Düsseldorf. Hilfszahlungen Fehlanzeige. Viele Brauereien fallen durchs Raster. Die SPD schnürt ein “Rettungspaket, das auf einen Bierdeckel passt“.

Viele kleine und mittelgroße Brauereien in NRW fürchten nach Monaten des harten Lockdowns um ihre Existenz. „Ohne staatliche Hilfen können sie das sicher nur noch Wochen durchhalten“, warnte Axel Stauder, Geschäftsführer der Essener Stauder-Brauerei, am Montag im Landtag. SPD-Landtagsfraktionschef Thomas Kutschaty schlägt ein „Rettungspaket“ für diese Traditionsbetriebe vor, das unter anderem den Erlass der Biersteuer vorsieht.

„Es geht um Arbeitsplätze, aber auch um Tradition, Heimat- und Brauchtumspflege und um den Erhalt der Brauerei-Vielfalt im Land“, sagte Kutschaty. Die Lage der regionalen und besonders vom Fassbier-Umsatz abhängigen Betriebe ist nach unzähligen ausgefallenen Volksfesten, Kirmes-Veranstaltungen, Sport-Events und privaten Feiern prekär. „Etwa 50 Prozent des Fassbieres im Jahr 2020 in Deutschland wurde nicht getrunken“, erklärte Stauder.

Idee: Brauereien drei Jahre lang die gezahlte Biersteuer erstatten

Eine Lücke bei den Corona-Hilfen könnte der regionalen Brauwirtschaft zum Verhängnis werden. Der Gastronomie und ihren Zulieferern wurden im Herbst Ausgleichszahlungen für entgangenen Umsatz in Aussicht gestellt. Theoretisch würden auch Brauereien davon profitieren, wenn sie mehr als 80 Prozent ihres Umsatzes mit der Zulieferung an Gaststätten machen. Aber das erreichen die kleinen und mittleren Bierhersteller in der Regel nicht. Konsequenz: Die November- und Dezemberhilfen des Bundes fließen komplett an ihnen vorbei.

Die SPD schlägt zwei Maßnahmen vor, die den Brauereien über die kommenden Monate helfen sollen: Die NRW-Landesregierung solle sich erstens im Bund dafür stark machen, dass die Förderkulisse zügig verändert wird, um auch Not leidende Brauereien bei den Coronahilfen zu berücksichtigen. Außerdem solle den insgesamt 20 Brauereien in NRW, die im Jahr bis zu 200.000 Hektoliter Bier herstellen, die Biersteuer erstattet werden, und zwar für drei Jahre. Das Geld dafür könne dem 25 Milliarden Euro großen „Corona-Rettungsschirm“ des Landes NRW entnommen werden. Kosten über drei Jahre hinweg: geschätzt rund 20 Millionen Euro.

"Auf dem Sofa trinkt man weniger Bier als auf dem Fest"

Axel Stauder lobte diese „Biersteuer-Initiative“ der Sozialdemokraten. Teile seiner 100-Mitarbeiter-Belegschaft befinden sich in Kurzarbeit. Die Einnahme-Ausfälle, auch die von Stauder zuarbeitenden Unternehmen, seien „massiv“. Auch Fiege in Bochum und andere Traditionsbrauer sind in Nöten. Eine Biersteuer-Erstattung über drei Jahre sei sinnvoll, denn die Brauereien könnten leider nicht mit einem Nachholeffekt rechnen, wenn die Pandemie ende, so Stauder. Die Menschen würden nicht das Bier im Jahr 2021 zusätzlich trinken, das sie im Jahr 2020 nicht getrunken haben. Inzwischen stehen viele Brauereien vor der Frage, ob sie Bier wegschütten müssen.

Der steigende Flaschenbierumsatz kompensiere die Ausfälle beim Fassbier nicht, erklärte Stauder im Landtag: „Wenn ein Schützenfest ausfällt, und jemand den Abend zu Hause verbringt, dann trinkt er vielleicht ein Bier mehr auf dem Sofa als sonst, aber nicht die Menge, die auf dem Fest möglich gewesen wäre.“ Der Firmenchef sieht daher die Gefahr, „dass wir im Vergleich zu unseren großen Mitbewerbern deutlich geschwächt aus dieser Krise hervorgehen“.

Brauer: NRW und der Bund haben bisher nicht reagiert

„Wir haben mehrfach in Berlin und auch hier in der Landesregierung auf die Probleme mit den für uns bisher unerreichbaren staatlichen Hilfen hingewiesen“, sagte Heinz Linden, Geschäftsführer des Brauereiverbandes NRW. „Bisher haben sich da keine Taten erkennen lassen, die uns wirklich weiterhelfen.“