Düsseldorf. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann gibt Über-80-Jährigen eine Termingarantie. Impfungen in Pflegeheimen starten wieder am Wochenende.

Dauernde Besetztzeichen, zusammengebrochene Webseiten, fehlende Impfzentren. Der erste Tag der Terminvergabe für Corona-Impfungen lief chaotisch. Tausende Bürger scheiterten am Montag bei dem Versuch, per Telefon oder Internet Termine in ihren örtlichen Impfzentren zu buchen.

Trotz der Probleme am Starttag bewertet NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann die Terminvergabe mit Blick auf die hohe Nachfrage als gelungen: „Dass es gestern so war, wie es war, war mir vollkommen klar und es war unvermeidbar". Am Montagmorgen habe es um die 700 Zugriffe pro Sekunde auf das Online-Buchungsportal gegeben, so Dirk Spelmeyer von der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe. Auch wenn er den Ärger der Nutzer verstehe, müsse klar sein, dass kein System solch einen Ansturm aushalte.

Dass viele Leute direkt am ersten Tag anrufen und viele frustriert sind, weil sie lange in Warteschlangen gelandet sind, sei verständlich, so der Minister. Dennoch seien bis Dienstag rund 275.000 Termine für Erstimpfungen vergeben worden. Bereits am Montagabend habe sich die Lage entspannt.

Terminvergabe für Corona-Impfung: Jeder Impfwillige erhält einen Termin

Der Minister sicherte allen Impfwilligen in der Altersgruppe der Über-80-Jährigen zu, dass sie auch einen Termin bekämen. Das System der Terminvergabe werde erst dann geschlossen, wenn alle dieser Personengruppe einen Termin erhalten haben, sagte der Minister.

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Einige der Probleme am Starttag seien mittlerweile behoben worden, an anderen arbeite man noch, hieß es am Dienstag auch von den Kassenärztlichen Vereinigungen. Etwa der Umstand, dass Kinder für ihre Eltern nur einen Termin vereinbaren können und nicht für beide. "Die Terminvergabe läuft", versicherte eine Sprecherin. Mittlerweile würden rund 80 Prozent der Impftermine online vergeben, in den Callcentern läge die durchschnittliche Wartezeit am Dienstag bei rund 5 Minuten, am Montag seien es 6 bis 7 Minuten gewesen.

Laumann: Pro Woche rund 70.000 Erstimpfungen in NRW

Dass es zum Start der Terminvergabe mit einem großen Ansturm in den Callcentern und bei der Online-Terminvergabe gibt, damit hatten die Kassenärztlichen Vereinigungen, die die Impftermine in NRW organisieren, im Vorfeld auch gerechnet. Weshalb die KV Nordrhein dem NRW-Gesundheitsministerium ein entzerrtes Verfahren vorgeschlagen hatte. Den lehnte das Ministerium aber aus Gründen der Gleichbehandlung ab. Eine gestaffelte Information oder Terminvergabe hätte eine Reihe von Personen bevorzugt, eine andere Reihe benachteiligt, hieß es dazu aus dem NRW-Gesundheitsministerium.

Laumann geht davon aus, dass in nächster Zeit etwa 70.000 Impfdosen pro Woche für die Erstimpfung der Über-80-Jährigen in NRW zur Verfügung stehen werden. Wenn sich rund 700.000 Menschen impfen lassen wollen, werde man dementsprechend zehn Wochen brauchen, rechnete Laumann vor. Bei einer Million Menschen brauche man 14 Wochen.

In den Callcentern ist die Terminvergabe grundsätzlich von 8 Uhr bis 22 Uhr möglich. Wer im rheinischen Teil von NRW lebt, soll die kostenfreie Rufnummer 0800 116 117 01 wählen, Menschen in Westfalen die ebenfalls kostenfreie Rufnummer 0800 116 117 02. Wer die bundesweit gültige Hotline 116 117 anruft, wird weitergeleitet.

Ab dem Wochenende auch wieder Erstimpfungen in Pflegeheimen

Ab dem kommenden Wochenende sollen dann auch die Erstimpfungen in den Pflegeheimen wieder aufgenommen werden. Er hoffe, dass die komplette "Durchimpfung" der Heime in der nächsten Woche erreicht werde, so Laumann. Wegen Lieferverzögerungen bei Biontech/Pfizer-Impfstoff hatte NRW die Erstimpfungen vorerst aussetzen müssen.

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Stiftung Patientenschutz kritisiert Regierung für Terminverfahren

Kritik am Vergabeverfahren in NRW gibt es von der Deutschen Stiftung Patientenschutz: „Wenn die Welle zu groß ist, dann bricht sie über dem System zusammen. Das weiß man vorher“, sagte Vorstand Eugen Brysch am Dienstag der Deutsche Presse-Agentur. Es habe schon lange vor dem Start der Terminvergabe in NRW am Montag Warnungen gegeben, dass es bei einer so großen Gruppe von ungefähr einer Million Menschen zu Problemen kommen werde. „Es ist mit Vorankündigung was da geschieht“, betonte Brysch. Man dürfe das System der Terminvergabe nicht am Anfang fahrlässig „vor die Wand fahren“. Besser wäre es gewesen, die Terminvergabe schrittweise mit kleineren Gruppe zu beginnen.

Aber auch das Verfahren selbst ist nach Ansicht der Deutschen Stiftung Patientenschutz im Vergleich zu anderen Bundesländern schlecht ausgestaltet. Es gebe Bundesländer, in denen man sich als Impfwilliger registriere und dann per Mail einen Terminvorschlag bekomme. Das Vorgehen in NRW mit vielen vergeblichen Versuchen, sich im Internet oder am Telefon einen Termin zu holen, führe zu Frust bei dem Betroffenen. (mawo/dpa)