Essen. NRW-Check zeigt: 67 Prozent der Menschen in NRW sind davon überzeugt, dass die Landesregierung zu wenig gegen Kriminalität unternimmt.

Eine große Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger in Nordrhein-Westfalen ist der Meinung, dass weder die Bundesregierung noch die Landesregierung genug zur Bekämpfung der Kriminalität im Land unternimmt. Dennoch wird von den Wahlberechtigten die Arbeit des zuständigen NRW-Innenministers Herbert Reul (CDU) überwiegend positiv bewertet.

Das ergab der dritte große „NRW-Check“, den das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag der WAZ und 38 weiterer Zeitungstitel in NRW erhoben hat. Dazu wurden in einer repräsentativen Umfrage mehr als 2000 Wahlberechtigte aus NRW befragt.

Demnach sagen 67 Prozent der Befragten, die NRW-Landesregierung handelt nicht entschieden genug gegen Kriminalität, 21 Prozent meinen, NRW sei aktiv genug. Unterschiede ergeben sich mit Blick auf die verschiedenen Landesregionen. Während im Ruhrgebiet 75 Prozent der Menschen der Ansicht sind, das Land unternehme nicht genug gegen die Kriminalität, sind im Münsterland lediglich 56 Prozent der Befragten dieser Meinung. Vor allem die jüngeren Befragten (28 %) sowie die Anhänger der Grünen (32 %) und der CDU (33 %) sind eher zufrieden mit der Sicherheitspolitik in NRW.

43 Prozent meinen: Kriminalität hat zugenommen

Mit der Arbeit von NRW-Innenminister Reul ist gleichwohl insgesamt eine knappe Mehrheit (51 %) der Bürgerinnen und Bürger im Land zufrieden. 24 Prozent sind weniger oder gar nicht zufrieden. Ein Viertel der Befragten traut sich hier keine Einschätzung zu.

Am zufriedensten mit Reuls Arbeit äußern sich neben den über 60-Jährigen (71 %) die Anhänger von Reuls eigener Partei, der CDU (86 %). Reuls Image als Law-and-Order-Politiker, seine klaren Ansagen sowie sein Einsatz etwa gegen Clan-Kriminalität, Wohnungseinbrüche und Kindesmissbrauch dürften sich auf seine Umfragewerte ausgewirkt haben.

Zugleich glauben 43 Prozent der Befragten, dass die Kriminalität in den letzten Jahren zugenommen habe. 17 Prozent sagen, sie habe eher abgenommen, 34 Prozent gehen von keiner Veränderung aus. Unterschiede ergeben sich hier mit Blick auf die verschiedenen Landesteile: Während etwa im Ruhrgebiet 45 Prozent der Ansicht sind, die Kriminalität habe zugenommen, sind es im Münsterland lediglich 39. In Großstädten über 500.000 Einwohnerinnen und Einwohner sind tendenziell mehr Menschen (48 %) der Meinung, die Kriminalitätsrate sei gestiegen.

Bedrohung durch Preissteigerung und Inflation

Um zu ermitteln, welche Entwicklungen im Bereich der Inneren Sicherheit ein besonderes Bedrohungspotenzial für die Gesellschaft besitzen, wurden die Menschen gefragt, für wie bedrohlich sie bestimmte Problembereiche halten. Demnach schätzen die Befragten vor allem Preissteigerung und Inflation (88 %), Verrohung und Gewalt (84 %) sowie die soziale Ungleichheit (81 %) als besonders bedrohlich für die Gesellschaft ein.

Den Klimawandel halten 79 Prozent für sehr bedrohlich, die Kriminalität und die wirtschaftliche Lage jeweils mehr als 60 Prozent. In Terroranschlägen sehen 53 Prozent der Befragten eine potenzielle Gefahr für die Allgemeinheit. Der Zuzug von Ausländern und Flüchtlingen wird am seltensten (34 %) als eine große Bedrohung wahrgenommen. Vor allem Menschen über 60 sehen in Verrohung und Gewalt (91 %) sowie in Kriminalität (75 %) ein großes Bedrohungspotenzial für die Gesellschaft.

Angst vor Betrug im Internet

Persönlich am meisten Sorgen, Opfer einer Straftat zu werden, haben die Menschen im Bereich Datenmissbrauch (59 %) und Betrug im Internet (52 %). Jeweils mehr als 40 Prozent der Befragten äußern Angst, einmal von Gewalttätigkeit oder Körperverletzung, einem Wohnungseinbruch oder von Betrügereien betroffen zu sein. Vor Vandalismus und Raubüberfällen haben jeweils über 30 Prozent der Menschen persönlich Angst. Frauen befürchten häufiger als Männer, dass sie Opfer von Gewalttätigkeiten oder eines Wohnungseinbruchs werden können.

Am eigenen Wohnort fühlt sich die große Mehrheit (76 %) der Bürgerinnen und Bürger hingegen sicher. 20 Prozent meinen aber, man könne sich am eigenen Wohnort weniger oder gar nicht sicher fühlen. Wer in kleineren Ortschaften wohnt, fühlt sich offenbar deutlich sicherer als Menschen in einer Großstadt.

Laut NRW-Check nennen 88 Prozent der Einwohner von Städten unter 20.000 Einwohnerinnen und Einwohnern, dass sie sich am eigenen Wohnort sicher fühlen. In Großstädten mit über 500.000 Menschen sagen dies lediglich 65 Prozent. 32 Prozent der Menschen fühlen sich dort weniger oder gar nicht sicher. Dass man sich am eigenen Wohnort nicht sicher fühlen kann, meinen am häufigsten Anhänger der AfD (45 %), am seltensten Anhänger der Grünen (9 %).

Beleuchtung, Video und Polizeistreifen gewünscht

Zugleich ist das subjektive Sicherheitsgefühl der Menschen in NRW insgesamt schwächer geworden. Knapp die Hälfte der Befragten (48 %) gibt an, sich heute im Vergleich zu früher weniger sicher zu fühlen. 44 Prozent fühlen sich ebenso sicher oder unsicher wie zuvor. Im Ruhrgebiet (52 %), am linken Niederrhein (55 %) sowie im Sauer- und Siegerland (59 %) fühlen sich überdurchschnittlich viele Menschen heute unsicherer als früher. An der Rheinschiene sagen dies lediglich 38 Prozent der Menschen.

Auf die Frage, welche Maßnahmen für das persönliche Sicherheitsgefühl in ihrer Stadt oder Gemeinde wichtig seien, stehen „eine ausreichende Beleuchtung bei Dunkelheit“ (92 %) sowie ein „gepflegter Eindruck des Stadtteils“ (88 %) an erster Stelle. Für 83 Prozent der Menschen ist ebenfalls wichtig, dass Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte in der Nähe oder schnell erreichbar sind (Polizeistreifen). Für eine Mehrheit der Befragten (57 %) trägt auch Videoüberwachung an öffentlichen Plätzen zu einem Gefühl von Sicherheit bei.