Essen. Der VRR bereitet sich nach eigenen Angaben seit Wochen vor. NRW-Verkehrsminister Krischer will bei der Umsetzung aufs Tempo drücken.

Ein Tarifgebiet, ein Preis, ein Ticket: Das Deutschlandticket wird den kundenfeindlichen Tarifdschungel in Deutschland radikal lichten. Das jedenfalls hofft NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer. „Ich begrüße es ausdrücklich, dass die Ministerpräsidentenkonferenz jetzt endlich Klarheit geschaffen hat“, sagte der Grünen-Politiker am Freitag als Reaktion auf die am späten Donnerstagabend erzielte Einigung der Bund-Länder-Runde zur Finanzierung des ersten bundesweit gültigen ÖPNV-Tarifs.

Erleichterung nach Bund-Länder-Entscheidung

In den letzten Monaten habe man bereits wertvolle Zeit verloren, weil der Bund viele Fragen offengelassen habe, fügte Krischer hinzu. Jetzt aber stehe der finanzielle Rahmen. „Der Weg für das 49 Euro-Ticket zum 1. April ist damit frei“, so der Minister. Krischer versprach, dass das Land gemeinsam mit den Verkehrsverbünden bei der Umsetzung des „größten Reformprojektes in der ÖPNV-Geschichte“ aufs Tempo drücken werde: „In Nordrhein-Westfalen werden wir die Arbeit in den Planungsgruppen fortsetzen, damit das Ticket zum 1. April eingeführt werden kann.“ Auf der Bund-Länder-Runde war auch ein Start erst im Mai diskutiert worden.

VRR plant Angebot auch als Chipkarte

Doch auch der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) hält eine Einführung in gut drei Monaten für machbar. Deutschlands größter Verkehrsverbund und seine Mitgliedsunternehmen bereiten sich nach eigenen Angaben seit Wochen auf das Deutschlandticket vor. Bis zum Start im Frühjahr seien aber noch „umfangreiche technische und vertriebliche Anpassungen“ nötig, sagte der Verkehrschef der Dortmunder Stadtwerke, Hubert Jung, dieser Zeitung. Am Plan, das Deutschlandticket nicht nur digital, sondern auch als Chipkarte anzubieten, will der VRR festhalten.

Sondersitzungen im Januar

Rechtssicher aufs Gleis setzen will der VRR das Ticket auf Sondersitzungen im Januar. „Ziel ist die schnellstmögliche Umsetzung des Deutschlandtickets, voraussichtlich zum 1. April 2023“, teilte ein Sprecher gestern mit. Brisant: Grünes Licht geben wollte der Verbund ursprünglich schon Anfang Dezember, verschob die Entscheidung aber wegen der damals noch offenen Finanzierungsfrage. „Wichtig ist uns, dass Bund und Länder dafür sorgen, dass die Einnahmeausfälle, die den Verkehrsunternehmen entstehen, ausgeglichen werden“, betonte VRR-Vorstand José Luis Castrillo jetzt erneut gegenüber unserer Redaktion.

570.000 Stammkunden profitieren sofort

Dem VRR reißt der neue Billigtarif ein Finanzloch von einer halben Milliarde Euro ins Jahresbudget. Denn fast alle der derzeit gültigen Monatstarife sind teils erheblich teurer als 49 Euro. Nach VRR-Berechnungen profitieren auf einen Schlag rund 570.000 Abokunden von dem verbilligten Tarif. Der Verbund rechnet durch die Aktion aber auch mit mindestens 100.000 Neukunden.