Essen. Stellwerksausfall, Serverprobleme, lange Warteschlangen an Kundencentern: Das Deutschlandticket erlebt in NRW einen holprigen Start.

Die lang erwartete Feuertaufe des neuen Deutschlandtickets im Berufsverkehr wurde in NRW am Dienstag von einer massiven Stellwerksstörung in Bochum überschattet. Unbekannte hatten dort nach Angaben der Bahn ein Glasfaserkabel für die Datenübertragung an Signale und Weichen durchtrennt. Der Bochumer Hauptbahnhof kann von Zügen über Stunden nicht angefahren werden. Betroffen sind unter anderem die zentralen Ruhrgebietsverbindungen RRX 1, 6 und 11, die Regionalbahnen 40 und 46 sowie die S1. Auch der Fernverkehr wurde umgeleitet. Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) sprach mit Blick auf den Start des 49-Euro-Tickets von einem „Ärgernis“.

Serverüberlastung bei der Bahn

Auch aus anderen Gründen verlief der Start des Tickets, mit dem seit dem 1. Mai Busse und Bahnen im Nahverkehr bundesweit genutzt werden können, zunächst holprig. Auf der Website der Deutschen Bahn verzögerte sich schon am Montag die Ticketbuchung wegen Serverüberlastung. Die Ruhrbahn (Essen /Mülheim) warnte auf ihrer App am Dienstag vor einer fehlerhaften Darstellung des bei dem Unternehmen online gekauften Tickets. Bei der Bogestra (Bochum/Gelsenkirchen) und der Duisburger Verkehrsgesellschaft bildeten sich wegen der großen Nachfrage nach dem Ticket vor einzelnen Kundencentern lange Warteschlangen.

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VRR meldet rund 130.000 Neuabokunden

Ungeachtet dessen gaben Verkehrsverbünde und -unternehmen einen positiven Ausblick zum Start des Deutschland-Tickets. Der VRR präsentierte am Dienstag auf Nachfrage der WAZ frische Verkaufszahlen. Seit Verkaufsstart am 3. April registrierten der VRR und seine Mitgliedsbetriebe demnach rund 130.000 Neuabokunden, 40.000 mehr als wenige Tage vor dem Start am 1. Mai. Außerdem hätten sich 95 Prozent der VRR-Stammkundschaft für eine Umstellung ihres bisherigen VRR-Abos in das Deutschlandticket entschieden. Der Umstellungsprozess sei zudem noch nicht abgeschlossen.

"Mobilitätsangebote ausbauen"

VRR-Vorstandsmitglied José Luis Castrillo bezeichnete das Deutschlandticket erneut als „historische Chance“ und „Meilenstein“ in der Umsetzung der Verkehrswende. Für einen nachhaltigen Markterfolg des Tickets und eine dauerhafte Zunahme von Fahrgästen sei es indes zwingend erforderlich, attraktive und bedarfsgerechte Leistungen anzubieten und die Mobilitätsangebote auszubauen, betonte Castrillo.

So viele Staus wie immer

Wer gleich zum Start des Deutschlandtickets im Berufsverkehr staufreie Straßen und Autobahnen erwartet hatte, wurde allerdings enttäuscht. Der ADAC zählte am Dienstagmorgen auf den Autobahnen in Nordrhein-Westfalen knapp 700 Staumeldungen mit einer Gesamtlänge von rund 860 Kilometern. In Summe steckten die Verkehrsteilnehmer demnach fast 350 Stunden in Stau und stockendem Verkehr fest. An den vergangenen beiden Dienstagen fiel die ADAC-Staubilanz vergleichbar aus.