Düsseldorf. Auch dank Corona sind Deliktzahlen bei Wohnungseinbrüchen oder Straßenraub stark rückläufig. Straftaten verlagern sich ins Internet.
Die Kriminalität in Nordrhein-Westfalen war laut Statistik des Innenministeriums im vergangenen Jahr auf einem so niedrigen Niveau wie seit 1985 nicht mehr. Mit insgesamt 1,2 Millionen Delikten (minus 1,2 Prozent) gab es erneut ein Rückgang der Fallzahlen.
„Fakt ist: Nordrhein-Westfalen ist sicherer geworden. Das ist ein gutes Zeugnis für die Arbeit der Polizei“, sagte Innenminister Herbert Reul (CDU), der allerdings einräumte: „In manchen Bereichen hat uns auch Corona in die Karten gespielt.“
So wenige registrierte Einbrüche wie seit Jahrzehnten nicht mehr
Vor allem beim Wohnungseinbruchdiebstahl verzeichnete man einen weiteren Rückgang um 25 Prozent und liegt mit rund 18.500 Fällen inzwischen auf dem niedrigsten Wert seit mehr als 40 Jahren. Gegenüber 2015, als in NRW eine Debatte über die innere Sicherheit tobte, ist der Wohnungseinbruchsdiebstahl sogar um mehr als 70 Prozent zurückgegangen. Auch bei Straßenkriminalität und Raub sind historische Tiefstände erreicht worden.
Dies führen Experten zu einem Gutteil auf die Corona-Kontaktbeschränkungen zurück: Homeoffice, gestrichene Urlaube und abgesagte Großveranstaltungen lassen weniger Gelegenheiten für klassische Deliktarten. Zudem habe die geschlossene Balkan-Route Wege für reisende Banden aus Osteuropa versperrt.
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) verwies auf eine immer stärkere Verlagerung von Straftaten ins Internet hin, die im Zahlenwerk des Innenministeriums nicht so deutlich sichtbar werde: „Ein Rückgang der Kriminalstatik bedeutet nicht automatisch, dass die Menschen tatsächlich in größerer Sicherheit leben.“
Sprengung von Geldautomaten wird zum immer größeren Problem
Reul machte aus dieser Entwicklung jedoch gar keinen Hehl: So sei allein die registrierte Computerkriminalität 2021 um 24 Prozent auf über 30.000 Fälle gestiegen. „Die Kriminalitätsverschiebung in den digitalen Raum wird auch nach der Pandemie nicht zu stoppen sein“, sagte der Innenminister. In anderen Deliktsbereichen wie Kinderpornografie und Kindesmissbrauch scheint der bundesweite beachtete Ermittlungsschwerpunkt in NRW ein erhebliches Dunkelfeld erhellt zu haben: Die hohen Zuwachsraten bezeichnete Reul hier deshalb als „Leistungsquote der Polizei“.
Als verbleibende „Hausaufgaben“ der Sicherheitsbehörden sieht Reul etwa das wachsende Problem mit Geldautomaten-Sprengungen. Allein in diesem Jahr wurden 38 Geräte gewaltsam geöffnet - im Vergleich zum Vorjahreszeitpunkt ein Plus von 533 Prozent. Inzwischen würden ohne Rücksicht auf Verluste „halbe Hauswände“ weggesprengt, so Reul. Mit den Banken soll jetzt nach Lösungen gesucht werden, da man nicht jede Nacht einen Polizisten neben 11.000 Geldautoamten in NRW stellen könne.