherischen Quatsch". Die Antwort bringe nichts verwertbares und sei so wenig hilfreich, wie der einst in der Branche verbreitete Versuch, aus handschriftlichen Schreibproben Aussagen über Charakter-Eigenschaften von Bewerbern zu gewinnen. Und die Frage nach dem "persönlichen Geheimnis" eines Bewerbers um eine Stelle als Mitarbeiter an der Reparaturannahme geht für Sauer deutlich zu weit: "Ich würde Bewerbern eine ausweichende Antwort empfehlen. Selbst würde ich eine solche Frage jedoch nicht stellen".

"Jemanden aufs Glatteis zu führen ist kontraproduktiv"

Durchaus sinnvoll kann es aus Sauers Sicht dagegen gewesen sein, dass in einem Institut der Fraunhofer Gesellschaft in Sankt Augustin der Bewerber um eine wissenschaftliche Mitarbeit danach gefragt wurde, wie man "perfekt Eier kocht". Im Institut selbst kann man jedoch nicht bestätigen, ob diese Frage tatsächlich Thema war, sagt ein Sprecher auf Anfrage. Wenn ein Bewerber auch in der Lage sein soll, praktische Sachverhalte naturwissenschaftlich zu erklären, kann die Frage jedoch interessante Erkenntnisse über einen Kandidaten verraten, glaubt Sauer. "Überraschende Fragen sind aus Sicht des Personalers auch da nützlich, wenn sich ein Kandidat für eine Position beworben hat, in der zu erwarten ist, dass er dort mit ungewöhnlichen Situationen konfrontiert wird" - etwa im Verkauf.

"Man sollte als Personaler in Vorstellungsgesprächen versuchen zu identifizieren, ob eine Person die Stärken hat, die ich für das Unternehmen und die ausgeschriebenen Position brauche", sagt Joachim Sauer. Bewerber aufs Glatteis zu führen sei kontraproduktiv, meint er: "Ich möchte vielmehr wissen, ob jemand schlagfertig, redegewandt, schnell, realistisch ist und auch ob die Person Humor hat". Sauer - selbst BVB-Fan - hat dazu mal einen Bewerber unvermittelt nach seinem Lieblings-Fußballverein befragt. Als die Antwort "Schalke 04" kam, verblüffte Sauer sein Gegenüber mit dem Satz: "Damit ist das Gespräch für mich beendet". Bloß ein Test, sagt Sauer: für Schlagfertigkeit und Humor.