Düsseldorf. NRW-Innenminister Reul ist mit dem Coronavirus infiziert. Ein Labortest hat das jetzt bestätigt. Wie es nun mit der Landesregierung weitergeht.

Einen solchen Rosenmontag hat Herbert Reul noch nie erlebt. Im vergangenen Jahr grüßte der NRW-Innenminister noch in grün-gelber Ehrengarde-Uniform vom Wagen des Kölner „Zochs“. Der Terror-Anschlag von Hanau überschattete die tollen Tage und die ersten Meldungen über ein chinesisches Virus namens Corona machten die Runde. Doch Reul wollte damals bewusst mit Hunderttausenden anderen Jecken ein Zeichen der Normalität setzen.

Davon konnte am Montag spätestens ab Mittag keine Rede mehr sein. Pandemiebedingt hatte Reul seinen Beamten im Düsseldorfer Innenministerium ohnehin Dienst verordnet – zum ersten Mal an einem Rosenmontag seit dem Golfkrieg vor fast 30 Jahren. Normalerweise lässt der begeisterte Karnevalist, der an den tollen Tagen schon mal persönlich einen Spielmannszug ins Sicherheits- und Verfassungsministerium führt, ausnahmsweise sehr lange Leine.

Positiver Schnelltest auf Corona - Reul geht es den Umständen entsprechend gut

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Weil sich Reul an diesem tristen Rosenmontag auch noch krank fühlte, ließ er beim Polizeiärztlichen Dienst des Landeskriminalamts einen Schnelltests auf Corona machen. Das bittere Ergebnis: positiv. Reul ist der erste Minister in der Landesregierung von Ministerpräsident Armin Laschet (CDU), der sich trotz aller Vorsichtsmaßnahmen infiziert hat.

Reul wurde am Montag gleich nach seinem Test ins heimische Leichlingen gefahren. Ein sogenannter PCR-Test hat die Corona-Infektion dann bestätigt. Wie ein Ministeriumssprecher am Dienstag sagte, hat Reul nur „leichte Erkältungssymptome“. Er befinde sich weiter in Quarantäne und führe seine Amtsgeschäfte von zu Hause aus.

Reul gehört zwar mit fast 69 Jahren zur Risikogruppe und darf als glühender Fan von Bayer Leverkusen eher zu den passiven Sportlern gerechnet werden. Doch der CDU-Mann, einer der populärsten Leistungsträger in Laschets Team, hat auch den Ruf eines ausgesprochen robusten Arbeitstiers. In Düsseldorf hofft man, dass ihm das tückische Virus nicht zu heftig zusetzen wird. Dem Minister gehe es den Umständen entsprechend gut, erklärte eine Sprecherin des Innenministeriums.

Corona-Infektionen: Bisher drei Verdachtsfälle bei NRW-Ministern

In den vergangenen Monaten hatten sich lediglich drei Kabinettsmitglieder in Quarantäne begeben müssen, waren aber nicht selbst positiv: Heimatministerin Ina Scharrenbach, Justizminister Peter Biesenbach und Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU). Wüsts Fall hatte für Aufsehen gesorgt, weil ausgerechnet der Arzt für die interne Grippeschutz-Impfung des Verkehrsministeriums das Virus ins Haus getragen haben soll.

Unklar blieb zunächst, inwieweit die Arbeit der gesamten Landesregierung von Reuls positivem Corona-Test betroffen ist. „Das Kabinett in Gänze ist insofern nicht betroffen, da es seit geraumer Zeit im Video-Format zusammentritt“, zitierte dpa einen Regierungssprecher.

Reul hatte an Sondersitzung des NRW-Landtags teilgenommen

Welche Kontaktpersonen aus dem politischen Geschäft jedoch in Quarantäne geschickt werden, ermittelt das Gesundheitsamt des Rheinisch-Bergischen Kreises. Reul hatte Ende vergangener Woche noch an der Sondersitzung des Landtags teilgenommen und dabei über Stunden neben Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) gesessen. Laumann war am Montag nicht positiv getestet worden und arbeitet nach Angaben seines Ministeriums von zu Hause aus.

Die Parlamentsplätze auf der Regierungsbank sind durch Plexiglas-Scheiben voneinander getrennt. Außerdem sorgt die moderne Klimaanlage des Landtags sechsmal in der Stunde für einen vollständigen Luftaustausch.

Ironischerweise hatte Reul in den vergangenen Monaten immer mal am Rande von Sitzungen Scherze über die optisch und akustisch unschönen Plastikboxen gemacht. Jetzt könnte ausgerechnet diese Vorrichtung die Landesregierung vor größerem Unheil bewahrt haben.

Auch Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Rieker ist betroffen

Betroffen von Reuls Infektion ist auch die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos). Sie hatte gemeinsam mit Reul am Donnerstag an einem Pressetermin bei der Kölner Feuerwehr teilgenommen. Reker, die sowieso gerade im Urlaub und zu Hause sei, habe sich in Isolation begeben, sagte eine Stadtsprecherin am Montag. Am Dienstag solle sie getestet werden. Die Feuerwehr hat ebenfalls alle Beteiligten ins Homeoffice geschickt. Auch sie sollen getestet werden.