Essen. Pflegebedürftige in NRW müssen noch mehr für die Betreuung im Pflegeheim zahlen. Der gestiegene Eigenanteil soll aber nicht coronabedingt sein.
Pflegebedürftig zu sein, muss man sich leisten können. Erneut sind die Kosten für die Betreuung von Pflegeheim-Bewohner gestiegen. Mit einem Eigenanteil von im Schnitt rund 2460 Euro im Monat liegt NRW weiter an der Spitze der Bundesländer, meldet der Verband der Ersatzkassen (vdek).
In einem halben Jahr ist damit der Eigenanteil für einen Pflegeheimplatz in Nordrhein-Westfalen um 55 Euro gestiegen. Die Corona-Pandemie soll bei der Kostensteigerung aber keine Rolle spielen, geben Pflegeverbände an.
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Der Hauptgrund für die steigenden Kosten für einen Heimplatz in NRW ist die Lohnentwicklung, betont der Verband der Ersatzkassen in Nordrhein-Westfalen. „Hier wird in vielen Pflegeheimen nach Tariflohn bezahlt, da in NRW relativ viele der Träger Wohlfahrtsverbände und Kommunen sind“, so vdek-Sprecherin Sigrid Averesch-Tietz.
Eigenanteil steigt – nicht aufgrund von Corona
Bundesweit liegen die Eigenanteile für Pflegeheim-Plätze weit auseinander: In Sachsen-Anhalt liegt müssen Heimbewohner und deren Angehörige im Schnitt nur rund 1465 Euro im Monat zahlen. Lesen Sie hier: Was ein Altenheim im Monat kostet.
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„Seit Jahren steigt der Eigenanteil linear, das ist leider keine Neuentwicklung“, erklärt David Kröll von der Bundesinteressenvertretung für alte und pflegebetroffene Menschen (BIVA), „Wir haben allerdings bis jetzt keinen Anhaltspunkt dafür, dass irgendeiner der Kostenbestände coronabedingt gestiegen ist.“
Die Kosten für die Schnelltests, den Personaleinsatz sowie weitere coronabedingte Mehrkosten in den Heimen haben Bundeshilfen wie das sogenannte Covid-19-Krankenhausentlastungsgesetz aufgefangen.
Seit Monaten kaum Betreuungsangebote in den Heimen
Allerdings werde die BIVA in den kommenden Wochen wachsam beobachten, ob coronabedingte Kosten auf die Heimbewohner übertragen werden, das sei für diese schwer nachvollziehbar, sagt Kröll. „Wir haben seit Monaten quasi keine Betreuungsangebote mehr und auch die Pflegeleistungen werden auf ein Minimum reduziert“, so Kröll.
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Über kurz oder lang müsse es eine größere Pflegereform geben, so der BIVA-Sprecher.
„Wir sind uns alle einig, dass Pflegekräfte gut bezahlt werden sollen, aber das geht mittlerweile einseitig zu Lasten von Heimbewohnern und das kann nicht sein“, sagt auch Manuela Anacker, Pflegereferentin des Sozialverbands VdK. „In Nordrhein-Westfalen ist mittlerweile schon jeder dritte Heimbewohner auf Sozialhilfe angewiesen.“
Sozialverband VdK: „Pflege darf nicht arm machen“
Die Angst der Menschen steige, im Alter in Existenznot zu geraten. „Wir sagen, Pflege darf nicht arm machen, denn dafür ist die Pflegeversicherung einst eingeführt worden“, sagt Anacker.
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Die Reformpläne von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sind aus Sicht der Pflegereferentin zwar ein Schritt in die richtige Richtung. Nach diesen Plänen soll der Teil der selbst zu tragenden Kosten, der für die reine Pflege der Person vorgesehen ist, auf maximal 700 Euro pro Monat begrenzt werden.
Allerdings kommen für Bewohner noch ein weitere Kosten für Unterkunft, Verpflegung und Investitionskosten im Heim dazu. „Daher fordern wir eine Pflegevollversicherung, die steuerfinanziert ist, damit Pflege gesamtgesellschaftlich getragen wird“, sagt die VdK-Pflegereferentin.