Düsseldorf. Die GEW-Landeschefin Ayla Celik geht nach der Abi-Panne hart mit dem NRW-Schulministerium ins Gericht. Ein Interview.

Ayla Celik leitet die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in NRW. Mit Matthias Korfmann sprach sie über die Abitur-Panne und die Lehren daraus.

Frau Celik, die Schulministerin hat sich für das Abitur-Chaos entschuldigt. Sind Sie damit zufrieden?

Celik: Eine Entschuldigung ist das eine. Etwas Anderes ist die Vorgehensweise des Ministeriums in dieser Krise. Ich habe vorhin mit der Schulleiterin eines Gymnasiums gesprochen. Sie sagte, dass es wahnsinnig zermürbend gewesen sei, stundenlang in einer Warteschleife zu hängen. Die Kolleginnen und Kollegen dort sind um 7 Uhr in die Schule gegangen, um rechtzeitig mit den Abiturvorbereitungen fertig werden zu können. Um 15.30 Uhr erhielten sie erstmals von offizieller Seite den Hinweis auf ein Download-Problem. Bis dahin dachten die Lehrkräfte, sie seien die einzigen, die die Aufgaben nicht herunterladen konnten.

Die nächsten Problem-Hinweise kamen um 17.30 Uhr und um 19.30 Uhr. Um 19.59 Uhr wurde ihnen eine Zip-Datei in Aussicht gestellt. Damit könnten sie arbeiten, und die Prüfung finde statt. Aber diese Datei war auch nicht zu öffnen, und erst um 20.33 Uhr heißt es, die Prüfungen fallen am Mittwoch aus. Das ist kein gutes Krisen-Management, und diese Lage stürzt viele Schulen jetzt organisatorisch tagelang ins Chaos.

Gerade nach der anstrengenden Pandemiephase hätte man in NRW gelernt haben müssen, dass man das Unmögliche immer mitdenken und dass man immer einen Plan B in der Tasche haben muss.

Was bedeutet diese Panne für betroffene Schülerinnen und Schüler?

Celik: Im Leben von Schülerinnen und Schülern ist die Abiturprüfung ein sehr wichtiger Abschnitt. Die Prüfungen gehen mit großen Erwartungen und Befürchtungen einher. In diesem wichtigen Schul- und Lebensabschnitt in eine so zermürbende Situation zu geraten, belastet die Betroffenen sehr.

Erinnert Sie diese Situation an die Krisen-Kommunikation der früheren Schulministerin Yvonne Gebauer, die mit ihren oft kurz vor knapp verschickten Schulmails viele Akteure an den Schulen verärgerte?

Celik: Wir haben geglaubt, dass diese schlechte Kommunikation Vergangenheit ist. Ich hoffe, dass es bei diesem einem Mal bleibt. Denn es ist nicht wertschätzend, so viele Menschen in einer Warteschleife zu lassen. Man hätte auch um 16 Uhr sagen können, wir machen einen Schnitt und verschieben die Prüfungen. Wir warten in solchen Situationen eine klare Kommunikation und das Vorhandensein von Plan B. Ein Ministerium sollte immer auf den Worst Case, also auf den schlimmstmöglichen Fall vorbereitet sein.