Düsseldorf. Zum Problem Fachkräftemangel kommt jetzt auch noch ein zu schleppender Ausbau von Kita-Plätzen. Harte Kritik an der Landesregierung.
In den Kitas in NRW fehlen nicht nur tausende Erzieherinnen und Erzieher. Auch der Ausbau der Kita-Plätze gerät offenbar ins Stocken. Wie aus einem Bericht des NRW-Familienministeriums hervorgeht, kommen im nächsten Kita-Jahr insgesamt nur 8822 Plätze dazu. Laut der SPD-Opposition gab es zuletzt vor elf Jahren einen geringeren Zuwachs. Im Kita-Jahr 2019/20 seien zum Beispiel mehr als 26.000 Plätze neu geschaffen worden.
Die Jugendämter haben für das Kindergartenjahr 2023/2024 insgesamt 760.619 Plätze in Kindertageseinrichtungen und in der Kindertagespflege gemeldet, wie aus dem Bericht hervorgeht.
Besonders große Probleme beim Ausbau der U3-Plätze
Während die Landesregierung behauptet, der Ausbau schreite „weiter voran“, sprechen SPD und FDP von „dramatisch schlechten Zahlen“. Der Zuwachs der Plätze für die unter Dreijährigen (U3) sei mit knapp 4000 der zweitniedrigste seit der Einführung des Rechtsanspruches auf die U3-Betreuung im Jahr 2013, so die SPD. Liberale und Sozialdemokraten dringen darauf, den Trägern der Kitas mehr Geld fürs Bauen zur Verfügung zu stellen. Während die Baupreise anstiegen, blieben die Zuschüsse des Landes seit Jahren konstant.
Laut einer aktuellen Studie des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) fehlen in diesem Jahr in NRW rund 102.000 Kita-Plätze. Um die Nachfrage zu decken, müssten zusätzlich etwa 24.000 Fachkräfte eingestellt werden. Der Personalmangel treffe praktisch alle Kitas, so der Verband. Immer mehr Eltern müssten zum Start ins neue Kita-Jahr damit rechnen, dass sie in ihrer Wunsch-Einrichtung keinen Betreuungsplatz für ihren Nachwuchs erhalten, warnt die Freie Wohlfahrtspflege in NRW.
FDP-Fachkräfte-Konzept: Quereinsteiger und Verwaltungsexperten in die Kitas
Die Liberalen werfen NRW-Familienministerin Josefine Paul (Grüne) „Untätigkeit“ vor. Am Mittwoch stellte FDP-Familienexperte Marcel Hafke ein eigenes Konzept gegen den Fachkräftemangel vor. Zu den zentralen Punkten darin gehören das Werben um Quereinsteiger für den Erzieherberuf, die unkomplizierte Anerkennung von ausländischen Fachabschlüssen sowie die Einstellung von Verwaltungskräften mit kaufmännischen Kenntnissen, um die Pädagoginnen und Pädagogen in den Kitas zügig zu entlasten.
„Jeder, der an der Arbeit in einer Kita interessiert ist, sollte das auch machen dürfen“, sagte Hafke zum Thema Quereinsteiger. Vom ersten Tag an müssten sich solche Arbeitskräfte aber pädagogisch qualifizieren lassen. Mit Nachqualifizierungen könnten auch mögliche berufliche und sprachliche Defizite bei ausländischen Erzieherinnen und Erziehern ausgeglichen werden. SPD und FDP dringen zudem darauf, Kita-Auszubildende von Beginn an und über den gesamten Zeitraum der Lehre zu bezahlen.
Große Fachkräfteoffensive bisher noch nicht in Sicht
Die schwarz-grüne Landesregierung stellt in ihrem Koalitionsvertrag eine „Fachkräfteoffensive“ für die frühkindliche Bildung und ein beitragsfreies drittes Kita-Jahr in Aussicht. Im Februar startete sie ein „Sofortprogramm Kita“, mit dem zum Beispiel die Ausbildung von Kinderpflegerinnen und -pflegern gefördert wird. Bisher seien CDU und Grüne aber über Ankündigungen kaum hinausgekommen, moniert die Opposition.
Während die so genannten "Sprach-Kitas", die wegen der auslaufenden Förderung des Bundes vorübergehend auf der Kippe standen, mit Landes-Mitteln gerettet werden, steht die versprochene Verstetigung des erfolgreichen Kita-Alltagshelfer-Programmes noch aus. Hier dringen SPD und FDP auf eine feste Lösung.