Essen. Im Streit um einen Tarifvertrag Entlastung an den Unikliniken scheint die Geldfrage geklärt. Verdi sieht nur noch eine offene Kernforderung.

Nach wochenlangen Streiks an den sechs Universitätskliniken könnte endlich Bewegung in den Tarifkonflikt kommen, der die Patientenversorgung im Land massiv trifft: Am Donnerstag hat der Landtag den Weg für die Finanzierung eines „Tarifvertrags Entlastung“ bereitet, den die Gewerkschaft Verdi NRW seit Monaten für die Uniklinik-Beschäftigten einfordert.

Im beschlossenen Antrag der Regierungsfraktionen von CDU und Grüne heißt es, die Landesregierung werde aufgefordert, „Maßnahmen zur auskömmlichen Finanzierung“ der Unikliniken rechtssicher zu treffen. Die FDP stimmte dagegen, die SPD enthielt sich.

Damit sei die Finanzierungsfrage vom Tisch, sagte Verdi-Landeschefin Gabriele Schmidt. „Jetzt liegt es an den Klinikleitungen, einen Tarifvertrag mit uns zu schließen und ihre Hinhaltetaktik endlich zu beenden.“

Zwei Kräfte in der Kindernotaufnahme und eine Kollegin für Organisationsarbeit

Seit Mai streiken Beschäftigte für neue Personal-Patienten-Verhältnisse in allen Klinikbereichen und für Entlastungen, falls diese unterschritten werden. Das Votum des Landtags war entscheidend, weil die Unikliniken nur einen Teil der Forderungen über die Krankenkassen refinanzieren können.

Nach Darstellung von Verdi haben sich Arbeitgeber und Gewerkschaft zwar in einigen Punkten geeinigt oder angenähert. So gebe es Klarheit über Personalschlüssel in einzelnen Bereichen. In der Kindernotaufnahme etwa sollen Beschäftigte zu zweit arbeiten und für Organisationsaufgaben eine zusätzliche Kraft zur Seite haben. Streit gibt es indes darum, wie eine Überlastung ausgeglichen werden kann. Die Beschäftigten fordern für jede Schicht in Unterbesetzung einen Freizeitausgleich, die Arbeitgeber wollen pauschal sieben Tage gewähren und nehmen bislang „patientenferne Bereiche“ wie etwa Apotheken aus.

Streit um die Frage der direkten Entlastung bleibt

Katharina Wesenick von Verdi NRW spricht von einer Mogelpackung. Die Beschäftigten seien nicht für sieben Tage mehr Urlaub auf die Straße gegangen. Sie forderten einen Sanktionshebel, damit vereinbarte Personalschlüssel umgesetzt werden. „Das ist das Herzstück unseres Tarifvertrags“, so Wesenick. Pflegekräfte mahnten, sie stimmten mit den Füßen ab, wenn das scheitere.

Gesundheitsminister Karl-Josef-Laumann (CDU) hat den Streikenden den Rücken gestärkt. „Ich habe von Anfang an deutlich gemacht, dass ich die Forderung von Verdi, einen Entlastungstarifvertrag durchzusetzen, für richtig halte“, sagte Laumann vor dem Landtag. Fürsprache gab es auch bei der Forderung, dass Errungenschaften des Flächentarifvertrages weiter für die Unikliniken gelten sollen.

Infolge des Streiks sind tausende OPs verschoben worden. Die Kliniken sprechen von hohem wirtschaftlichen Schaden und Rufschädigung.