Essen. Laut einer Studie der Ruhr-Uni wächst der Anteil versiegelter Flächen seit Jahrzehnten. Die Forscher warnen vor Überschwemmungen und Hitzeinseln.
Grund und Boden in NRW werden immer mehr zugebaut. Einer Studie der Ruhr-Universität Bochum (RUB) zufolge sind die stark versiegelten Flächen an Rhein und Ruhr seit 1985 um ein Drittel gewachsen. Der Trend zur Flächenversiegelung habe sich zwar in den vergangen Jahren abgeschwächt. Der Flächenfraß sei aber angesichts der Herausforderungen des Klimawandels durch Starkregen und Hitzeperioden immer noch zu hoch, betonen die Forscher des Geografischen Instituts der RUB. „Besonders dicht versiegelte Flächen sorgen nicht nur für Überschwemmungen bei Starkregenereignissen, sondern auch für die Bildung von Hitzeinseln in Sommer", sagte Projektleiter Prof. Andreas Rienow der WAZ.
Mehr Bebauung trotz gleicher Bevölkerungszahl
Als besorgniserregend bezeichnete Rienow den Umstand, dass die Flächenversiegelung trotz nahezu stagnierender Bevölkerungszahl in NRW immer weiter fortschreite. Beispielhaft hochgerechnet hat das Forscherteam den Flächenverbrauch für Bochum, Gelsenkirchen und Bonn. Die drei Städte sind Partnerstädte des Projekts. Laut dieser Prognose würde bei einem Fortschreiten des bisherigen Wachstums die versiegelte Fläche dort bis 2030 um rund elf Hektar jährlich zunehmen. Pro Jahr wäre das eine Fläche so groß wie etwa 15 Fußballfelder. Flächenversiegelung seit vor allem ein urbanes Phänomen, so Projektleiter Rienow.
Technik aus dem Weltraum
Bei der Ermittlung des Flächenverbrauchs in NRW setzten die Forscher auf Technik aus dem Weltraum. Um die Versiegelung der Landschaft über eine derart lange Zeitstrecke lückenlos dokumentieren zu können, werteten sie gemeinsam mit Wissenschaftlern aus Bonn Aufnahmen auch älterer Satellitenaufnahmen der vergangenen 50 Jahre aus. Per Computer konnten anschließend die Veränderungen der Bodenversiegelung auf ein Raster von nur 30 mal 30 Meter großen Einzelaufnahmen heruntergerechnet werden.
Bundesweit immer noch täglich 58 Hektar zur Bebauung freigegeben
Aus Sicht der Forscher droht durch den anhaltenden Flächenfraß auch das so genannte 30-Hektar-Ziel der Bundesregierung deutlich verfehlt zu werden. Der Bund hatte sich im Rahmen der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie zum Ziel gesetzt, den Ausbau von Siedlungs- und Verkehrsflächen auf unter 30 Hektar pro Tag zu verringern. Zwar habe sich das Versiegelungstempo verlangsamt, so Rienow. Doch 2017 seien bundesweit immer noch täglich 58 Hektar zur Bebauung freigegeben worden.