Düsseldorf. Leere Impfzentren, volle Telefonleitungen: Der Pannenstart bei der Ü80-Terminvergabe hat diese Woche ein parlamentarisches Nachspiel.
Nach dem pannenreichen Start der Impf-Terminvergabe am Montag für rund eine Million über 80-Jährige in Nordrhein-Westfalen haben die Grünen von der Landesregierung einen „Strategiewechsel“ gefordert. Die Fokussierung der Landesregierung auf 53 Impfzentren mit zentraler Terminvergabe sei ein logistischer Fehler, kritisierte Landeschefin Mona Neubauer am Montag in Düsseldorf. Gerade für ältere Menschen bedeuteten etwa „Impf-Nachmittage beim Hausarzt mehr Sicherheit und Vertrauen“, so die Grünen-Politikerin. Lieferung und kurzzeitige Lagerung der Dosen in dezentrale Praxen seien sehr wohl machbar.
Die Landesregierung lasse stattdessen Senioren „in der Abenddämmerung mit dem Rollator zum Impfzentrum stolpern“, prophezeite Neubaur. Es sei zudem gerade für Betagtere schwierig, telefonisch oder per Internet einen Termin zu vereinbaren. Die Impfzentren seien seit Wochen „ungenutzte und von den Kommunen bezahlte Waschstraßen“, monierte Neubaur.
Senioren müssen wohl wochenlang auf Impftermin warten
In NRW leben etwa eine Million Menschen zuhause. Sie sollen nach Abschluss der Impfung von Pflegeheim-Bewohnern und medizinischem Personal als erste große Bevölkerungsgruppe ein Impfangebot erhalten. Da NRW jedoch absehbar wöchentlich nur 80.000 Impfdosen zur Verfügung hat und es beim Hersteller Biontech/Pfizer aktuell zu Lieferengpässen gekommen ist, müssen die Senioren mitunter monatelang auf ihre beiden Termine warten. Ab 8. Februar sollen die ersten geimpft werden. Beim Start der Terminvergabe am Montagmorgen waren zeitweise Hotline und Homepage nicht erreichbar.
SPD-Fraktionsvize Lisa-Kristin Kapteinat sprach von "Impfchaos" und beantragte eine Aktuelle Stunde in der Plenarsitzung des Landtags, in der die Landesregierung noch in dieser Woche die Probleme erläutern muss. „Für viele der Betroffenen war heute ein wichtiger Tag, denn sie wollten endlich ihren Impftermin vereinbaren. Hierfür wurde extra eine Website eingerichtet – welche direkt zusammengebrochen ist. Und auch die Hotlines zur telefonischen Anmeldungen waren nicht erfolgreich", kritisierte Kapteinat.
Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hatte befürchtet, dass es am Anfang „ruckeln“ werde und selbst die beste Infrastruktur wegen des erwarteten Andrangs an ihre Grenzen kommen werde.
Impfzentren sind bereits seit 15. Dezember einsatzbereit
In NRW sind bereits seit 15. Dezember landesweit 53 kommunale Impfzentren einsatzbereit. Hintergrund: Das zunächst verimpfte Vakzin von Biontech/Pfizer muss bei längerer Lagerung auf minus 70 Grad gekühlt werden. Außerdem gelten verschärfte Sicherheitsmaßnahmen, so dass die Polizei jede Fahrt von Impfstoff bewacht. Auf eine dezentrale Auslieferung an Hausarztpraxen war deshalb zunächst verzichtet worden. Zudem hat sich NRW – anders als andere Bundesländer – für eine konsequent bevorzugte Erst- und Zweit-Impfung der landesweit 170.000 Pflegeheim-Bewohner entschieden. Diese gilt als deutlich zeitaufwendiger, weil Einverständniserklärungen eingeholt und medizinische Teams in die Einrichtungen geschickt werden müssen.