Essen. Das Land hält mehr Präsenzveranstaltungen an den Unis für möglich. Dafür bräuchte es aber gezielte Impfkampagnen, sagen die Hochschulrektoren.

Die NRW-Landesregierung hält weitere Corona-Lockerungen an Universitäten im Juni für machbar. Zugleich dringt die Landesrektorenkonferenz auf Impfungen für Studenten.

Nach dem Impfgipfel von Bundeskanzlerin und Länderchefs fordern die Rektoren der Hochschulen mit Nachdruck auch ein Impfangebot für die Studierenden. Nach drei Semestern im „Ausnahmezustand“ weitgehend ohne Präsenzveranstaltungen dringt die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) auf eine Öffnungsperspektive für die rund 750.000 Studierenden in NRW. „Die Hochschulen können nur mit einer entsprechend hohen Impfquote bei Studierenden und Lehrenden in den Regelbetrieb zurückkehren, allein durch Testungen ist dies nicht machbar“, erklärte HRK-Präsident Peter-André Alt am Freitag.

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Erneut sehen sich die Hochschulen und Studierenden von der Politik nicht beachtet. In der aktuellen Coronaschutzverordnung von NRW ist von der Situation an den Hochschulen nicht die Rede. Bislang muss die Lehre vorwiegend online stattfinden. Es gelten seit der jüngsten „Allgemeinverfügung“ das Landes vom 14. Mai die bisherigen Hygiene- und Abstandsregeln, die einen normalen Uni-Betrieb nicht erlauben. So dürfen an Präsenzveranstaltungen nicht mehr als 50 Personen teilnehmen.

Einschränkungen bis zum Herbst

Jüngst hatte NRW-Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen den Hochschulen aber Hoffnung gemacht: „Wenn sich die Inzidenz-Zahlen weiter so positiv entwickeln wie zuletzt, sind Anfang Juni weitere Öffnungsschritte an den Hochschulen hin zu mehr Präsenz vorgesehen – nicht nur bei Prüfungen, sondern auch bei Lehrveranstaltungen“, sagte die Ministerin dieser Redaktion.

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Die Rektoren fordern Bund und Länder auf, die Studierenden bei der Impfkampagne gezielt zu unterstützen, sonst könnten sich die Einschränkungen bis ins kommende Semester verlängern: „Ein flächendeckendes Impfangebot erst bis Ende September bedeutet, dass eine Immunisierung einer ausreichend großen Zahl von Studierenden für das kommende Wintersemester nicht gewährleistet wäre“, mahnte HRK-Präsident Alt. In die Impfaktion sollten die Impfzentren, die Hochschulen und die Universitätsmedizin einbezogen werden. Mit Hilfe des Bundes sollten sich die Länder so schnell wie möglich auf entsprechende Maßnahmen einigen.

„Aufholprogramm“ für Studierende

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„Es ist höchste Zeit, dass Bund und Länder sich endlich auch den Studierenden zuwenden“, appelliert auch das Deutsche Studentenwerk (DSW) an die Politik. Das DSW fordert neben einer Impfstrategie für Hochschulangehörige zudem ein Förderprogramm für Studierende, um Lernrückstände durch die Corona-Pandemie auszugleichen. Vorbild ist das mit zwei Milliarden Euro ausgestatteten „Aufholprogramm“ für Kinder und Jugendliche.

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„Wenn Bund und Länder Finanzmittel für die nachholende Lernförderung für Schülerinnen und Schüler bereitstellen, müssen sie ebenso ein solches Programm für die Studierenden auflegen“, sagte DSW-Generalsekretär Achim Meyer auf der Heyde. Die Studierenden hätten nach drei Digitalsemestern neben wachsenden Finanzsorgen mit zunehmenden psychosozialen Belastungen zu kämpfen, deren Folgen sie auch in den nächsten Jahren begleiten würden.