Düsseldorf. Nach dem Ende der Sommerferien sorgen explodierende Corona-Infektionszahlen in NRW auch wieder vermehrt für Isolationsfälle an Schulen.
Die in Nordrhein-Westfalen ungewöhnlich stark steigenden Corona-Infektionszahlen sorgen bereits eine Woche nach dem Ende der Sommerferien in Schulen und Kitas wieder vermehrt für Quarantäne-Anordnungen. Vor allem die großen NRW-Städte melden inzwischen täglich neue Fälle.
Allein in der Millionenmetropole Köln hätten sich in den ersten Tagen seit dem Schulstart 1167 Schüler in Quarantäne befunden, erklärte eine Stadtsprecherin auf Anfrage. 527 von ihnen wurden positiv getestet, die übrigen mussten als Kontaktpersonen in die Isolation.
Zahlreiche Fälle auch in Dortmund, Duisburg und Düsseldorf
Die Stadt Duisburg musste vergangene Woche 105 Kontaktpersonen in Schulen und 92 in Kitas in Quarantäne schicken. Am Montag kamen sechs positive Tests in Grundschulen und ein Fall in einer Kita dazu. Für sie werden erst noch Kontaktpersonen ermittelt.
In Dortmund mussten zwei Kitas sowie sieben Kita-Gruppen wegen Corona-Fällen geschlossen werden. An den Dortmunder Schulen gibt es zwei aktuelle Infektionsfälle, die weitere Quarantäne-Anordnungen für Kontaktpersonen nach sich zogen. In der Landeshauptstadt Düsseldorf wurden seit dem Schulstart vergangene Woche bereits über 120 positive Tests aus den Schulen gemeldet.
NRW ist bei der Corona-Inzidenz bundesweit Spitzenreiter
Nordrhein-Westfalen ist mit einer Corona-Inzidenz von 103,3 bundesweiter Spitzenreiter und liegt deutlich über dem Schnitt aller Länder von 56,4.
Um Präsenzunterricht trotz der rollenden vierten Infektionswelle möglichst ungestört im Herbst fortführen zu können, hatte die Landesregierung zuletzt die Quarantäne-Regeln für Schüler gelockert. Statt ganzer Klassen oder Gruppen sollen nur noch unmittelbare Sitznachbarn oder Lehrkräfte nach intensivem Kontakt mit einem Infizierten von den Gesundheitsämtern in die Isolation geschickt werden.
Krankenhausgesellschaft warnt vor mehr Intensivpatienten
Ingo Morell, Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft, warnte am Montag vor einer Verschiebung des Infektionsgeschehens: „Wir stellen eine langsame Zunahme bei der Inanspruchnahme von Intensivkapazitäten fest. Es handelt sich vor allem Jüngere unter 40 Jahren, die nicht geimpft wurden. Impfen ist das Gebot der Stunde.“
Ayla Çelik, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), kritisierte den laxen Umgang mit Infektionen im Klassenraum: „Gerade Schulen stehen nicht außerhalb des Infektionsgeschehens – sie brauchen einen ganz besonderen Schutz. Den hat das Ministerium aufgeweicht.“
Die Landeselternkonferenz (LEK) bemängelte fehlende Vorkehrungen wie Luftfilter für sicheren Präsenzunterricht auch bei stark steigenden Infektionszahlen: „Alle schauen angespannt auf die steigenden Inzidenzen, sorgen sich um die Gesundheit ihrer Kinder und Angehörigen und hoffen, dass die Schulen wirklich offenbleiben können und Kinder im Herbst nicht wieder in Schulen frieren müssen.“
SPD-Bildungsexperte Ott: "Es fehlt ein B- oder C-Szenario für die Schulen"
SPD-Fraktionsvize Jochen Ott sieht die Gefahr, dass durch immer mehr Quarantäne-Fälle von Schülern und Lehrern der formale Präsenzunterricht ausgehöhlt werden könnte: „Es gibt weder ein B- oder ein C-Szenario für die Schulen, keinen Plan für kleine und vor allem feste Lerngruppen oder für den systematischen Einsatz außerschulischer Lernorte, geschweige denn ausreichend Luftfilter oder Impfkonzepte für die Schulen.“