Düsseldorf. Viele Eltern melden ihre Kinder gleich nach der Geburt in der Wunsch-Kita an. Jetzt zeichnet sich ab, dass auch das nichts mehr nutzt.
Viele Eltern in Nordrhein-Westfalen müssen zum Start ins neue Kita-Jahr offenbar damit rechnen, dass sie in der gewünschten Einrichtung keinen Betreuungsplatz für ihren Nachwuchs erhalten. „Wenn wir genügend Fachkräfte hätten, könnten wir mehr Kinder versorgen“, sagte Stephan Jentgens, Vorsitzender Arbeitsausschuss Tageseinrichtungen für Kinder der Freien Wohlfahrtspflege NRW, unserer Redaktion am Dienstag.
Dabei sind viele Eltern bereits dazu übergegangen, ihre Kinder gleich nach der Geburt und damit Jahre im Voraus für einen bestimmten Kita-Platz anzumelden. „Es spitzt sich weiter zu“, so Jentgens. Es gebe vermehrt Kitas, die zwar über ausreichende Gebäudekapazitäten verfügten, aber Betreuungsgruppen wegen Personalmangels nicht öffnen könnten. Auch die Teilschließung von Einrichtungen wegen eines hohen Krankenstands sei weiterhin ein Problem.
1300 Kitas zuletzt von Schließung oder Teilschließung betroffen
Die Freie Wohlfahrtspflege ist mit 8600 der landesweit 10.600 Kitas der mit Abstand größte Trägerverbund in NRW. Das neue Kindergartenjahr beginnt am 1. August. In vielen Städten läuft zurzeit das Anmeldeverfahren. „Die Fachkräftegewinnung ist der Flaschenhals schlechthin für die Chancengleichheit in der frühkindlichen Bildung“, sagte SPD-Familienexperte Dennis Maelzer. Wegen fehlenden Personals seien im Dezember 2022 bereits über 1300 Kitas von Schließungen oder Teilschließungen betroffen gewesen. Nach Berechnungen der Bertelsmann Stiftung fehlten aktuell über 100.000 Plätze in NRW, die Mehrzahl davon im U3-Bereich. „Für das kommende Kita-Jahr verheißt das nichts Gutes“, so Maelzer.
Familienministerin Josefine Paul (Grüne) soll kommende Woche im Landtag eine erste Bilanz zur landesweiten Entwicklung bei Kita- und Tagespflegeplätzen für das Betreuungsjahr 2023/24 vorlegen. Die SPD-Opposition fordert kurzfristig mehr Geld und zusätzliches Personal. Angesichts der Fachkräftemangels hoffen viele Träger auf mehr Freiräume und finanzielle Unterstützung des Landes, um im Kita-Alltag mehr Unterstützungskräfte für die raren Erzieherinnen einsetzen und abrechnen zu können.