Düsseldorf. NRW-Schulministerin Dorothee Feller hat sich im Landtag zur Abitur-Panne geäußert. Sie entschuldigte sich, wehrte sich aber gegen Vorwürfe.

Die Ursache der Technikpanne beim Herunterladen der Abitur-Klausuren in Nordrhein-Westfalen war nach Darstellung von Schulministerin Dorothee Feller (CDU) eine „nicht optimale Dimensionierung“ des Systems des IT-Dienstleisters. Bei einem Update des Download-Servers des Dienstleisters im Mai 2022 seien Einstellungen vorgenommen worden, die dazu geführt hätten, dass das System eine hohe Anzahl gleichzeitiger Zugriffe beim Zentralabitur nicht mehr habe bewältigen können, sagte Feller am Freitag in einer Sondersitzung des Schulausschusses des Düsseldorfer Landtags. „Ein solcher Vorgang darf sich in Zukunft nicht noch einmal wiederholen.“ Die Panne werde noch vollständig aufgeklärt.

Wegen der Panne hatte das Schulministerium die Klausuren in sechs vorwiegend naturwissenschaftlichen und technischen Prüfungsfächern von Mittwoch auf Freitag verlegen müssen. Betroffen waren rund 30.000 der landesweit 72.000 Abiturientinnen und Abiturienten. Feller entschuldigte sich erneut bei allen Betroffenen für den damit verbundenen Ärger, die Enttäuschung und Aufregung.

"Plan B" für die Abiturklausuren schlug fehl - neue Rückfallpläne

Auch ein „Plan B“, die Klausur-Aufgaben vom Server des Schulministeriums herunterladen zu lassen, sei am Dienstagabend gescheitert, sagte Feller. Während des Hochladens der Aufgaben sei bereits eine Mail mit dem Zugangscode an die Schulen gegangen. So hätten dann gleichzeitig zahlreiche Schulen mit dem Herunterladen begonnen, während die Klausuraufgaben noch auf den Server hochgeladen worden seien. Das habe der Server des Ministeriums nicht verkraftet. Die Klausuren hätten verschoben werden müssen. „Das war für uns alle ein bitterer Moment und eine herbe Enttäuschung“, sagte Feller.

Abitur-Panne in NRW - lesen Sie auch:

„Wir haben jetzt einen Plan C und D“, sagte Feller weiter. Es gebe nun zwei einsatzbereite Auffanglösungen zur Verteilung der Prüfungsaufgaben. Beide Lösungen seien technisch sowohl unabhängig voneinander als auch unabhängig vom IT-Dienstleister in Arnsberg, der seit 2018 jährlich 52 Downloads für das Land bewerkstelligt habe - und das bis zum vergangenen Dienstag bei hohen Sicherheitsstandards ohne ein einziges gravierendes Problem. Die Behauptung, der Dienstleister sei kurz vor dem Abitur 2023 gewechselt worden, sei falsch, betonte Feller.

Feller räumt Fehler ein - aber "abgetaucht" sei sie nicht

Die Ministerin räumte Kommunikationsfehler während der schweren technischen Panne beim Abitur-Start ein. Vorwürfe, sie sei am vergangenen Dienstag „abgetaucht“ wies die Ministerin aber zurück. Ihre Pressestelle hätte auf telefonischem Wege die Medien informieren und auf dem Laufenden halten sollen, sagte Feller. Dass das nicht geschehen sei, tue ihr leid.

„Wir waren nicht abgetaucht“, betonte Feller. Sie sei am Dienstag gegen 14 Uhr informiert worden, habe alle Termine abgesagt, und es seien mehrere Mails an die Schulen geschrieben worden. Da an Alternativlösungen gearbeitet worden sei, „konnten wir nichts anderes tun, als immer zu vertrösten“, sagte Feller. Im Laufe des Nachmittags sei das Problem aber „immer größer geworden und gewachsen“. Ab etwa 17.30 Uhr sei ihr Zimmer durchgehend das „Kommunikationszentrum“ gewesen. „Wir haben uns den Abwägungsprozess nicht einfach gemacht“, sagte Feller mit Blick auf die Entscheidung, die Klausuren zu verschieben. Es habe sich noch am Abend eine „greifbare Lösung“ abgezeichnet, „die uns kurzfristig in den Händen zerronnen ist“. (dpa)